Nachhaltige Parkraumplanung in Städten und Gemeinden
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Erstellt am 02.12.2024
Die Schweiz ist ein Parkplatz-Land. Gemäss Schätzungen einer CS-Studie (aus dem Jahr 2020) soll es hierzulande mehr Parkplätze geben als Einwohnende. Dies liegt massgeblich an den gesetzlichen Grundlagen.
Anfang November 2024 fand in Pratteln das Fachseminar für autoreduzierte Areale statt. Thema war das Potential für autoreduzierte Areale in Stadt und Land im Grossraum Basel. Dieser Fokus ist interessant, da Basel-Stadt keine Mindesterstellungspflicht für Parkplätze vorschreibt, während Basel-Landschaft eine solche vorschreibt, jedoch neuerdings den Gemeinden die Möglichkeit gibt, die Parkplatzerstellungspflicht auf kommunaler Ebene zu regeln.
Dies führte bisher dazu, dass Projekte in Basel-Landschaft auch an zentralen Lagen Parkplätze erstellen mussten, die nun nicht ausgelastet und damit nicht rentabel sind. Die Agglomerations-Gemeinde Birsfelden BL, wo die Autobesitzquote ähnlich tief ist wie in der Stadt Basel, hat in den letzten Jahren bereits durch Quartierplanungen die Parkplatzerstellungspflicht reduziert, wobei die Werte mit 0,5 bis rund 1 Parkplatz pro Wohnung immer noch vergleichsweise hoch sind für Projekte, die erst in Planung sind. Auch die "Zentrale Pratteln", wo sechs Genossenschaften in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs Wohnungen und weitere Flächen realisieren, darf gemäss Quartierplan nicht weniger als 0,5 Parkplätze pro Wohnung zur Verfügung stellen. Eine Reduktion der Besucher:innen-Parkplätze aufgrund der guten öV-Erschliessung lehnte der Gemeinderat ab.
Um nachhaltige Parkraumplanung in Städten und Gemeinden ging es auch an der Herbsttagung der Schweizerischen Verkehrs-Stiftung. In Inputreferaten wurde das Thema Parkraumplanung aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet, von den Normen und deren Überarbeitung über Erfahrungen aus Städten und Gemeinden bis zu Parkraummanagement im Kontext von Agglomerationsprogrammen. Manuel Lehner von Fahrländer Partner Raumentwicklung erläuterte die Sichtweise der Immobilienbranche. Er zeigte auf, dass sich die Kosten für die Erstellung von Parkplätzen in der Regel nicht durch Mieten oder Verkaufserlöse decken lassen, wodurch es zu einer Quersubventionierung durch Nicht-Parkierende kommt. Bei reinen Wohnprojekten sind Investoren oft gezwungen, nicht verkauf- oder vermietbare Parkplätze zu erstellen, weshalb bei Immobilienentwicklungen in der Regel ein Leerstand von 10-20% eingepreist wird.
In den anschliessenden Workshops ging es darum, Handlungsansätze für eine nachhaltige Parkraumplanung in Städten und Gemeinden zu diskutieren. Neben Anpassungen der gesetzlichen Grundlagen und Normen gilt es auch, Zukunftstrends und smarte Lösungen mitzudenken, z.B. Sharing, Quartierparkings oder digitale Tools zur Mehrfachnutzungen von Parkplätzen. Auch die Automatisierung wird die Nachfrage nach Parkplätzen grundlegend verändern.
Weitere Informationen
- Weniger Parkplätze in Stadt und Land: Fachseminar für autoreduzierte Areale vom 5.11.2024
- Nachhaltige Parkraumplanung in Gemeinden und Städten: Herbsttagung der Schweizerischen Verkehrs-Stiftung vom 7.11.2024
- VCS Webinar "Carsharing als Lösung zur Reduktion der Anzahl Parkplätze" vom 3.12.2024 (fr)
- Mobilservice News Dossier zu Mobilitätsangeboten für autoarme Siedlungen (Dezember 2023)
- Mobilservice Praxis Beispiele zu Arealen