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Nachhaltige Mobilität in Tourismusorten

Erstellt am 01.10.2019

Die Buslinie zur Iffigenalp führt am Iffigfall vorbei und kann mit der SIMMENTAL CARD kostenlos genutzt werden (Foto: Lenk-Simmental Tourismus). Die Buslinie zur Iffigenalp führt am Iffigfall vorbei und kann mit der SIMMENTAL CARD kostenlos genutzt werden (Foto: Lenk-Simmental Tourismus).

Mobilität macht Tourismus erst möglich. Doch viele Tourismusdestinationen leiden auch unter den negativen Auswirkungen des Verkehrs. Nachhaltige Mobilitätsangebote können somit einen wesentlichen Beitrag zur hohen touristischen Qualität einer Gemeinde oder Region leisten. Im In- und Ausland gibt es zahlreiche erprobte Praxisbeispiele. An der Lenk können Feriengäste und Einheimische kostenlos die Buslinien nutzen. Dies steigert die Attraktivität der Feriendestination massgeblich.

Profil & Eckdaten

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Investitionskosten

  • mittel (bis Fr. 50'000.-)
0 10'000 50'000
  • mittel (bis Fr. 50'000.-)

Jährliche Betriebskosten

  • mittel (bis Fr. 20'000.-)
0 5'000 20'000
  • mittel (bis Fr. 20'000.-)

Raumtyp

  • Zentrum / Stadt
  • Ländlich / Dorf

Gemeindegrösse

  • < 5'000 Einwohner
  • 5'000 - 10'000 Einwohner
  • 10'000 - 20'000 Einwohner

Beispiel

Beispiel Tourismusregion Lenk-Simmental

Das Angebot von kostenlosem ÖV steigert die Attraktivität der SIMMENTAL CARD (Foto: Lenk-Simmental Tourismus). Das Angebot von kostenlosem ÖV steigert die Attraktivität der SIMMENTAL CARD (Foto: Lenk-Simmental Tourismus).

In der Ferienregion Lenk-Simmental können Gäste und Einheimische mit der SIMMENTAL CARD kostenlos die Ortsbuslinien nutzen. Möglich ist dies dank einer breit abgestützten Finanzierung durch die Gemeinde, die Bergbahnen und Kurtaxeneinnahmen. Eine Mitgliedschaft bei Bus alpin ermöglichte, die Linien Lenk-Iffigenalp und Lenk-Laubbärgli, welche nicht von öffentlichen Abgeltungen profitieren kann, zu stärken und die ganze Region weiter bekannt zu machen.

Seit der Lancierung im Sommer 2017 konnte das Angebot schrittweise ausgebaut werden. Im Frühling 2018 kam die Buslinie zum Laubbärgli dazu, seit 2019 können im Winter auch die Dorfbuslinien in Adelboden kostenlos benützt werden. Ebenfalls per Anfang 2019 lancierte die Region die digitale Version der Gästekarte. Da die Gäste ihre Gästekarte schon vor ihrer Anreise beziehen können, werden sie zur Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln motiviert. Zusätzlich erleichtert wird dies durch das schweizweite Angebot der SBB zum Gepäcktransport, von welchem auch Gäste in der Lenk und im ganzen Simmental profitieren.

Beschreibung

Die Tourismusdestination Lenk-Simmental im Berner Oberland (Foto: Lenk-Simmental Tourismus). Die Tourismusdestination Lenk-Simmental im Berner Oberland (Foto: Lenk-Simmental Tourismus).

Hintergrund

Die Freizeit ist gemäss Mikrozensus Mobilität (BFS 2015) der wichtigste Verkehrszweck der Schweizer Wohnbevölkerung. Dabei dominiert der motorisierte Individualverkehr im Freizeitverkehr bei praktisch allen Aktivitäten. So kam für 63% der für Freizeitzwecke zurückgelegten Distanzen das Auto zum Einsatz. Für viele Tourismusdestinationen ist der Verkehr denn auch eine der zentralen Herausforderungen. Überfüllte Parkplätze, Staus und Lärm stören die Gäste insbesondere während der Hochsaison. Eine nachhaltige Mobilität kann darum einen wesentlichen Beitrag zur hohen touristischen Qualität einer Gemeinde leisten. Die Hochschule Luzern publizierte 2014 das Handbuch „Sanfte Mobilität für Ihre Gäste“ und zeigt darin in 21 Praxisbeispielen, wie eine nachhaltige Mobilität die Attraktivität von Tourismusorten steigern kann.  

