GEMEINDE BEWEGT – Strukturelle Bewegungsförderung im Kanton St.Gallen
Erstellt am 31.03.2015
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Profil & Eckdaten
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Jährliche Betriebskosten
- gering (bis Fr. 5'000.-)
- mittel (bis Fr. 20'000.-)
Investitionskosten
- gering (bis Fr. 10'000.-)
- mittel (bis Fr. 50'000.-)
Bemerkungen
Die Kosten können je nach Gemeindegrösse, der Anzahl der Beteiligen und der involvierten Zielgruppen stark variieren.
Raumtyp
- Zentrum / Stadt
- Agglomeration
- Ländlich / Dorf
Gemeindegrösse
- < 5'000 Einwohner
- 5'000 - 10'000 Einwohner
- 10'000 - 20'000 Einwohner
- > 20'000 Einwohner
Die gebaute Umwelt beeinflusst das Verhalten. Bewegung und körperliche Aktivitäten werden durch geeignete Infrastruktur gefördert oder durch ungeeignete Infrastruktur behindert. Die strukturelle Bewegungsförderung baut auf dieser Erkenntnis auf. Im Zentrum von GEMEINDE BEWEGT stehen daher Verbesserungen der Rahmenbedingungen für den Fuss- und Veloverkehr, die Aufwertung von öffentlichen Räumen, Frei- und Grünflächen im Siedlungsgebiet und die Verbesserung ihrer Erreichbarkeit. Dies sind Voraussetzungen, damit mehr Alltagswege zu Fuss oder mit dem Velo unternommen werden und damit die Bevölkerung sich im Alltag mehr bewegt.
Im Zeitraum von 2011-2013 hat hat der Kanton St.Gallen (mit Beteiligung des Amts für Gesundheitsvorsorge, des Tiefbauamts Fachstelle Langsamverkehr und des Amts für Sport) zehn Gemeinden im Rahmen eines Pilotprojekts mit einem Beratungs- und Massnahmenpaket unterstützt und begleitet. Unter Einbindung der Bevölkerung wurden strukturelle Hindernisse und Potenziale für den Fuss- und Veloverkehr identifiziert und priorisiert, und es wurde nach Lösungen für komplexe Probleme gesucht. Das Ziel war, bestehende Infrastrukturen zu verbessern und künftige Vorhaben in Gemeinden und Quartieren bewegungsfreundlich zu gestalten. Die durchgeführten Analysen wurden in einem Schlussbericht zusammengestellt und mit Empfehlungen der Gemeinde übergeben. In einigen Gemeinden konnten kleinere (Sofort-)Massnahmen noch während der Projektphase umgesetzt werden, Empfehlungen mit längeren Planungszeiten und mit grösserer Budgetrelevanz wurden in den ordentlichen Planungsprozess aufgenommen und sollen in den folgenden Jahren umgesetzt werden. Das Projekt fand sowohl in den Medien als auch in der Fachwelt eine grosse Resonanz und wird nun als konstantes Angebot des Kantons St.Gallen weitergeführt.
Das Angebot besteht aus verschiedenen Modulen. Im Rahmen des Pilotprojektes kamen zwei Module zum Einsatz, die Erfassung von Problemstellen im Fuss- und Veloverkehr mit Tablet-Computer und ein Zukunftsworkshop.
Beispiel
Gemeinde Grabs: Problemstellen auf Schulwegen
Die Gemeinde Grabs verfolgt das Ziel, dass die Kinder den
Schulweg selbständig zurücklegen, dies nicht zuletzt auch unter dem Aspekt der
Bewegungsförderung. Durch die grosse Bautätigkeit und infolge Neubau eines
Kindergartens haben sich Schulwege im Einzugsgebiet des Primarschulhauses
Quader verändert. Die Gemeinde Grabs nutzte das Beratungsangebot des Kantons
St.Gallen, um eine Erhebung von Problemstellen auf den (neuen) Schulwegen
durchzuführen.
An der Problemstellenanalyse haben zwei Schulklassen mitgewirkt. Im Umfeld des Schulhauses Quader besteht zwar insgesamt ein attraktives Netz von Strassen und Wegen. Es zeigten sich aber auch etliche kleinere und grössere Probleme. Die Schulkinder erfassten auf den Quartierstrassen viele problematische Sichtbeziehungen wegen hohen Zäunen bzw. nicht zurückgeschnittenen Hecken.
