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Vivai Diffusi – hochwertige temporäre Begrünung für Städte

Créé le 02.09.2024

Mehr Aufenthaltsqualität durch temporäre Begrünung (Foto: Felicia Lamanuzzi Achitetto) Mehr Aufenthaltsqualität durch temporäre Begrünung (Foto: Felicia Lamanuzzi Achitetto)

Übersicht

Schweizer Städte und Gemeinden sehen sich zunehmend mit zahlreichen Herausforderungen unterschiedlicher Komplexität konfrontiert: die Zunahme des Strassenverkehrs, die Erhöhung der Preise für Gewerbemieten in den Innenstädten wirkt sich auf die Preise für Konsumgüter aus, die Auswirkungen des Klimawandels, der zunehmende Mangel an Freizeitflächen, der rasante gesellschaftliche Wandel und die neuen Anforderungen des lokalen, regionalen und kantonalen Arbeitsmarktes. Diese Herausforderungen zwingen die Verwaltungen dazu, immer schneller Entscheidungen zu treffen (Kumulierung von Problemstellungen), während die verfügbaren Ressourcen immer knapper werden (Personal, Material, Zeit...). Vivai Diffusi (auf Deutsch «ausgedehnte Baumschulen») ist ein Projekt, das von einer Arbeitsgruppe aus verschiedenen Fachleuten unterstützt wird. Es handelt sich um temporäre Installationen mit Begrünung in Form von Topfbäumen und Sitzgelegenheiten. Mit dem Ziel diese später permanent in den Boden zu pflanzen, werden die Topfbäume in «brachliegenden Flächen» (die auf eine Neugestaltung warten) im Stadtgebiet temporär aufgestellt. So werden das Potenzial und eine mögliche Gestaltung dieser Orte aufgezeigt. Die Initiative ist eine schnelle und kostengünstige Massnahme. Mehrere Tessiner Gemeinden, die auf die steigende Nachfrage nach Grünflächen und Massnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels sowie zur Neugestaltung des Siedlungsraums reagieren wollen, haben diesen Ansatz vor einigen Jahren übernommen.

Beispiel Chiasso (TI)

Das Projekt begann vor einigen Jahren in der Gemeinde Chiasso, wo in verschiedenen Bereichen des Stadtzentrums Topfbäume aufgestellt wurden. Eine Gruppe von Tessiner Stadtplaner:innen stellte diese Bäume im Auftrag der Gemeinde vorübergehend in Bereichen auf, die nicht sehr grün waren, aber ein hohes Nutzungspotenzial für die Stadtbevölkerung hatten. Die Idee von Vivai Diffusi ist die Schaffung von kleinen Stadtbaumschulen in städtischen Gebieten mit geringer oder keiner Identität. Derzeit gibt es solche Baumschulen in den Tessiner Gemeinden Mendrisio, Chiasso und Vezia. Die Installationen sind in der Regel in der Nähe des Strassenraums platziert und sollen die Aufwertung des ungenutzten öffentlichen Raums fördern, um ihn inklusiver und nachhaltiger zu gestalten. Die Initiative bietet die Möglichkeit, auf praktische Weise verschiedene Ansätze zur Gestaltung dieser anonymen städtischen Räume auszuprobieren und deren Potenzial in Bezug auf Nutzung und Aufenthaltsqualität aufzuzeigen. Die Instrumente der Stadtplanung sehen zwar begrünte Zonen sowie Freizeit- und Erholungsflächen vor, aber der Zeithorizont für die Umsetzung ist im Vergleich zu den Erwartungen der Bevölkerung sehr lang. Vivai Diffusi möchte die Realisierungszeit verkürzen und dies kostengünstig durch die Aufwertung leerer, oft versiegelter, schattenloser, wenig einladender und daher ungenutzter urbaner Räume erreichen.

Das in Chiasso umgesetzte Topfbaum-Modul (Foto: Felicia Lamanuzzi Architetto). Das in Chiasso umgesetzte Topfbaum-Modul (Foto: Felicia Lamanuzzi Architetto).