Die Tourismusregion Lenk-Simmental lancierte im Jahr 2015 das Programm „Fit2020“, um der Region neue Impulse zu verleihen und die Lenk als Tourismus- und Wohnort aufzuwerten. Ein Baustein war, den ÖV besser an die Bedürfnisse von Gästen und Einheimischen anzupassen. So stellten die Tourismusverantwortlichen an der Lenk zum Beispiel schon seit längerem fest, dass viele Gäste erwarteten, den Ortsverkehr ohne Aufpreis benutzen zu können. In der Schweiz und im nahen Ausland gehört dies teilweise schon seit einiger Zeit zum Standard.  

Angebot

Die Buslinie zur Iffigenalp führt am Iffigfall vorbei und kann mit der SIMMENTAL CARD kostenlos genutzt werden (Foto: Lenk-Simmental Tourismus) Die Buslinie zur Iffigenalp führt am Iffigfall vorbei und kann mit der SIMMENTAL CARD kostenlos genutzt werden (Foto: Lenk-Simmental Tourismus)

Seit Juli 2017 können Gäste und Einheimische mit der SIMMENTAL CARD kostenlos den Ortsverkehr nutzen. Das Angebot beinhaltet ganzjährig die Buslinien Bühlberg, Simmenfälle, Iffigenalp, die Reka-Linie, Laubbärgli (seit Frühling 2018) und im Winter die Dorfbuslinien in Adelboden (seit 2019). Die Tourismusdestination verfolgt mit dieser Massnahme folgende Ziele:

  • Aufwertung der Gästekarte mit direktem Nutzen für den Gast. Diverse Linien lassen sich gut mit Wanderungen kombinieren. Wie eine Gästebefragung zeigte, erwarten Gäste heutzutage, dass der öffentliche Verkehr in einem Tourismusort inkludiert ist.
  • Reduktion des Individualverkehrs und somit Entlastung des Dorfkerns
  • Positive Auswirkungen auf weitere Verbesserungen im Ort wie die geplante Dorfkerngestaltung, einer verbesserten Fussgängerführung, die Verbesserung der Parkplatzverfügbarkeit
  • Attraktivierung der Zwischensaison, wenn die Bergbahnen nicht in Betrieb sind. Mit dieser Zusatzleistung konnte die Lenk das Angebotsspektrum übers ganze Jahr hinweg ausbauen.  

Mobilität vor Ort stellt in den aktuellen Aktivitäten der Tourismusdestination Lenk-Simmental eines der wichtigsten Handlungsfelder dar. Das oben erwähnte Handbuch „Sanfte Mobilität für Ihre Gäste“ präsentiert drei weitere Handlungsfelder, die in der Lenk ebenfalls angegangen werden:

  • Verkehrs- und Raumplanung: Ebenfalls im Rahmen des Programms „Fit2020“ wird aktuell der Dorfkern aufgewertet und verkehrsberuhigt.
  • An- und Abreise: Per Anfang 2019 wurde eine digitale Version der SIMMENTAL CARD lanciert. Dies erlaubt, bereits auf der Anreise den Bus kostenlos nutzen zu können. Neben guten ÖV-Verbindungen tragen auch Möglichkeiten für Gepäcktransport dazu bei, dass weniger Leute mit dem privaten Auto anreisen. Die Gäste an der Lenk können vom schweizweiten Angebot der SBB profitieren und sich ihr Gepäck bis zum Bahnhof oder bis ins Hotel oder die Ferienwohnung zustellen lassen. Im Winter ermöglicht der Lenker Skibus zu attraktiven Preisen in die Skigebiete Betelberg und Metsch zu reisen.
  • Informieren und kommunizieren: Die besten touristischen Angebote bleiben wirkungslos, wenn den Gästen die entscheidenden Informationen fehlen. Die Tourismusregion Lenk-Simmental informiert auf ihrer Website über die verschiedenen Möglichkeiten zur Anreise sowie die Angebote der SIMMENTAL CARD.

Erfahrungen

Seit Juli 2017 gilt die Gästekarte auf allen Linien an der Lenk. Ein Vergleich der Fahrgastzahlen des Jahres 2018 mit dem Durchschnitt der Jahre 2014 bis 2016 zeigt eine Zunahme von 28 % über alle Linien (280 bis 284). Auf der Linie Lenk – Iffigenalp war die Zunahme im erwähnten Zeitraum mit 88 % besonders markant. 