Viele Schulwege führen entlang der Staatsstrasse oder queren diese. Sie wird auf ihrer ganzen Strecke als verkehrsdominiert empfunden und ist für den Fuss- und Veloverkehr unwirtlich. Die sichere Querung der Strasse ist lediglich an einer lichtsignalgesteuerten Stelle möglich.
Die Problemstellenanalyse war Teil einer Lektionenreihe, die den Schulweg thematisierte. Neben Zeichnungen wurden auch Berechnungen angestellt, wie lang die gesamte Klasse jährlich unterwegs ist und wie viele Kilometer sie zu Fuss und mit dem Velo zurücklegt. Die Schülerinnen und Schüler waren sehr motiviert, insbesondere die Arbeit mit dem Tablet fand grossen Anklang. Die Schulleitung und der Gemeinderat erhielten so innert kurzer Zeit rund 70 Hinweise auf Problemstellen aus Sicht der Schülerinnen und Schüler.
Beispiel Gemeinde Sargans: Bewegungsfreundliche Pausenplätze
Die Gemeinde Sargans wollte die Pausenplätze ihrer Schulhäuser und Kindergärten optimieren. Die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen sollten dabei berücksichtigt werden. Um die „Traum- und Bauchwehplätze“ kennenzulernen, wurden fünf Pausenplätze von Kindergärten, Primarschule und Oberstufenzentrum am „Aktionstag“ durch Begehungen überprüft. Die Ergebnisse der Begehungen wurden präsentiert, diskutiert und bewertet. Am Nachmittag waren kreative Ideen für die Neugestaltung gefragt. Mit verschiedenen Materialien haben die Schülerinnen und Schüler ihre Vorstellungen in Modellen umgesetzt. In altersdurchmischten Gruppen wurde mit grossem Engagement Lösungen entwickelt und anschliessend präsentiert. Der breite Einbezug nicht nur von Schülerinnen und Schülern, sondern von Gemeinde, Eltern, der interessierten Bevölkerung und auch der Presse sorgte für eine breite Resonanz und war Teil des Erfolges.
Beschreibung
Hintergrund
Rund zwei Drittel der Schweizer Bevölkerung sind körperlich ungenügend aktiv. Bewegungsmangel ist ein zentraler Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Übergewicht, Diabetes, verschiedene Krebsarten, Osteoporose und psychische Leiden. Während Kampagnen, Information und Animation das persönliche Verhalten anspricht, setzt die strukturelle Bewegungsförderung bei den Verhältnissen an. Zahlreiche Studien zeigen, dass verhaltensorientierte Massnahmen nicht genügen. Wirksamer sind Massnahmen, die die Verhältnisse so verändern, dass mehr Menschen zu Fuss gehen und Velo fahren und so die Bewegungsaktivitäten in den Alltag einbauen. Die räumlichen Bedingungen auf Strassen, Wegen und Plätzen sowie im Wohnumfeld beeinflussen das Bewegungsverhalten sowohl von Kindern wie Erwachsenen massgeblich. Es müssen daher geeignete (bewegungsfreundliche) Infrastrukturen geschaffen werden, damit sich ein aktiveres Bewegungsverhalten einstellt. Dieser Ansatz wird als strukturelle Bewegungsförderung bezeichnet.
GEMEINDE BEWEGT ist ein Projekt zur strukturellen Bewegungsförderung in den Gemeinden. Es wurde massgeblich vom Kanton St.Gallen sowie vom Bundesamt für Gesundheit finanziert. Diverse weitere Partner waren beteiligt. Das Projekt wurde in enger Zusammenarbeit mit drei Departementen des Kantons St.Gallen durchgeführt, dem Gesundheits-, dem Bildungs- und dem Baudepartement. In der Umsetzung waren PHS Public Health Services und Fussverkehr Schweiz als Coach beteiligt.
Folgende Ziele standen im Vordergrund:
- Aufbau und Durchführung von Beratungen, Analysen und wenn möglich Umsetzungsmassnahmen in zehn Gemeinden
- Verbesserung der Infrastruktur im Bereich Fuss- und Veloverkehr (direkte, sichere und attraktive Wege)
- Aufwertung von Aufenthaltsflächen wie öffentlichen Räumen, Spiel-, Sport- und Pausenplätzen
- Partizipation der Bevölkerung
- Kommunikation und Medienarbeit, um das Konzept der strukturellen Bewegungsförderung in der Gemeinde besser bekannt zu machen
- Nutzung der Erkenntnisse für die Multiplikation in weiteren Gemeinden durch das Anbieten von Checklisten, Leitfaden etc.