Beispiel Bern

Temporäre Begrünung und Sitzgelegenheit am Benteliweg in Bern (Foto: Fussverkehr Schweiz) Temporäre Begrünung und Sitzgelegenheit am Benteliweg in Bern (Foto: Fussverkehr Schweiz)

Auch in vielen anderen Städten und Gemeinden gibt es ähnliche Initiativen wie Vivai Diffusi, die sich der Begrünung von Strassen oder öffentlichen Räumen widmen. Ein Beispiel dafür ist das Modellprojekt „Bewegung, Begegnung, Belebung“, das in einer Begegnungszone im Stadtteil Bümpliz in Bern durchgeführt wurde. Auch hierbei handelt es sich um eine externe Initiative, die der Gemeinde vorgeschlagen wurde. Das Projektteam setzte sich aus verschiedenen Disziplinen zusammen (Mobilität, Raumplanung, Stadtgrün, Unterhalt, soziokulturelle Animation), was dazu beitrug, verschiedene Berufsgruppen für die Herausforderungen der Begrünung zu sensibilisieren. Bei der Intervention wurden Methoden des taktischen Urbanismus eingesetzt: Bepflanzte Kübel, Holzmöbel und Bodenbemalung. Die Strasse wurde für drei Monate umgestaltet, um die Nutzung für Begegnungen und Aktivitäten zu erleichtern und das Gehen und Radfahren zu fördern. Auch dieses Projekt nutzte Elemente, die bereits in den Materiallagern der Gemeinde vorhanden war (Pflanzkübel und Pflanzen). Die gewählte Vegetation (niedrige Pflanzen, aber keine Bäume) trug dazu bei, die Atmosphäre der Strasse zu verändern und stellte einen Mehrwert für die Biodiversität und die Senkung der Temperatur dar. Eine wissenschaftliche Studie zeigt zudem, dass diese Vorgehensweise die Aneignung der Strasse durch die Anwohnenden erhöht hat. Die Installation hat jedoch keine schattigen Zonen geschaffen, was zum Beispiel den Komfort erhöht hätte, um sich auf den Möbeln niederzulassen. Obwohl die Bedarfsanalyse und die Umsetzung partizipativ durchgeführt wurden und es eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe gab, zeigt diese Erfahrung, dass bei der Planung die ökologischen Kriterien für die Begrünung mit den Nutzungsfragen kombiniert werden müssen, um den grösstmöglichen Nutzen aus einer Umgestaltung zu ziehen.

Analyse der Mobilitätsachsen des Langsamverkehrs sowie bestehende und aufzuwertende öffentliche Räume in Chiasso. (Plan: Felicia Lamanuzzi Architetto) Analyse der Mobilitätsachsen des Langsamverkehrs sowie bestehende und aufzuwertende öffentliche Räume in Chiasso. (Plan: Felicia Lamanuzzi Architetto)

Kinder durften mithelfen die Kübel am Benteliweg in Bern zu bepflanzen (Foto: Camille Decrey) Kinder durften mithelfen die Kübel am Benteliweg in Bern zu bepflanzen (Foto: Camille Decrey)

Hintergrund

Die Bepflanzung verlängert die Fussgängerzone (Foto: Felicia Lamanuzzi Architetto). Die Bepflanzung verlängert die Fussgängerzone (Foto: Felicia Lamanuzzi Architetto).

Die Gemeinde Chiasso ist eine der südlichsten Gemeinden der Schweiz und liegt an der Grenze zu Italien in der Region Mendrisiotto. Die Gemeinde zählt rund 7’500 Einwohner:innen und sieht sich seit mehreren Jahren mit einem leichten und konstanten Bevölkerungsrückgang konfrontiert (mit Ausnahme eines leichten Anstiegs im Jahr 2022). Der südliche Teil des Mendrisiotto und insbesondere Chiasso sind durch starken Verkehr und Verkehrsinfrastrukturen geprägt. Einerseits werden die Strassen der Gemeinde durch Fahrzeuge überlastet, die die Grenze zu Italien überqueren – täglich oder periodisch, im Sommer und während der Ferien. Andererseits dominieren bedeutende Verkehrsinfrastrukturen das Stadtbild und setzen das Gebiet stark unter Druck, was seine Attraktivität und Qualität verringert. Die Eisenbahn (für den Güter- und Personenverkehr), die Autobahn, die städtischen Zoll- und Mautstellen sowie der Güterumschlag auf die Gleise belasten die Lebensqualität im Mendrisiotto und in Chiasso. 

Die Gemeindeverwaltung sieht sich daher täglich mit einem wachsenden Bedarf konfrontiert, die Gemeinde attraktiv zu gestalten und ihre Qualitäten zu bewahren. Sie schlägt neue Räume vor, wandelt bestehende um und ermutigt Stadtplaner:innen und Privatpersonen, die öffentlichen Räume zu verbessern, um dieses stark belastete Gebiet aufzuwerten.