Auch im Winter können die Ortsbuslinien von Gästen und Einheimischen genutzt werden (Foto Lenk-Simmental Tourismus) Auch im Winter können die Ortsbuslinien von Gästen und Einheimischen genutzt werden (Foto Lenk-Simmental Tourismus)

Wirkung

Umwelt und Energie

An der Lenk nahm der Individualverkehr durch die Inkludierung des ÖVs in die SIMMENTAL CARD tendenziell ab. Die Wanderer kombinierten ihre Ausflüge vermehrt mit dem Bus. Vor allem auf den Strecken in Richtung Iffigenalp und auf den Bühlberg wurde eine markante Zunahme der Fahrgastzahlen registriert. Das Angebot vor Ort ist für viele Gäste ein wichtiger Faktor bei der Wahl des Verkehrsmittels für die An- und Abreise. Hier ist das Potenzial für Klimaschutz besonders gross, ist doch die An- und Abreise bei Reisen mit Übernachtung für etwa 80 % der CO2-Belastung verantwortlich.

Gesellschaft

Durch die Reduktion von Verkehr verbessert sich die Lebens- und Aufenthaltsqualität, sowohl für Gäste wie auch für Einheimische. Die positiven Rückmeldungen von Einheimischen und Gästen sind beachtlich.

Wirtschaft

Ein kostenloser ÖV trägt massgeblich zur Attraktivität von Tourismusdestinationen bei und hat direkten Einfluss auf Wertschöpfung und Arbeitsplätze vor Ort. Seit 2017, als die Busnutzung in die Gästekarte inkludiert wurde, verzeichnete die Region eine Zunahme bei den kommerziellen Logiernächten von 4.3 %.

Werkzeugkasten

Vorgehen

Das Handbuch „Sanfte Mobilität für Ihre Gäste“ schlägt acht Schritte vor, um ein neues Angebot zu nachhaltiger Mobilität an Tourismusorten zu erarbeiten. Das Vorgehen an der Lenk entspricht diesem Vorgehen.  

  1. Analyse und Orientierung erarbeiten: Eine Gästebefragung zeigte das Bedürfnis für kostenlose ÖV-Nutzung.
  2. Kreative Phase einlegen
  3. Mit Partnern vernetzen und begeistern
  4. Inhalte konkretisieren, Ziele und Strategie festlegen
  5. Leistung definieren und Preis kalkulieren: Beim vorliegenden Beispiel war klar, dass die ÖV Nutzung für die Gäste gratis sein sollte. Es galt deshalb, die Finanzierung zu klären und Verhandlungen zu führen.
  6. Organisation und Servicekette sicherstellen
  7. Kommunikation und Medienarbeit leisten
  8. Qualität sichern und sich Zeit lassen

Finanzierung

Das Angebot wird zu je 20% von den Lenk Bergbahnen, der Gemeinde Lenk, den professionellen Beherbergern, über eine Erhöhung der Kurtaxen sowie durch Einsparungen bei Lenk-Simmental Tourismus finanziert.

Marketing

Zur Lancierung des Angebots war die Medienarbeit sehr wichtig. Ausserdem wurde über die bestehenden Kanäle wie Broschüren, Website oder Flyer über das Angebot kommuniziert. Ausserdem unterstützten die Partnerinstitutionen (Busgesellschaft AFA, Gemeinde Lenk, Bus alpin) bei der Kommunikation des Angebots.

Seit Anfang 2019 ist die SIMMENTAL CARD auch digital verfügbar (Foto: Lenk-Simmental Tourismus) Seit Anfang 2019 ist die SIMMENTAL CARD auch digital verfügbar (Foto: Lenk-Simmental Tourismus)

Weitere Informationen

Weiterführende Links:

Kontaktadressen und Bezugsquellen:

Lenk-Simmental Tourismus
Albert Kruker, Direktor
Rawilstrasse 5CH-3775 Lenk im SimmentalTel. 033 736 35 36
 

Fragen Sie auch die VertreterInnen von Mobilservice PRAXIS Ihres Kantons um Rat!

Verantwortlich für die Ausarbeitung dieses Praxis-Beispiels:  

Kanton Bern 
Amt für Umwelt und Energie
Abteilung Immissionsschutz 
Laupenstrasse 22 
CH-3011 Bern 
Tel. 031 633 57 80 

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