Angebot
In einem Schreiben an alle Gemeinden stellte der Kanton St.Gallen das Projekt vor und lud interessierte Gemeinden ein, sich beim Amt für Gesundheitsvorsorge, Abteilung Gemeinden und Netzwerke, zu melden. Nach diversen Gesprächen konnten zehn Gemeinden für eine Zusammenarbeit gewonnen werden. Diesen wurden folgende drei Beratungs- und Analyseinstrumente zur Auswahl angeboten:
- Problemstellenerhebung des Fuss- und des Veloverkehrs mit Tablet-Computern durch verschiedene Bevölkerungsgruppen
- Moderierte Zukunftsworkshops mit der Bevölkerung für die Ermittlung von Gestaltungspotenzialen von Spielplätzen, Strassenräumen, Erholungsräumen usw.
- Planungs-Check zur Überprüfung von Vorhaben hinsichtlich der Bewegungsfreundlichkeit sowie der Berücksichtigung des Fuss- und Veloverkehrs
Die Erhebung von Problemstellen mit Tablet-Computer wurde am häufigsten gewählt, da damit gleichzeitig das Thema Schulwegsicherheit angegangen werden konnte. In allen zehn Gemeinden wurden Schulklassen in den Prozess einbezogen; in fünf Gemeinden wurden ergänzend auch Erhebungen mit Senioren und Menschen mit Behinderung gemacht, um deren spezifischen Probleme zu erfassen. In zwei Gemeinden konnte ein Zukunftsworkshop durchgeführt werden. Der Planungs-Check wurde in keiner Gemeinde in Anspruch genommen.
Problemstellen im Fuss- und Veloverkehr mit Tablet-Computern erfassen
Damit die Voraussetzungen für mehr Bewegung zu Fuss und mit dem Velo erfüllt sind, müssen Problemstellen in diesen Netzen periodisch erhoben und behoben werden. Dabei sollen das Wissen und die Problemsicht der Betroffenen (Quartierbewohnern, Schulkindern, älteren Menschen, Behinderten usw.) im Rahmen eines partizipativen Prozesses einbezogen werden.
Für die Erhebung der Problemstellen wurde eine Applikation für Tablet-Computer entwickelt. Die Ortung der Problemstelle erfolgt über GPS. Eine Checkliste hilft bei der Erfassung aller relevanten Informationen. Fotos veranschaulichen das Problem; sie können mit dem Tablet-Computer aufgenommen und direkt in die Datenbank eingebunden werden.
Die Erhebung mit dem Tablet-Computer kann von Einzelpersonen oder Gruppen durchgeführt werden. Sie eignet sich beispielsweise für Eltern- oder Interessengruppen, Senioren oder Schülerinnen und Schüler ab der 5. Klasse; für Erhebungen durch jüngere Kinder und Menschen mit Behinderung ist eine adäquate Begleitung nötig. Die Problemstellen, die von der Bevölkerung ermittelt werden, sind eine sinnvolle Ergänzung zu einer systematischen Problemstellenanalyse durch Fachleute.
Die Resultate werden ins LV-Portal (GIS-System) des Kantons St.Gallen aufgenommen und stehen anschliessend dem Kanton und den Gemeinden für die weitere Bearbeitung zur Verfügung. Sie können als Listen oder Karten ausgegeben werden und liefern sowohl bei Neuplanungen als auch bei der Konzipierung von Unterhaltsmassnahmen wertvolle Hinweise. Sie sind auch eine Grundlage für die Formulierung von Massnahmenpaketen beispielsweise im Rahmen von Agglomerationsprogrammen oder von Verkehrssicherheitsprogrammen.
Im Rahmen des Pilotprojektes haben neun Gemeinden solche Erhebungen durchgeführt. Dabei wurden insgesamt rund 500 Problemstellen erhoben.
Zukunftsworkshop
Der Zukunftsworkshop ist ein partizipativer Prozess, in dem Zielvorstellungen formuliert und Ideen entwickelt werden. Es werden Nutzungskonflikte diskutiert und Lösungsansätze zuhanden der weiteren Planung formuliert. Inhaltlich geht es um Probleme im Bereich Verkehr und Strassenraumgestaltung, der Nutzung von Aufenthalts-, Grün- und Freiräumen, Spiel-, Sport- und Pausenplätzen usw. Im Rahmen moderierter Veranstaltungen suchen die unterschiedlichen Anspruchsgruppen gemeinsam nach Lösungen, indem sie sich untereinander und mit Fachleuten austauschen.
