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Spitäler der Region La Côte (EHC)

Morges (VD)

Erstellt am 11.04.2023

Zugangskontrolle mit Schranken auf dem Besucher:innenparkplatz des Spitals Morges (Foto: Transitec SA) Zugangskontrolle mit Schranken auf dem Besucher:innenparkplatz des Spitals Morges (Foto: Transitec SA)

Die Spitäler der Region La Côte (Ensemble Hospitalier de la Côte, EHC) beschlossen im Rahmen der Erweiterung des Spitalstandorts in Morges Massnahmen zur Parkplatzbewirtschaftung für Mitarbeitende und Besucher:innen. Die Einführung eines standortübergreifenden Mobilitätskonzepts ermöglichte es, die Veränderungen zu begleiten und die Mitarbeitenden zu unterstützen, ihre Mobilitätsgewohnheiten entsprechend anzupassen. Das Mobilitätskonzept umfasst unter anderem finanzielle Anreize für die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, des Velos und für das Zufussgehen, die Verteilung von Parkbewilligungen, die Bereitstellung von Firmenvelos und die Anschaffung eines Elektrofahrzeugs für Fahrten zwischen den Standorten.

Profil & Eckdaten

zugeordnete Tags/Schlagwörter

  • Fuss
  • Velo
  • Unternehmen
  • ÖV
  • Geschäft
  • Auto

Unternehmensgrösse

  • gross (ab 250 MA)
0 10 50 250
  • gross (ab 250 MA)

Anstoss

  • Von aussen auferlegt
  • Aus eigenem Antrieb

Raumtyp

  • Zentrum / Stadt
  • Agglomeration

Ausmass

  • Betriebsintern

Managementsystem

  • Eigenständiges Mobilitätsmanagementsystem (MMS)

Unternehmensbranche

  • Gesundheit und Soziales

Hintergrund

Tätigkeit des Unternehmens

Die Spitäler der Region La Côte (EHC) sind ein Netzwerk von Gesundheitseinrichtungen und umfassen etwa 20 Spitäler, Pflegeheime und medizinische Zentren im Kanton Waadt. Die EHC beschäftigen derzeit fast 2'000 Mitarbeitende, von denen etwa die Hälfte am Standort des Spitals in Morges arbeitet. 

Die verschiedenen Standorte empfangen zahlreiche Patient:innen und Besucher:innen. So hat das Spital Morges beispielsweise für das Jahr 2021 mehr als 36'000 Behandlungen in der Notaufnahme verzeichnet. Es braucht darum ein Konzept, um die An- und Abreise dieser Personen zu organisieren. 

Standort / Rahmenbedingungen

Das Spital Morges befindet sich oberhalb von Morges (zwischen den Gemeinden Morges und Echichens) und ist der Hauptstandort des EHC. Es ist etwa 2 Kilometer vom Bahnhof Morges entfernt.

Die anderen Standorte reichen von Ecublens bis Gilly, sie verteilen sich zwischen Lausanne und Nyon und reichen bis ins Innere des Waadtländer Juras.

Ein Grossteil der Mitarbeitenden der EHC sind Ärzt:innen oder Pflegefachleute mit entsprechend unregelmässigen Arbeitszeiten. Zudem ist ein grosser Teil der Mitarbeitenden Grenzgänger:innen; sie verfügen kaum über eine Anbindung an den öffentlichen Verkehr. Eine der Herausforderungen des Mobilitätskonzepts besteht folglich darin, Massnahmen einzuführen, welche die Bedürfnisse der verschiedenen Nutzer:innen berücksichtigen.

LV

Das Spital kann über die von der Stadt Morges empfohlenen Fuss- und Velowege erreicht werden. Die Infrastruktur ist teilweise lückenhaft.

ÖV

Das Spital Morges ist mit dem Bus (MBC-Linie 704) erreichbar, der zwischen dem Bahnhof Morges und Echichens verkehrt. Der Bus fährt zwischen 5:30 Uhr und Mitternacht im Viertelstunden-Takt und benötigt für die Fahrt 11 Minuten. Unter Berücksichtigung der Schichtarbeiten des Gesundheitspersonals ist das Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln für Mitarbeitende, die früh am Morgen oder spät am Abend arbeiten, nicht ausreichend.

