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Plattform für Fahrgemeinschaften: PubliRide Baden

Erstellt am 03.05.2016

Gemeinsam fahren mit sympathischen Leuten (Foto: PostAuto Schweiz AG) Gemeinsam fahren mit sympathischen Leuten (Foto: PostAuto Schweiz AG)

Profil & Eckdaten

zugeordnete Tags/Schlagwörter

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Investitionskosten

  • gering (bis Fr. 10'000.-)
  • mittel (bis Fr. 50'000.-)
0 10'000 50'000
  • gering (bis Fr. 10'000.-)
  • mittel (bis Fr. 50'000.-)

Jährliche Betriebskosten

  • mittel (bis Fr. 20'000.-)
0 5'000 20'000
  • mittel (bis Fr. 20'000.-)

Raumtyp

  • Zentrum / Stadt
  • Agglomeration
  • Ländlich / Dorf

Gemeindegrösse

  • < 5'000 Einwohner
  • 5'000 - 10'000 Einwohner
  • 10'000 - 20'000 Einwohner
  • > 20'000 Einwohner

Gemeinsam fahren – das spart Platz im rollenden sowie stehenden Verkehr und schont das Portemonnaie. Der effiziente Einsatz des Autos im Rahmen von Fahrgemeinschaften ist eine ideale Ergänzung zum öffentlichen Verkehr. Während Fahr­gemeinschaften in Stadtzentren und Agglomerationen Verkehrsbelastungen mindern, geht es in ländlichen Regionen um eine Ergänzung des bestehenden Mobilitätsangebots.

Beispiel PubliRide in Baden

Im Vorfeld zur Grossbaustelle am Schulhausplatz in Baden hat die Bevölkerung vermehrt Stausituationen im Stadtzentrum befürchtet. PostAuto und badenmobil haben daher in Zusammenarbeit mit flinc im Mai 2015 das Mitfahrnetzwerk PubliRide Baden lanciert, das Autofahrenden erlaubt, durch gemeinsames Fahren zur Reduktion des Verkehrsaufkommens beizutragen. Via flinc-Plattform und Postauto-App lassen sich erstmals in der Schweiz mit nur einer Abfrage gleichzeitig Mitfahrgelegenheiten und ÖV-Verbindungen darstellen. Eine Grossbaustelle bietet die Möglichkeit, das von Gewohnheiten geprägte Mobilitätsverhalten zu überdenken und neue Alternativen auszuprobieren.   Mitfinanziert worden ist das Projekt durch das Dienstleistungszentrum für innovative und nachhaltige Mobilität UVEK (DZM) sowie die Abteilung Verkehr des Departements Bau, Verkehr und Umwelt des Kantons Aargau.

ÖV-Verbindungen auf der flinc-Webseite und Fahrgemeinschaften in der PostAuto-App (Screenshots PostAuto Schweiz AG) ÖV-Verbindungen auf der flinc-Webseite und Fahrgemeinschaften in der PostAuto-App (Screenshots PostAuto Schweiz AG)

Beschrieb

Hintergrund

Der Schulhausplatz Baden gehört mit seinen rund 46'000 Fahrzeugen täglich zu den am stärksten frequentierten Kreuzungen der Schweiz. Er wird von Juli 2015 bis Ende 2017 saniert und neu gestaltet, was die Befahrbarkeit des Knotens einschränkt. Zur Minderung des Verkehrsaufkommens bieten RVBW, PostAuto sowie badenmobil während der Bauzeit Alternativen zum Individualverkehr an: ein verstärktes ÖV-Angebot, die Velo-Förderaktion bike4car sowie das Mitfahrnetzwerk PubliRide Baden. Letzteres soll zu einer besseren Auslastung der Autos führen und so das Verkehrsaufkommen am Schulhausplatz reduzieren, denn bisher sitzen im Kanton Aargau bei Fahrten zur Arbeit im Schnitt nur je 1.08 Personen in einem Fahrzeug.

Angebot

PubliRide basiert auf der Mitfahrplattform der flinc GmbH. Dieses Unternehmen vermittelt in Echtzeit via App und Website flexible Fahrgemeinschaften von Tür zu Tür und berücksichtigt dafür auch Teilstrecken. Zuerst registriert man sich über die Website www.publiride.ch/baden mit Handy-Nummer, E-Mail-Adresse und Foto. Die Nutzenden der Plattform geben an, wann sie andere Personen mit dem Auto mitnehmen können oder Mitfahr­gelegenheiten suchen. Das System vermittelt automatisch die Mitfahrtgesuche an die passenden Angebote und verschickt danach eine Benachrichtigung. Den genauen Treffpunkt sowie den Preis vereinbaren die beiden Parteien z.B. per Chat. Fahrerinnen und Fahrer können so ihre eigenen Kosten senken sowie die Auslastung ihrer Fahrzeuge erhöhen. Nach der Fahrt können sich Fahrende und Mitfahrende gegenseitig bewerten.

