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Veloselbstverleihsystem „velospot“

Erstellt am 30.11.2012
Aktualisiert am 03.12.2012

Profil & Eckdaten

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  • Geschäft

Investitionskosten

  • hoch (ab Fr. 50'000.-)
0 10'000 50'000
  • hoch (ab Fr. 50'000.-)

Jährliche Betriebskosten

  • hoch (ab Fr. 20'000.-)
0 5'000 20'000
  • hoch (ab Fr. 20'000.-)

Raumtyp

  • Zentrum / Stadt
  • Agglomeration

Gemeindegrösse

  • 5'000 - 10'000 Einwohner
  • 10'000 - 20'000 Einwohner
  • > 20'000 Einwohner

Seit einigen Jahren entstehen in der Schweiz in verschiedenen Städten Veloselbstverleih- bzw. Bikesharing-Systeme. Die bekanntesten sind „velopass“, „PubliBike“, „nextbike“ und „velospot“. Die Systeme haben folgende Gemeinsamkeiten: sie sind im öffentlichen Raum zugängliche Selbstbedienungssysteme zur Fahrradausleihe. Die Velos sind in einem grösseren Netzwerk von Stationen für einzelne oder mehrere Fahrten mittels Kurzzeitmiete ausleihbar. Veloselbstverleihsysteme unterscheiden sich von der Velovermietung vor allem dadurch, dass das Velo nicht an den Ausgangsort zurückgebracht werden muss und die Ausleihe selbstständig erfolgen kann. Eine Vermittlung zwischen den verschiedenen Systemen in der Schweiz gewährt die Koordinationsstelle bikesharing Schweiz. Im Beispiel wird das System „velospot“ in der Stadt Biel vorgestellt, welches eine kurze, aber sehr erfolgreiche Lebensgeschichte hinter sich hat.

Ein Leihvelo kann spontan, flexibel und situationsabhängig eingesetzt werden. Zudem muss man sich nicht selber um kaputte Lichter und gerissene Bremskabel kümmern. Leihvelos reduzieren das Velofahren daher auf seine besten Seiten: dann ein funktionierendes Velo benutzen, wenn es gerade praktisch ist – wobei das Velo an beliebigen Stationen entgegengenommen und abgegeben werden kann. Dadurch ist das System zuverlässig und ermöglicht eine grosse Flexibilität. Diese Bedingungen vereinfachen es, das Fahrradfahren selber auszuprobieren und es langsam in den eigenen Mobilitätsalltag zu integrieren.
 

Beispiel „velospot“ in der Stadt Biel

„velospot“ ist ein automatisches Veloverleihsystem, das die Stadt Biel zusammen mit Partnern aufgebaut hat. Es wurde Ende 2010 im Rahmen einer Testphase in Betrieb genommen. Biel eignet sich aufgrund seiner Topografie und seiner Grösse perfekt für den Veloverkehr. Das A und O des Bieler Systems ist die einfache Infrastruktur, welche den Aufbau eines dichten Netzes an Stationen erlaubt. Bis im Sommer 2012 hat Biel ein flächendeckendes und feinmaschiges Netz mit rund 40 Stationen und 250 Leihvelos aufgebaut. Neben dem ökologischen hat das Projekt auch einen sozialen Nutzen, da die Betreuung der Fahrräder und das Flottenmanagement von Teilnehmenden eines Sozialprogramms für Langzeitarbeitslose gewährleistet werden.   Im Mai 2012 erhielt die Stadt Biel für das Bikesharing-System „velospot“ einen Anerkennungspreis des Prix Velo Infrastruktur 2012 von Pro Velo Schweiz.

Beschreibung

Hintergrund

Die Stadt Biel hat seit Anfang der Neunzigerjahre grosse Anstrengungen unternommen, um den Veloverkehr zu fördern. Dazu gehören die Umsetzungen von zahlreichen Massnahmen für den rollenden und ruhenden Verkehr sowie die Schaffung einer Fachstelle für den Langsamverkehr. 2005 erhielt die Stadt den Prix Velo für ihr Veloparkierkonzept. Das Bikesharing-System „velospot“ soll nun neue Bevölkerungsgruppen aufs Velo bringen, damit sich die grossen Investitionen in die Infrastrukturen für Velofahrende lohnen und von mehr Personen genutzt werden können.