Die Anbindung zum Bahnhof Morges ist gut, aber die Verbindungen in die angrenzenden Regionen in Frankreich sind unzureichend. So kann kein zufriedenstellendes Angebot für die Mitarbeitenden mit Grenzgängerstatus∙gewährleistet werden.

MIV

Das Spital Morges liegt weniger als 5 Autominuten vom Autobahnanschluss Morges Ost entfernt.

Mitarbeitende∙mit einer Parkberechtigung dürfen auf kostenpflichtigen Parkplätze parkieren. Für Patient:innen∙und Besucher:innen∙stehen 140 kostenpflichtigen Parkplätze zur Verfügung.

Ausgangslage / Motivation

Die Erweiterung des Spitalstandorts Morges, die darauf abzielte, die Aufnahmekapazität des Standorts zu erhöhen, erfolgte ohne das Parkplatzangebot für Besucher:innen und Mitarbeitende zu erweitern. Zudem bestand die Auflage, dass das Baugesuch für die Erweiterung nur dann erteilt wird, wenn das Parkplatzangebot auf dem Gelände den Vorschriften entspricht. Folglich war es aufgrund der erhöhten Anzahl Mitarbeitenden und der Reduzierung des Parkplatzangebots nicht mehr möglich, allen Mitarbeitenden Parkgenehmigungen zu erteilen. Die Parkplatzbewirtschaftung musste optimiert werden, indem geprüft wurde, wer tatsächlich einen Parkplatz braucht. 

Die EHC wollten diese Umstellung bei der Vergabe von Parkgenehmigungen mit der Einführung eines Mobilitätskonzepts begleiten. Dieses Mobilitätskonzept verfolgt das Ziel, diejenigen Mitarbeitenden zu unterstützen, die nicht mit dem privatenAuto zur Arbeit fahren. Das Mobilitätskonzept der EHC umfasst auch die anderen zehn Standorte, die über Parkplätze verfügen. Die Massnahmen sind auf die jeweiligen lokalen Kontexte abgestimmt.

Massnahmen

Stand: 2022

Mobilitätsmanagementsystem

  • Verfassen eines Reglements, das dem Mobilitätskonzept zu Grunde liegtFestlegung der Verteilung von Parkberechtigungen für Mitarbeitendeaufgrund von Kriterien (körperliche Behinderung, Wohnort, familiäre Verpflichtungen usw.) sowie der Gewichtung dieser Kriterien
  • Entwicklung eines eigenen IT-Tools, das die Verwaltung von Mobilitätsangeboten ermöglicht (Vergabe von Parkgenehmigungen, Verwaltung des Barrierensystems, Ökobonus usw.)
  • Schaffung der Stelle eines/einer "Mobilitätsbeauftragten". Diese Person ist für das Mobilitätskonzept und die operative Umsetzung der Massnahmen verantwortlich. 

Bauliche Massnahmen

  • Bereitstellung von überdachten Veloabstellplätzen und Umkleidekabinen mit Duschen

Organisatorische Massnahmen / Anreize

  • Jährlicher finanzieller Beitrag an die ÖV-Abonnements der Mitarbeitenden. 
  • Finanzieller Beitrag des Arbeitgebers an den Kauf eines Velos
  • Jährlicher Bonus für Mitarbeitende, die zu Fuss zum Spital kommen 
  • Bereitstellung von Velos für Mitarbeitende
  • Gespräche mit der Stadt Morges und PubliBike über die Einrichtung einer Bike-Sharing-Station auf dem Spitalgelände (geplant)
  • Gespräche mit den Transportunternehmen und den Gemeinden über eine Verbesserung der Busanbindung
  • Kostenpflichtige Parkabonnements für Mitarbeitende
  • Spezielle "Nacht- und Wochenend" - Parkabonnements, um die Parkplatznutzung zu optimieren und gleichzeitig den individuellen Bedürfnissen der Mitarbeitenden gerecht zu werden
  • Erleichterte Vergabe von Parkgenehmigungen für Fahrgemeinschaften sowie weitere Anreize (Vermittlung von Kontakten, Vergünstigung usw.)