PubliRide Baden umfasst einen Radius von 20 km um die Stadt Baden und damit eine Region, in der rund 150'000 Menschen leben. Die Nutzergruppe PubliRide Baden stärkt das Vertrauen der Nutzenden und ermöglicht statistische Auswertungen.

Eine Besonderheit von PubliRide ist, dass neben Mitfahrgelegenheiten auch die passenden ÖV-Verbindungen angezeigt werden. Umgekehrt wird auch bei einer Fahrplanabfrage in der PostAuto-App die passende Mitfahrgelegenheit angezeigt.

Erfahrungen

Seit der Lancierung im Mai 2015 haben sich über 630 Personen (Stand April 2016) bei PubliRide Baden registriert. Pro Werktag stehen zwischen 40 und 80 Fahrten zur Verfügung, 20 bis 30 Mitfahrten werden gesucht. Täglich vermittelt flinc rund 20 passende Kombinationen aus Fahrerinnen und Mitfahrern.

Es fällt auf, dass ein Grossteil der PubliRide-Fahrten in den Stosszeiten angelegt werden, was zum gewünschten Entlastungseffekt beiträgt. Angesichts der 150'000 Einwohner in der Region bleiben die Ergebnisse jedoch noch hinter den Erwartungen zurück. Im Schnitt kommt nur auf jedes dritte Fahrtangebot ein Mitfahrgesuch. In Pilotprojekten in Regionen mit dünnerem ÖV-Angebot ist das Verhältnis eher umgekehrt.

Dank PubliRide Baden ist die Förderung von Fahrgemeinschaften bei Gemeinden, Unternehmen und der Bevölkerung über verschiedene Kommunikationskanäle angeregt worden. Die Online-Anzeigen haben die grösste Wirkung mit den  meisten Klicks und Anmeldungen erzielt. Mitfahrgelegenheiten in der PostAuto-App haben zu rund 10 % der Anmeldungen geführt. Etwa ein Viertel aller PubliRider hat sich zudem für die ÖV-Angebote in den flinc-Anwendungen interessiert. Die Kombination der beiden Angebote kommt demnach gut an.

Trendforscher sagen der Sharing-Mobilität eine grosse Zukunft voraus. Inwiefern sich Fahrgemeinschaften zukünftig ganz selbstverständlich in den Mobilitätsalltag integrieren lassen, hängt nicht zuletzt von Rahmen­bedingungen der jeweiligen PubliRide-Region sowie von entsprechenden Kommunikationsmassnahmen ab.

Gemeinsam Fahren spart Platz auf Strassen und in der Stadt (Grafik: Bachmann und Partner) Gemeinsam Fahren spart Platz auf Strassen und in der Stadt (Grafik: Bachmann und Partner)

Wirkung

PubliRide nutzt bestehende Ressourcen von privaten Autofahrten, die ohnehin getätigt würden, steigert damit die Auslastung pro Fahrzeug und reduziert das Verkehrsaufkommen.

Umwelt und Energie

Fahrgemeinschaften reduzieren den Flächenbedarf im rollenden und stehenden Verkehr. 100 Fahrgemein­schaften mit einer Besetzung von 2 statt durchschnittlich 1.1 Personen im Berufsverkehr reduzieren den Bedarf an Autos um 82 Fahrzeuge. Dadurch sparen sie bei einem Platzbedarf von 5 m Länge pro Fahrzeug über 400 m Stau sowie bei Parkplatzgrössen von 12.5 m2 über 1 000 m2 Abstellflächen in der Stadt. 100 Fahrgemeinschaften sparen pro Jahr im Berufsverkehr im Schnitt rund 80‘000 kg CO2 (bei einer mittleren MIV-Weglänge von 13.8 km und einem mittleren CO2-Ausstoss von 150 g/km).

Gesellschaft

In Zukunft wird Mobilität viel stärker über neue, digitale Technologien organisiert. Diese verbinden verschiedene Verkehrsmittel auf „smarte“ Weise und erleichtern der Bevölkerung den Zugang zu den verschiedenen Verkehrs­mitteln. Vermehrt wird im Alltag ein Fehlen von Begegnungsmöglichkeiten beklagt – und dem wirken Fahr ­gemeinschaften entgegen, mit einer bewussten Mobilität und sympathischen Begegnungen. Zudem erhöhen sie die Konzentration des Lenkers und senken damit die Unfallgefahr.

Wirtschaft

Unter Experten machen sich Zweifel breit, ob ein weiterer Ausbau der Infrastrukturen von Bahn und Strasse verantwort- und finanzierbar ist. Der Ruf wird laut nach einer besseren Nutzung bestehender Strukturen: zeitliche Staffelung und höhere Auslastung der Fahrzeuge. Arbeitgeber und die öffentliche Hand müssten dank Letzterem weniger Parkplätze bereitstellen. Im obigen Beispiel sparen 100 regelmässige Fahrgemeinschaften Erstellungs­kosten von über 1'000'000 Franken. Auch die Fahrgemeinschaften selbst sparen Geld, weil beide Parteien sich an den Fahrkosten beteiligen.

