Autonome Flotten als Chance für die Verkehrswende
zugeordnete Tags/Schlagwörter
Erstellt am 31.03.2020
Bisweilen ist autonomes Fahren noch Zukunftsmusik obwohl die technologischen Voraussetzungen für eine weitgehende Automatisierung des Fahrens bei Neufahrzeugen bereits heute gegeben wären. Welche Auswirkungen die Verbreitung von automatisierten Fahrzeugen auf das Schweizer Verkehrssystem haben, untersucht die neue Studie von EBP und Interface im Auftrag der Stiftung für Technologiefolgen-Abschätzung (TA-SWISS). Neben der Behandlung von ethischen und rechtlichen Fragen im Zusammenhang mit der Einführung der Technologie präsentieren die Autor*innen drei Szenarien zur Nutzung von autonomen Fahrzeugen. Szenario 1 führt durch weitgehenden Privatbesitz der Fahrzeuge zu einem hohen Verkehrswachstum. Ein zweites Szenario geht von verschiedenen Anbietern autonomer Flottenfahrzeuge aus, die in den Städten und Agglomerationen ein effizienteres Verkehrssystem ermöglichen. In den ländlichen Gebieten hingegen sind die Besetzungsgrade durch Privatbesitz weiterhin gering. Szenario 3 skizziert einen stark kollektiv geprägten Verkehr, der günstige Mobilität durch geteilte autonome Fahrzeuge bietet und Privatbesitz unattraktiv macht. Die Studie zeigt zu jedem Szenario die Auswirkungen auf und schafft damit eine Diskussionsgrundlage über einen wünschbaren regulatorischen Rahmen.
Die deutschen ZukunftsforscherInnen Weert Canzler, Andreas Knie und Lisa Ruhport plädieren in ihrem neuen Buch «Autonome Flotten: mehr Mobilität mit weniger Fahrzeugen» klar für die Variante der kollektiven Nutzung. Sie warnen vor den negativen Umweltwirkungen autonomer Privatfahrzeuge und plädieren dafür, die Einführung autonomer Flotten als Chance für ein effizientes und bedarfsgerechtes Mobilitätssystem zu nutzen. Dazu sollen bereits heute Flottenfahrzeuge im Verkehrssystem priorisiert und auf digitalen Plattformen als attraktive Ergänzung zum klassischen öffentlichen Verkehr angeboten werden. Die Autor*innen konstatieren gleichzeitig einen grossen Reformbedarf und fordern einerseits regulatorisch vorgesehene Experimentierräume. Andererseits sei für die Verkehrswende auch ein neues Verständnis des öffentlichen Verkehrs notwendig, welches den gesamten Verkehr als öffentliche Regieaufgabe neu denkt. Als positiv herausgestrichen werden die zahlreichen Pilotprojekte der autonomen Shuttles.
Testbetriebe autonomer Shuttles finden auch in der Schweiz statt. Erkenntnisse aus diesen Pilotprojekten und Weiterentwicklungen werden unter anderem Thema sein am Kongress zur automatisierten Mobilität AUTOMATICAR, der am 16.09.2020 im Rahmen der diesjährigen Mobilitätsarena stattfindet.
Weitere Informationen
- Informationen, Film und Factsheets zur Studie "Automatisiertes Fahren in der Schweiz: Das Steuer aus der Hand geben?" (TA-Swiss 2020)
- Bestellmöglichkeit und Informationen zum Buch "Autonome Flotten: mehr Mobilität mit weniger Fahrzeugen" (Oekom-Verlag 2019)
- AUTOMATICAR vom 16.09.2020, im Rahmen der Schweizer Mobilitätsarena
- Mobilservice News Dossier zu automatisierter Mobilität (Mai 2018)
- Mobilservice News Dossier zu Mobilität 4.0 (Dezember 2017)
Dokumente auf Deutsch
- Medienmitteilung vom 26.02.2020 von TA-SWISS zur Studie "Automatisiertes Fahren in der Schweiz" [PDF, 168.2 KB]
- Kurzfassung der Studie "Automatisiertes Fahren in der Schweiz: Das Steuer aus der Hand geben?" (TA-SWISS 2020) [PDF, 1.11 MB]
- Leseprobe des Buchs "Autonome Flotten" (2019) [PDF, 170 KB]
- "Nessuno al volante – e tutto sotto controllo? I veicoli autopilotati nel sistema svizzero dei trasporti" Sintesi dello studio (TA-SWISS 2020) [PDF, 1.1 MB]