Angebot

Das Grundprinzip von „velospot“ ist einfach und innovativ: Die Velos sind in den Leihstationen nicht angedockt, sondern kommunizieren ohne physischen Kontakt mit der Station. Im Übrigen funktioniert das System wie andere moderne Bikesharing-Systeme. Die Benutzer registrieren sich, der Zugang geschieht über eine elektronische Karte, und ein zentraler Server überwacht und zeichnet die Ausleihvorgänge auf. Die Karte wird am elektronischen Schloss des Fahrrades eingelesen.

Die Leihstationen (sogenannte „velospots“) bestehen aus einem Gehäuse, das die Station als solche kennzeichnet und die für die Kommunikation notwendige Elektronik enthält. Die „velospots“ kommunizieren mit den Velos mittels Kurzstreckenfunk und leiten die Informationen dann per Handynetz an den zentralen Server weiter. Ein Aspekt, der „velospot“ zum Erfolg verleiht, ist das richtige Verteilen der Velos auf die Stationen: an wichtigen Stationen stehen mehr Velos als an weniger frequentierten. Dadurch kann der Kunde eher davon ausgehen, dass an der von ihm gewählten Station noch ein Velo zur Verfügung steht.

Die Benutzerinnen und Benutzer kaufen ein Jahresabo oder eine Tageskarte und sind dadurch registriert. Die erste halbe Stunde der Benützung ist jeweils im Abonnementspreis inbegriffen. Danach wird eine zusätzliche Mietgebühr verrechnet. Damit soll erreicht werden, dass die Velos nur für kurze Zeit ausgeliehen werden und die Benutzerrotation hoch ist. Während der Benutzung kann der Kunde sein Velo auch ausserhalb der Station abschliessen und mit der Benutzerkarte wieder öffnen.

„velospot“ ist so aufgebaut, dass es als schlüsselfertiges und erprobtes System von weiteren Städten und Gemeinden übernommen werden kann. Die Stadt Biel ist bereits im Gespräch mit verschiedenen Städten, die sich für „velospot“ interessieren.

Erfahrungen

„velospot“ wurde nach einer Test- und einer Pilotphase Mitte Juli 2012 offiziell lanciert. Bis Herbst 2012 wurde das System auf rund 40 Stationen und 250 Velos ausgebaut. Im September 2012 konnte bereits beobachtet werden, dass die Velos im Durchschnitt  mehr als ein Mal pro Tag ausgeliehen werden. Mit der Vergrösserung des Kundenkreises soll die Auslastung weiter gesteigert werden. In den ersten zwei Monaten nach der offiziellen Lancierung wurden bereits rund 500 Jahresabonnemente verkauft. Die „velospot“-Kunden generieren die unterschiedlichsten Fahrten und nützen das engmaschige System der Stationen voll aus. Zahlreiche persönliche und positive Rückmeldungen per Mail oder Post zeugen von der Attraktivität des Systems in den Augen der Nutzenden.

Wirkung

Umwelt und Energie

Eine Berechnung der Stadt Biel geht davon aus, dass langfristig 20% der Fahrten, die mit den Leihvelos getätigt werden, MIV Fahrten ersetzen. Die dadurch berechnete CO2-Einsparung beträgt rund 5t pro Jahr. Zudem werden kurze Auto-Strecken durch Velofahrten ersetzt. Dies ist im Hinblick auf die Luftschadstoff-Emissionen besonders wertvoll, denn ein kalter Motor erzeugt einen bis zu 40 Prozent höheren Schadstoffausstoss pro Kilometer als ein warm gelaufener. Zudem wird den Menschen das Velofahren vereinfacht, indem ihnen zu jeder Zeit ein funktionierendes Fahrrad zur Verfügung gestellt wird. „velospot“ möchte mit dem Herabsetzten der Hürde Menschen zum Velofahren bewegen, die sonst nicht Fahrrad fahren. „velospot“ verfügt also auch über Sensibilisierungspotential.

Gesellschaft

Durch das Verwenden der Leihvelos tun Bürgerinnen und Bürger etwas für ihre Gesundheit. Zudem sinken die Luftschadstoffemissionen, wodurch die Wohnqualität steigt. Des Weiteren generiert „velospot“ sinnvolle Einsatzplätze für Langzeitarbeitslose.