Information und Bewusstseinsbildung

  • Kommunikation innerhalb der EHC zum Mobilitätskonzept (Flyer, interne Zeitung, Informationsveranstaltungen für Mitarbeitende usw.)
  • Velo-Tage mit Probefahrten für Mitarbeitende und Reparaturwerkstätten

Wirkungen

Verkehr

  • 19 % der Mitarbeitenden am Standort erhalten ein subventioniertes ÖV-Abo oder einen Ökobonus (Velofahrer:innen oder Fussgänger:innen). 
  • Zwischen 2015 und 2022 ist der Anteil der Mitarbeitenden mit einer Parkberechtigung um 30 % zurückgegangen. 
  • Modal Split im Jahr 2022: MIV 37.5 %, Fahrgemeinschaften 1.3 %, ÖV 9 %, Velo 5.7 % und zu Fuss 4.5 %. 42 % der Mitarbeitenden beantragen keinen Mobilitätsvorteil (daher ist es nicht möglich, ihre Art der Fortbewegung zu bestimmen).

Finanzen

Die Kosten für die umgesetzten Massnahmen (Subventionen und Ökobonus für Mitarbeitende, Kommunikation, Studien, Lizenzen usw., ohne die Löhne der im Mobilitätsmanagement tätigen Personen) belaufen sich auf insgesamt CHF 200'000 pro Jahr. Diese Kosten werden durch die Einnahmen aus den Parkabonnements gedeckt.

Gesellschaft

Die eingeführten Massnahmen zur Förderung der Nutzung von Velos und ÖV stossen bei den Mitarbeitenden auf ein positives Echo. Die Tatsache, dass man für eine Parkgenehmigung zahlen muss, ist anfangs auf Unverständnis gestossen, tendiert aber dazu, sich zu normalisieren. Die Einschränkungen beim Erhalt einer Parkgenehmigung sind bei einem Teil der Mitarbeitenden weiterhin sehr unbeliebt.

Projekteffizienz

Die Mobilität ist nach wie vor ein konfliktbehaftetes Thema bei den Mitarbeitenden. Trotzdem ist die jüngere Generation weniger auf den Individualverkehr fixiert und eher bereit, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, sowohl für kurze als auch für längere Strecken.

Erfahrungen

Erfolgsfaktoren

  • Kommunikation mit den Mitarbeitenden ist sehr wichtig, um die Akzeptanz des Projekts zu erhöhen
  • Reaktion auf individuelle Bedürfnisse insbesondere bei Früh-/Spätdiensten
  • Kombination von verschiedenen Massnahmen, die ein Gesamtpaket bilden
  • Unterstützung durch die Geschäftsleitung und die für das Projekt verantwortlichen Personen

Hemmnisfaktoren

  • Unzureichender Ausbau des ÖV, insbesondere für Grenzgänger:innen und Mitarbeitende, die in ländlichen Gebieten leben
  • Unregelmässige Arbeitszeiten, die die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel erschweren
  • Besondere Anforderungen für bestimmte Mitarbeitende (Ärzte/Ärztinnen), die schnell vor Ort sein müssen
  • Viele verschiedene Standorte, die eine individuelle Anpassung erfordern

Weitere Informationen

Dieses Unternehmensbeispiel wurde in Anlehnung an die Beispiele der SVI-Studie 2004/045 "Mobilitätsmanagement in Betrieben: Motive und Wirksamkeit" (2008) für die Beispielsammlung auf Mobilservice aufbereitet. 

Die Erarbeitung und Übersetzung entstanden in Zusammenarbeit mit dem Fachverband Mobility Management Suisse MMS und wurde ermöglicht durch die finanzielle Unterstützung durch EnergieSchweiz.

Weiterführende Links