Programm so!mobil – Mobilitätsmanagement im Kanton Solothurn
Erstellt am 31.08.2020
Wie können Städte, Gemeinden und Kantone den Herausforderungen im Bereich Mobilität begegnen? Der Ausbau der Mobilitätsangebote und der Verkehrsnetze alleine reicht nicht. Gefragt sind auch neue Denk- und Lösungsansätze. Deshalb braucht es ergänzend gezielte Anreize zu Verhaltensänderungen. Das Programm so!mobil fördert als anreizorientiertes Instrument nachhaltiges Mobilitätsverhalten und initiiert neue Projektideen.
Online Version: https://www.mobilservice.ch/de/2399.html
Profil & Eckdaten
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Investitionskosten
- mittel (bis Fr. 50'000.-)
Jährliche Betriebskosten
- hoch (ab Fr. 20'000.-)
Bemerkungen
Die Kosten werden von den Gemeinden, dem Kanton und verschiedenen Partnern gemeinsam getragen. So kann mit optimalem Ressourceneinsatz eine breite Palette von Massnahmen umgesetzt werden.
Raumtyp
- Zentrum / Stadt
- Agglomeration
- Ländlich / Dorf
Gemeindegrösse
- < 5'000 Einwohner
- 5'000 - 10'000 Einwohner
- 10'000 - 20'000 Einwohner
- > 20'000 Einwohner
Beispiel
so!mobil: Mobilitätsprogramm im Kanton Solothurn
so!mobil dient als Dach- und Vernetzungsplattform für Mobilitätsaktivitäten und -fragen im Kanton Solothurn. Das Programm verfolgt einen verhaltensorientierten Ansatz zur Lösung der Herausforderungen im Verkehrsbereich. Es bietet Informationen, Unterstützung und Beratung für Gemeinden, Unternehmen, Schulen und die Bevölkerung an. Das Programm setzt zudem aktiv Massnahmen um und entwickelt neue Projekte. Ziel ist es, die Verkehrsteilnehmenden dabei zu unterstützen, effizient, gesundheitsförderlich und umweltschonend mobil zu sein. Getragen wird die Plattform von den Solothurner Energiestädten Grenchen, Oensingen, Olten, Region Thal Solothurn, Zuchwil, dem Kanton Solothurn und dem Partner PostAuto.
Beschrieb
Hintergrund
Der Personenverkehr hat in der Schweiz in den letzten Jahren stark zugenommen. Eine weitere Zunahme ist gemäss Verkehrsperspektiven 2040 des Bundes aufgrund des Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstums auch zukünftig zu erwarten. Strassen sind zunehmend überlastet, der öffentliche Verkehr stösst während der Hauptverkehrszeiten an seine Kapazitätsgrenzen. Das hat negative Auswirkungen auf Umwelt, Bevölkerung und Wirtschaft.
Es gibt grosse Optimierungspotenziale: Kurze Strecken per Velo oder zu Fuss zurücklegen, den öffentlichen Verkehr clever nutzen, Verkehrsmittel teilen, die vielfältigen Mobilitätslösungen optimal kombinieren sowie die Chancen der Digitalisierung zu nutzen sind einige der zahlreichen Möglichkeiten. Kanton, Gemeinden und ihre Mobilitätspartner sind gefordert, die Potentiale zu erkennen und zielführende Anreize zu schaffen.
Um diese Daueraufgabe effizient zu bewältigen, haben die Trägergemeinden und der Kanton vor über 10 Jahren beschlossen, ein gemeinsames Programm für das Mobilitätsmanagement aufzubauen und eine professionelle Geschäftsstelle mit dessen Umsetzung zu beauftragen.
Angebot
Das Massnahmenprogramm von so!mobil gewährt einen umfassenden Blick auf die Mobilitätsbelange. Es stützt sich einerseits auf weisende Grundlagen des Kantons (Agglomerationsprogramme, Luftmassnahmenplan, Verkehrspolitisches Leitbild, Mobilitätsstrategie) und ist andererseits auf den Massnahmenkatalog des Programms Energiestadt abgestimmt. Die Massnahmen werden dem Punkt ‚Programmleitung‘ und fünf inhaltlichen Schwerpunkten zugeordnet. Sie werden schwerpunktmässig in den Trägergemeinden umgesetzt, diverse Angebote stehen zudem allen Gemeinden im Kanton Solothurn kostenlos oder kostengünstig zur Verfügung.
