Merck
Corsier-sur-Vevey (VD)
Erstellt am 03.12.2018
Aktualisiert am 20.02.2019
Anlässlich eines Expansionsprojektes von 2007 bis 2012 hat Merck für seinen Standort in Corsier-sur-Vevey einen Mobilitätsplan entwickelt und umgesetzt. Ziel war, den neuen Bedürfnissen gerecht zu werden, den Mitarbeitenden das Pendeln zu erleichtern und ihnen effiziente Mobilitätslösungen anbieten zu können. Mehrere der umgesetzten Massnahmen erlauben, die Umweltauswirkungen des Unternehmens zu reduzieren und alternative Mobilitätsformen zu fördern. Dank der Zusammenarbeit mit dem ÖV-Betreiber konnte durch eine Takterhöhung beim Busfahrplan die Erreichbarkeit des Standorts mit den öffentlichen Verkehrsmitteln verbessert werden. Eine Online-Plattform motiviert die Mitarbeitenden, Fahrgemeinschaften zu bilden.
Online Version: https://www.mobilservice.ch/de/2130.html
Profil & Eckdaten
zugeordnete Tags/Schlagwörter
Unternehmensgrösse
- gross (ab 250 MA)
Anstoss
- Von aussen auferlegt
Ausmass
- Betriebsintern
Managementsystem
- Eigenständiges Mobilitätsmanagementsystem (MMS)
Raumtyp
- Agglomeration
Unternehmensbranche
- Gesundheit und Soziales
Hintergrund
Tätigkeit des Unternehmens
Merck eröffnete 1999 den Produktionsstandort in Corsier-sur-Vevey. Dieser ist auf die Herstellung und Entwicklung von biotechnologischen Produkten für Patienten auf der ganzen Welt spezialisiert.
Standort / Rahmenbedingungen
Der Standort befindet sich in der Gemeinde Corsier-sur-Vevey, etwa 4 km nordöstlich des Bahnhofs Vevey. 30% der Mitarbeitenden wohnen in der Region, 70% sind PendlerInnen.
LV
Das Fusswegnetz ist nicht sehr gut ausgebaut. Die Route de Fenil Richtung Corsier-Village ist beleuchtet und es gibt ein Trottoir. Auf der Fenil-Brücke, der einzigen Zufahrtsstrasse von St-Légier, gibt es weder Licht noch ein Trottoir. Auf beiden Strassen gibt es keinen Veloweg.
ÖV
Die Buslinie 212 der VMCV (Transports publics Vevey–Montreux–Chillon–Villeneuve) verbindet den Standort Corsier-sur-Vevey dreimal stündlich mit dem Bahnhof Vevey. Die Bushaltestelle befindet sich vor dem Firmenstandort und ist mit einem Hindernis zur Verkehrsberuhigung gesichert, sodass die Mitarbeiter sicher die Strasse queren können.
MIV
Der Firmenstandort ist für den MIV über die Strasse von Fenil erreichbar. Die Parkplätze sind zwar limitiert, aber für die Mitarbeitenden kostenlos.
Ausgangslage / Motivation
Für die Umsetzung des Mobilitätsplans waren verschiedene Aspekte ausschlaggebend:
- Überlegungen zur Umweltauswirkung im Zusammenhang mit dem Erweiterungsprojekt des Standorts Corsier-sur-Vevey
- Die beschränkte Anzahl Parkplätze (260)
- Die Bauarbeiten für die Erweiterung (2008-2010) führten zu starken Einschränkungen im Bereich Mobilität, z.B. schwieriger Zugang zu den Parkplätzen, viele Arbeiter auf der Baustelle, vorübergehende Schliessung der Fenil-Brücke usw.). Dies erforderte, Mobilitätsprobleme kurzfristig zu lösen.