Wirtschaft

Für Gemeinden und Unternehmen trägt ein Veloselbstverleihsystem zum Imagegewinn bei, da sie sich damit für den Umweltschutz und für die Gesundheit von Bürgerinnen und Bürgern einsetzen. Für den Tourismus ist ein Veloverleihsystem ein geeignetes Marketing-Instrument. Die Leihstationen von „velospot“ stellen einen sehr bescheidenen visuellen und physischen Eingriff in den öffentlichen Raum dar und die Kosten für ihre Infrastruktur sind tief. Die Investitionen sind daher relativ klein im Vergleich zu anderen Veloselbstverleihsystemen.

Werkzeuge

Vorgehen

An der technischen Entwicklung von „velospot“ waren verschiedene Unternehmen aus der Region Biel beteiligt. Die Federführung des Projektes liegt bei der Stadtplanung Biel. Der Bereich Langsamverkehr des ASTRA begleitet das Projekt fachlich. Der Sozialbetrieb Landschaftswerk Biel-Seeland ist verantwortlich für die betrieblichen Aspekte wie Flottenmanagement, Unterhalt und Reparaturen.

„velospot“ kann als schlüsselfertiges und erprobtes System von weiteren Städten und Gemeinden übernommen werden. Für den Aufbau eines Bikesharing-Projektes bietet sich folgendes Vorgehen an:

  1. Konzept erstellen (Zielgruppen, Rolle im städtischen Verkehr, Netzarchitektur, Bedürfnisse der Gemeinde, Ansprüche an Infrastrukturen)
  2. Businessplan und Betriebsmodell entwickeln
  3. lokale Betreiberin und Partner suchen
  4. Standorte der Verleihstationen festlegen
  5. Finanzierung sicherstellen (Sponsoren, Private, öffentliche Hand)
  6. evt. öffentliche Ausschreibung organisieren
  7. Umsetzungsphase

Finanzierung

Der Aufbau des „velospot“-Netzes in Biel kostete rund 700‘000 Franken (ohne Entwicklungskosten und Betriebsaufbau). Die jährlichen Kosten für den Betrieb betragen rund 250'000 Franken, dazu kommen Gelder der öffentlichen Hand für das Sozialprogramm, welches das Angebot betreibt. Die genannten Betriebskosten sollen durch die Einnahmen über die Vermietung von Werbeflächen auf den Velos sowie über die Verkäufe der Abonnemente gedeckt werden. Den Verkauf der Abos übernehmen lokale Partner wie die Congrès Tourisme et Sport SA (CTS SA) und die Betreiberin des Bahnhofparkings APCOA.

Folgende Preise werden für die Abonnemente verlangt:

  • Tagesabonnement: 10.- Franken
  • Jahresabonnement: 60.- Franken

Der Aufbau des Netzes wird von privaten Unternehmen unterstützt, die an ihrem Firmensitz eine Verleihstation aufbauen möchten. Das Projekt profitiert von finanziellen Beträgen des Bundesamtes für Energie und des Lotteriefonds des Kantons Bern.

Marketing

Die Stadt Biel hat die Medien und die Öffentlichkeit an verschiedenen Anlässen über die Implementierung und den Verlauf des Projektes informiert. Das Angebot wird ausserdem über die Website, durch Informationstafeln an den Leihstationen und mit Broschüren bekannt gemacht. Mit den am Projekt beteiligten Firmen wurden Spezialkonditionen für die an den Leihvelos interessierten Mitarbeitenden ausgehandelt. Für die Bewerbung des Angebots und die Kommunikation helfen lokale Partner wie der Tourismus Biel-Seeland und die Congrès Tourisme Sport SA der Stadt Biel mit.

Weitere Informationen

Weiterführende Links:

Weitere Downloads:

Kontaktadressen und Bezugsquellen:

Stadt Biel
Stadtplanung
Zentralstrasse 49
CH-2502 Biel/Bienne
Tel. 032 326 16 33
Fax: 032 326 16 92
www.biel-bienne.ch

Fragen Sie auch die Vertreter von Mobilservice Praxis Ihres Kantons um Rat.

Verantwortlich für die Ausarbeitung dieses Praxis-Beispiels:

Kanton Bern
Amt für Umwelt und Energie
Abteilung Immissionsschutz
Laupenstrasse 22
CH-3011 Bern
Tel. 031 633 57 80