- Programmleitung
Projektleitung, Koordination, Netzwerkpflege, Programmentwicklung - Kommunikation / Koordination GesamtmobilitätMedienarbeit, Bekanntmachung der Angebote, Einsitz in mobilitätsrelevanten Ausschüssen
- Mobilitätsangebote
für Unternehmen
Information und Beratung von Unternehmen und Verwaltungen, Promotion und Unterstützung von Angeboten - Mobilitätsangebote
für Schulen
Kostenloser Mobilitätsunterricht, Umsetzung Mobilitätsaktionen, Schulwegberatung - Mobilitätsangebote
für die Gesamtbevölkerung
Mobilitäts-Neuzuzügerset, Mobilitätskurse, Organisation von Anlässen und Standauftritten - Mobilitätsangebote
für Gemeinden
Beratung und Begleitung zum Mobilitätsmanagement in den Gemeinden, Entwicklung und Umsetzung von Pilotprojekten
Erfahrungen
Durch die Abstützung auf weisende Grundlagen des Kantons und den Energiestadtprozess der Gemeinden baut so!mobil auf einer soliden Basis auf und ist darauf ausgerichtet, Synergien zwischen Kanton, Gemeinden und weiteren Partnern herzustellen und zu nutzen. Eine Mischung aus der Weiterführung bewährter Massnahmen und der Entwicklung neuer Projekte ist das Erfolgsrezept des Programms.
Die Trägerschaft hat sich seit der Gründung des Programms im Jahr 2008 vergrössert und konnte in den letzten Jahren durch eine Gemeinde, eine Energiestadt Region mit neun Gemeinden und eine Partnerschaft erweitert werden. Die Erfahrung zeigt, dass vor allem kleinere Gemeinden stärkeres Interesse an spezifischen Angeboten des Programms, als an einer langjährigen Trägerschaft haben.
Die Wirkung der umgesetzten Massnahmen und Angebote wird qualitativ und quantitativ gemessen, daraus wird eine Erfolgsbilanz abgeleitet. Die Programmergebnisse werden in zahlreichen Print- und elektronischen Produkten sowie einem jährlichen Bericht kommuniziert. So können sich unter anderem auch Akteure aus Politik und Verwaltung über die umgesetzten Massnahmen informieren.
Der Aufbau des Netzwerkes von Partnern aus Schulen, Unternehmen, Medien sowie regionalen und nationalen Akteuren im Mobilitätsbereich ist entscheidend für den Erfolg der Massnahmen und benötigt viel Zeit und Geduld. Die Zielgruppen Unternehmen, Schulen, Bevölkerung und Gemeinden werden über die jeweils geeignetsten Kommunikationskanäle informiert. Aufgrund der Beliebtheit der zum Teil bereits langjährigen Angebote werden diese von den Teilnehmenden auch rege weiterempfohlen.
Wirkung
Umwelt und Energie
Die direkte Wirkung der Massnahmen auf die Umwelt und den Energieverbrauch kann leider nicht gemessen werden. Folgende Leistungsindikatoren geben jedoch Hinweise auf mögliche Effekte. Im Zeitraum von 2008 bis 2020 wurden über 100 Mobilitätskurse durchgeführt, welche die Teilnehmenden für die Nutzung des öffentlichen Verkehrs und des Langsamverkehrs sensibilisiert haben. Die im selben Zeitraum abgegebenen über 40’500 Mobilitätssets haben die Neuzuzüger auf lokale Mobilitätsangebote aufmerksam gemacht und mit Gutscheinen animiert – beispielsweise zum Ausprobieren von Sharing-Angeboten. An insgesamt 13 Mobilitätstagen über die Jahre 2014 bis 2020 wurden der Bevölkerung Eco-Drive Kurse, Cargovelo-Testfahrten und viele andere Mobilitätsformen nähergebracht. Mobilitätstipps, Aktionen und diverse Kommunikationsmassnahmen haben ausserdem viele weitere Personen erreicht.
Gesellschaft
Rund 30 Schulklassen haben den Mobilitätsunterricht gebucht, von 2016 bis 2020 haben zudem total 185 Klassen mit über 3’370 Kindern an der Aktion «walk to school» teilgenommen und ihren Schulweg zu Fuss zurückgelegt. Mit diesen und weiteren Aktionen wie «bike2school» oder «bike to work» wurde das aktive und gesunde zurücklegen des Schul- oder Arbeitsweges gefördert. Bei Schulwegumfragen wurden ausserdem mehr als 1’300 Schüler und Schülerinnen und 95 Lehrpersonen befragt, 175 Gefahrenstellen auf dem Schulweg wurden erhoben. So konnte ein Beitrag zur Verbesserung der Schulwegsicherheit geleistet werden.
Wirtschaft
Mit der umfassenden Beratung von 19 Unternehmen im Bereich Mobilitätsmanagement und dem Versand von über 4’300 Broschüren an grössere Unternehmen im Kanton Solothurn, konnte dieser Zielgruppe aufgezeigt werden, dass eine reibungslose Verkehrsabwicklung und eine gute Erreichbarkeit für Mitarbeitende, Kunden sowie Lieferanten mitentscheidende Faktoren für den Erfolg eines Unternehmens sind. Mit guten Beispielen und konkreten Massnahmenvorschlägen wurde den Betrieben ihr individueller Handlungsspielraum aufgezeigt.