Werkzeugkasten

Vorgehen

Dank der geleisteten Entwicklungsarbeit im Rahmen des Pilotprojekts PubliRide Baden steht Gemeinden, Regionen und Unternehmen ein erprobtes Produkt zur Verfügung, das die Bevölkerung zur Nutzung von Fahr­gemeinschaften und des ÖV motiviert. Will eine Gemeinde ein Mitfahr-Projekt auf die Beine stellen, werden die folgenden Schritte empfohlen:

  1. Kontakt mit PostAuto aufnehmen (Adresse siehe unten)
  2. Ausgangslage und Problemstellung analysieren, PubliRide ggf. in bestehendes Mobilitätskonzept integrieren
  3. Bedürfnisse, Perimeter, Finanzierung und Projektorganisation klären
  4. Offerte einholen
  5. Finanzierung organisieren: gemeinsam mit Nachbargemeinden, Sponsoren oder Arbeitgebern
  6. Auftrag an PostAuto erteilen
  7. Kommunikationsstrategie festlegen und Kommunikationsmittel vorbereiten
  8. Individuelle Landingpage erstellen (z.B. www.publiride.ch/baden)
  9. Initialkommunikation und mehrmals jährlich Reminder-Aktionen, Wettbewerbe, Medienberichte etc. realisieren
  10. Erfolgskontrolle durchführen und bei Bedarf Kommunikation anhand von statistischen Auswertungen (Leistung von PostAuto) anpassen

Finanzierung

Die Kosten für PubliRide setzen sich aus einer einmaligen Aufbau-Gebühr (Implementierung) und einer jährlichen Nutzungs-Pauschale (Betrieb) zusammen. Die Preise richten sich nach der Einwohneranzahl. Auch Kooperatio­nen von Gemeinden sind möglich. Je mehr mögliche Teilnehmende involviert werden können, desto höher ist die Vermittlungswahrscheinlichkeit. Ausserdem sinken die Kosten für die einzelnen beteiligten Gemeinden.

Marketing

Sponsoren

  • Durch einen Aufruf über die Innenstadt-Vereinigung sind 4 Sponsoren (Kantonsspital Baden, Mobiliar Generalagentur Baden, city com baden, Gemeinde Ennetbaden) zur Finanzierung von Kommunikations­massnahmen gewonnen worden

Persönliche Kontakte, Informationsveranstaltungen

  • Stadtmesse, Automesse, Mobilitätstage in Baden und Fislisbach
  • Präsentationen vor Gremien von BadenRegio und der city com baden sowie Seminare von aargaumobil

Involvieren von Interessengruppen

  • Grosse Arbeitgeber werden regelmässig mit Kommunikationsmitteln (Textbausteinen, Folien und Film für Info-Bildschirme, Bildmaterial) bedient.
  • Kommunikation an Mitglieder der Innenstadt-Vereinigung und an Verteiler des Standortmarketings

Print-Produkte

  • 200 Plakate auf Plakatständern der BadenRegio-Gemeinden
  • 10'000 Flyer via Schadenkorrespondenz der Mobiliar Generalagentur Baden 
  • 100'000 Parkgaragen-Tickets des Kantonsspitals Baden

Medien

  • Newsletter mit einer Auflage von 80'000 Stück zur Baustellenkommunikation mit prominenten Hinweis auf PubliRide
  • Medienkonferenz gemeinsam mit badenmobil und RVBW vor Baustellen-Start
  • Artikel zu PubliRide in der Tagespresse und in Fachzeitschriften

Werbung

  • Online-Werbung via Google Adwords, Re-Marketing, Bannerwerbung Aargauer Zeitung -  18-Sekunden-Clip in den städtischen Kinos, Bussen und Postautos sowie auf YouTube-Trueview
  • Inserate (durch Gegengeschäfte): Automessen-Katalog, Tele M1

Weitere Informationen

Weiterführende Links:

Kontaktadressen und Bezugsquellen

PostAuto Schweiz AG
Mobilitätslösungen
Belpstrasse 37
CH-3030 Bern
Tel. 058 667 13 85
publiride@postauto.ch    

badenmobil
Beatrice Meyer
Halbartenstrasse 5
Postfach 312
CH-5430 Wettingen

Fragen Sie auch die Vertreter von Mobilservice Praxis Ihres Kantons um Rat:

Verantwortlich für die Ausarbeitung dieses Praxis-Beispiels

Kanton Aargau
Departement Bau, Verkehr und Umwelt
Abteilung Verkehr
Karin Wasem
Entfelderstrasse 22
CH-5001 Aarau