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Autofrei wohnen – in der Stadt und auf dem Land

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Erstellt am 01.10.2019

Visualisierung der Gemeinschaftssiedlung Kochermatte in Aegerten bei Biel (Bild: WBG in buona compagnia Aegerten) Visualisierung der Gemeinschaftssiedlung Kochermatte in Aegerten bei Biel (Bild: WBG in buona compagnia Aegerten)

Es gibt etliche Gründe, die für autofreie und autoarme Wohnsiedlungen sprechen. Nicht nur ökologische, auch wirtschaftliche und soziale Aspekte zeigen den grossen Nutzen solcher nachhaltigen Wohnbauten. Dass auch eine hohe Nachfrage für diese Wohnform vorhanden ist, haben Marktstudien vor über 10 Jahren aufgezeigt. Seitdem sind schweizweit zahlreiche nachhaltige Siedlungen erfolgreich umgesetzt worden – häufig mit einer genossenschaftlichen Wohnbauträgerschaft.

Die Plattform autofrei/autoarm Wohnen PAWO des VCS bietet alle wesentlichen Informationen, rechtlichen Grundlagen und Umsetzungsbeispiele zum Thema und veranstaltet regelmässig Fachanlässe für Austausch und Projektbesichtigungen. So auch am 24. September 2019 in Biel und Aegerten unter dem spannenden Titel „Autofrei wohnen ausserhalb der City – geht das?“. Offiziell gilt ja die These: Nicht jeder Standort eignet sich für eine autofreie oder autoarme Wohnsiedlung, gewisse Kriterien müssen erfüllt sein, um ein erfolgreiches Projekt zu realisieren. Und häufig wird autofreies Wohnen mit urbanen Räumen, also den grossen Städten und Agglomerationen in Verbindung gebracht. Denn in Städten wie Basel, Bern oder Zürich leben sowieso rund die Hälfte aller Haushalte ohne Auto. Aber wie geht das in kleineren Städten oder auf dem Land?

Die Präsentation von Daniel Baehler, der sich in seiner Dissertation an der Universität Lausanne umfassend mit dem autofreien Wohnen auseinandersetzt hat, ging der Frage zu den Standortvoraussetzungen von autofreien Siedlungen nach. Immerhin sind die meisten seiner Fallstudien in der Schweiz und in Deutschland nicht besonders zentral gelegene Standorte, also eher in peripheren städtischen Lagen oder sogar am Rand der Siedlungsräume. Sein Fazit ist, dass autofreies Wohnen sowohl in der Stadt als auch in ländlichen Regionen möglich ist, insofern der Standort selbst gute Voraussetzungen bietet: gute Erschliessung mit ÖV und Velo, gute Versorgungsmöglichkeiten in Fussdistanz sowie Naherholungsräume im Quartier oder Dorf. Zudem sind lageunabhängige Kriterien wie gute Veloinfrastrukturen, Carsharing, Lieferdienste sowie eine attraktive Gestaltung mit Aufenthalts- und Gemeinschaftsflächen entscheidend.

Die in der Folge vorgestellten Umsetzungsprojekte haben diese Studienergebnisse bestätigt: ob das Zwicky-Areal an einem verkehrsbelasteten Standort in der Zürcher Agglomeration und andere autoreduzierte Wohnbauprojekte der Genossenschaft Kraftwerk1 oder die Gemeinschaftssiedlung Kochermatte mitten im Dorf Aegerten bei Biel, die im Anschluss auch besichtigt wurde. Dass es noch ländlicher geht, zeigt das Projekt der Wohnbaugenossenschaft Pumera im Domleschg in Graubünden, wo der alte Dorfkern von Almens mit heute 220 EinwohnerInnen ortsverträglich und ökologisch erweitert wird. Durch ein cleveres Parkgebührenmodell in Verbindung mit einem Carsharing-Angebot werden 18 von 22 neuen Haushalten vertraglich auf einen Autostellplatz verzichten, womit die Investition in teure Parkgaragen entfällt.

Um die Vorzüge eines Lebens ohne eigenes Auto bekannter zu machen, lancierte der VCS kürzlich die Austauschplattform "Carfree". Auf dieser neuen Website finden sich viele nützliche Informationen zum autofreien Wohnen und Menschen, die schon ohne eigenes Auto leben, teilen ihre Erfahrungen.

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