Der Mobilitätsplan für den Standort Corsier-sur-Vevey gilt für 550 Mitarbeitende und zielt darauf ab,
- neue Mobilitätsangebote zu entwickeln
- die ökologischen Auswirkungen der betrieblichen Mobilität zu verringern
- das Parkraummanagement zu optimieren
- regelmässig mit den Mitarbeitenden und den lokalen Behörden zu kommunizieren
Massnahmen
Stand: 2018
Mobilitätsmanagementsystem
Die Entwicklung des Mobilitätsplans für den Standort Corsier-sur-Vevey erfolgte in folgenden Schritten:
- Erhebungen (Mai 2008): Räumliche Analysen, Präsentation für die Mitarbeitenden
- Umfrage (August 2008): Fragebogen, Steuerungsgruppe, NutzerInnengruppe
- Umsetzung: Interne Ideenkampagne, Aktionsplan und regelmässige Kommunikation, Entwicklung einer Mobilitätsmanagementsoftware mit Mobilidée
- Für 2019 ist eine neue Untersuchung zur aktuellen Situation geplant
Bauliche Massnahmen
- Bau eines gedeckten Abstellplatzes für Zweiräder sowie eines Umkleideraums (umgesetzte Massnahme)
- Bau einer überdachten Bushaltestelle (umgesetzte Massnahme)
Organisatorische Massnahmen / Anreize
- Implementierung einer Plattform für ein Mobilitätsmanagementsystem (für das Bilden von Fahrgemeinschaften, Fahrpläne für den öffentlichen Verkehr, Parkraumverwaltung, Pläne, Informationen rund um das Thema Mobilität) (umgesetzte Massnahme)
- Förderung von Videokonferenzen (umgesetzte Massnahme)
- Einführung von Skype for business (umgesetzte Massnahme)
- Einführung von Telearbeit in einigen Fällen (umgesetzte Massnahme)
- Dienstvelos, die den Mitarbeitenden zur Verfügung stehen (umgesetzte Massnahme)
- Finanzielle Beiträge für Mitarbeitende, die mit den öffentlichen Verkehrsmitteln pendeln (umgesetzte Massnahme)
- Während der Bauphase (2008-2010): Gratis Shuttle zwischen dem Standort und der Station Corsier-sur-Vevey. Die Kosten wurden durch das Unternehmen getragen. (umgesetzte Massnahme)
- Erhöhung der Frequenzen der öffentlichen Buslinie ab 2011 durch Finanzierungsbeitrag zuhanden der Gemeinde Corsier (umgesetzte Massnahme)
- Zuteilung von Parkplätzen nach Kriterien, welche die unterschiedlichen Bedürfnisse berücksichtigen und möglichst messbar sind, wie z.B. unregelmässige Arbeitszeiten, Parkplätze für Personen mit eingeschränkter Mobilität oder Leute, die Angehörige betreuen, Fahrgemeinschaften, Nutzung der Krippe der Firma sowie Wohnort (Distanz, Erreichbarkeit mit ÖV, Dauer und Beschwerlichkeit des Arbeitswegs) (umgesetzte Massnahme)
- Mobilityfahrzeug, das den Mitarbeitenden für Dienstfahrten zur Verfügung steht (umgesetzte Massnahme)
- Schaffung einer Krippe für die Kinder der Angestellten (umgesetzte Massnahme)
- Garantierte Rückfahrt mit dem Taxi auf Kosten des Unternehmens (im Notfall, wenn Fahrgemeinschaften nicht möglich sind oder es keinen ÖV mehr gibt) (umgesetzte Massnahme)
Information und Bewusstseinsbildung
- Teilnahme an Bike to Work (umgesetzte Massnahme)
- Förderung von Fahrgemeinschaften während internen Anlässen (umgesetzte Massnahme)
- Teilnahme an verschiedenen Events (Mobilitätstag für Unternehmen der Agenda21 von Vevey, Mobilitätstag vom Lavaux, E-Bike-Testtag) (umgesetzte Massnahme)
- Intranet-Seite mit Links auf verschiedene Portale (umgesetzte Massnahme)
Wirkungen
Verkehr
Zwischen 2013 und 2018 nahm die Anzahl Personen, die alleine mit dem Auto zur Arbeit fahren, um 25% ab.
Umwelt
Zwischen 2013 und 2018 stieg die Anzahl Personen, die nicht mit dem Privatauto zur Arbeit fahren beim öffentlichen Verkehr von 45 auf 105 Personen, beim Fuss- und Veloverkehr von 2 auf 23 Personen und die Anzahl Fahrgemeinschaften stieg von 20 auf 82.
Finanzen
Der Mobilitätsplan (Software, Vergütungen, finanzieller Beitrag für Buslinie, Mobility-Fahrzeug, Taxi) wird vollständig vom Standort Corsier-sur-Vevey finanziert. Für das Mobilitätsmanagement ist eine Person erforderlich, die sich durchschnittlich eine Stunde pro Tag dem Thema Mobilität widmet.
Gesellschaft
Die Mitarbeitenden stehen der Umsetzung des Mobilitätsplans positiv gegenüber und sind sich der Herausforderungen im Zusammenhang einer nachhaltigen Mobilität bewusst.
Projekteffizienz
Die Effizienz wird an der unter Punkt „Umwelt“ erwähnten positiven Veränderung des Modalsplits gemessen.
Erfahrungen
Erfolgsfaktoren
- Investitionen des Unternehmens
- Finanzielle Beiträge für Mitarbeitende
- Verbesserungen der Tools (Smartphone-App, Schnittstelle zwischen Mobilitätsmanagementsoftware und Stempelsystem)
Hemmnisfaktoren
- Geographische Lage
- ÖV-Verbindungen und Frequenzen
- Zugangstrassen sind für FussgängerInnen und VelofahrerInnen nicht genug gut ausgebaut.
Weitere Informationen
Dieses Unternehmensbeispiel wurde in Anlehnung an die Beispiele der SVI-Studie 2004/045 "Mobilitätsmanagement in Betrieben: Motive und Wirksamkeit" (2008) für die Beispielsammlung auf Mobilservice aufbereitet. Die Erarbeitung und Übersetzung dieses Beispiels wurde durch die Unterstützung von EnergieSchweiz ermöglicht (2018).
Weiterführende Links:
- Website von Merck (en)
- Download der SVI-Studie 2004/045 "Mobilitätsmanagement in Betrieben: Motive und Wirksamkeit"
- Programm MMU von EnergieSchweiz für Gemeinden: www.mobilitaetsmanagement.ch