Werkzeugkasten
Vorgehen
- Initiative & Trägerschaft: Um der Herausforderung des Mobilitätsmanagements zu begegnen, haben sich engagierte Energiestädte zusammengeschlossen und die Zusammenarbeit mit dem Kanton und später mit weiteren Partnern gesucht.
- Strategische Verankerung: so!mobil bedient die in sämtlichen für den Kanton Solothurn relevanten Agglomerationsprogrammen geforderte Verstärkung des Mobilitätsmanagements und der kombinierten Mobilität und wird als Umsetzungsmassnahme im kantonalen Luftmassnahmenplan aufgelistet. Bei den Energiestädten werden das Programm so!mobil und dessen Massnahmen im vierjährigen Energiepolitischen Massnahmenprogramm verankert.
- Geschäftsstelle: Eine beauftragte Geschäftsstelle stellt sicher, dass die Daueraufgabe Mobilitätsmanagement im Kanton Solothurn kontinuierlich und mit hoher Qualität umgesetzt wird.
- Partner für die Umsetzung: Im Rahmen der Gesamtkoordination der mobilitätsbezogenen Aktivitäten im Kanton Solothurn arbeitet so!mobil mit einer Vielzahl von Umsetzungspartnern zusammen. so!mobil pflegt Beziehungen zu Mobilitätsprogrammen anderer Kantone sowie nationalen Partnern, tauscht Erfahrungen aus und entwickelt so kontinuierlich den Bereich des Mobilitätsmanagements weiter.
- Begleitgruppe: Dem Programm so!mobil steht eine fachliche Begleitgruppe zur Seite. Diese besteht aus rund 30 Mitgliedern, wirkt beratend am Programm mit und garantiert eine optimale und breite Abstützung der Projekte. Einmal jährlich findet ein Erfahrungsaustausch statt.
Finanzierung
Die jährlichen Kosten des Programms belaufen sich auf ca. CHF 120‘000. Der Kanton Solothurn (Amt für Verkehr und Tiefbau) und die Energiestädte beteiligen sich mit jeweils ca. 40 Prozent an den Gesamtkosten Die Kostenbeteiligung der Gemeinden variiert je nach Einwohnerstärke. Beiträge von weiteren Partnern machen etwa 20 Prozent aus. Durch die Zusammenarbeit mit anderen kantonalen Fachstellen stehen dem Programm ausserdem projektspezifisch zusätzliche Mittel zur Verfügung.
Die Trägerschaft kann zudem gemeinsam Projektanträge bei nationalen Förderprogrammen einreichen und so weitere Mittel für die Umsetzung zusätzlicher Projekte akquirieren.
Marketing
Die Kommunikation ist ein wichtiger Schwerpunkt des Programms. Aktivitäten, Angebote und umgesetzte Projekte werden über die Website, Social Media, Medienberichte, den dreimal jährlich erscheinenden Newsletter sowie weitere Kanäle der Gemeinden und des Kantons kommuniziert. Für die Bekanntmachung der Massnahmen und Projekte ist der direkte Kontakt mit Partnern, Schulleitungen, Unternehmen, Wirtschaftsverbänden und die Nutzung von Kanälen Dritter wichtig. Die Sichtbarkeit vor Ort in den Gemeinden wird durch Informationsstände, Ausstellungen, Marktstände und lokale Anlässe gewährleistet. Des Weiteren werden Unternehmen und Gemeinden durch Anschreiben auf die Angebote von so!mobil aufmerksam gemacht.
Weitere Informationen
Links
- Programm so!mobil – Mobilitätsmanagement im Kanton Solothurn
- Facebook-Seite von so!mobil
- so!mobil Jahresprogramme und Berichte
Dokumente auf Deutsch
- so!mobil Jahresbericht 2019 [PDF, 9.77 MB]
- Infobroschüre „Mobilitätsmanagement in der Gemeinde“ [PDF, 1.03 MB]
- Infobroschüre „Mobilitätsmanagement in der Unternehmen“ [PDF, 2.5 MB]
Kontaktadresse
Geschäftsstelle so!mobil
c/o Weit&Breitsicht GmbH
Werkhofstrasse 19
CH-4500 Solothurn
Tel. 032 625 00 21
Fragen Sie auch die Vertreter*innen von Mobilservice Praxis Ihres Kantons um Rat.
Verantwortlich für die Ausarbeitung dieses Praxis Beispiels:
Kanton Solothurn
Amt für Verkehr und Tiefbau AVT
Abteilung Verkehrsplanung
Kurt Erni, Leiter Grundlagen Verkehr
Rötihof, Werkhofstrasse 65
CH-4509 Solothurn
Tel. 032 627 26 33
www.avt.so.ch