Im Rahmen des Pilotprojekts haben zwei Gemeinden solche Zukunftsworkshops durchgeführt. Sargans hat die Pausenplätze einer Analyse unterzogen und Ideen für die Neugestaltung entwickelt, in Altstätten wurde die Neugestaltung einer Strasse mit allen Anspruchsgruppen diskutiert und Vorgaben für die Planung erarbeitet.
Erfahrungen
Klar strukturierte Prozesse, welche die Bevölkerung einbeziehen, nehmen Gemeindebehörden gerne auf. Die Begleitung durch externe Fachleute erweist sich dabei als zielführend. Die Bewegungsförderung war Ausgangspunkt und Anlass für das Pilotprojekt. Aufgrund des hohen Synergiepotenzials standen Themen wie zum Beispiel Verkehrssicherheit, Gestaltung des öffentlichen Raums, Nutzungskonflikte usw. ebenso im Zentrum.
Das Projekt profitierte von der Begleitung und Unterstützung durch kantonale Stellen, die dem Projekt inhaltlich einen hohen Stellenwert beigemessen haben. Dadurch gelang es auch, eine hohe Medienpräsenz zu erreichen, die den Effekt verstärkte.
Eine Evaluation ein Jahr nach Projektabschluss zeigte, dass das Projekt bei den Verantwortlichen der Gemeinde sehr positiv beurteilt wird und auch nach Projektabschluss weiterwirkt. Es hat zu einer Sensibilisierung bei den Projektbeteiligten und der Bevölkerung beigetragen. Das Thema strukturelle Bewegungsförderung soll mit partizipativen Ansätzen weiter bearbeitet werden. Als wichtig für die erfolgreiche Durchführung und Umsetzung von Massnahmen in der Gemeinde erwies sich, dass Gemeindeverantwortliche (Exekutivpolitiker und Amtsvorsteher) direkt in die Projektstruktur eingebunden wurden. Die Umsetzung von Massnahmen konnte damit beschleunigt werden. Der Einbezug der Bevölkerung, insbesondere von Kindern, vereinzelt aber auch Senioren und Menschen mit Behinderung, wurde allseits geschätzt. Er ermöglichte wertvolle Diskussionen und Einblicke in die Sichtweise der unterschiedlichen Gruppen. Mit dem Einsatz von Tablet-Computern konnte auch auf technischer Ebene ein innovatives Instrument angeboten werden, das namentlich bei Schülerinnen und Schüler auf grosses Interesse stiess und wesentlich zu einer motivierten Mitarbeit beitrug.
Eine Nachhaltigkeitsbewertung durch die Staatskanzlei des Kantons St.Gallen (Ex-post-Evaluation zum Projekt GEMEINDE BEWEGT) erfolgte nach Projektabschluss und fiel insgesamt sehr positiv aus. Das Vorhaben habe „auf alle Staatsziele wertvermehrende und keine wertvermindernden Auswirkungen. Insbesondere die Auswirkungen auf die Staatsziele Gesundheit, Verkehr und Soziale Integration werden als stark positiv und andauernd bewertet. Besonders positiv ist der initiierte interdisziplinäre und interdepartementale Dialog, der Partner aller drei Staatsebenen umfasst.“
Wirkung
Umwelt und Energie
Die im Rahmen der strukturellen Bewegungsförderung ergriffenen Massnahmen wie die Aufwertung von Spielplätzen und öffentlichen Räumen sowie die Beseitigung von Hindernissen auf Fuss- und Velowegen führen tendenziell zu einem höheren Anteil des Fuss- und Veloverkehrs. Mit der Reduktion des motorisierten Individualverkehrs sinken auch die CO2-Belastung und der Energieverbrauch.
Gesellschaft
Strukturelle Bewegungsförderung ist ein Ansatz zur Reduktion von Bewegungsmangel und Übergewicht und leistet einen Beitrag zu einer gesunden Bevölkerung. Der partizipative Charakter des Modells stärkt den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Wirtschaft
Investitionen in den Fuss- und den Veloverkehr weisen ein gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis auf. Direkte, sichere, hindernisfreie und attraktive Fuss- und Veloverkehrsinfrastrukturen können den lokalen Detailhandel stärken. Der gesundheitliche Nutzen schlägt sich auch in einer Reduktion der Gesundheitskosten nieder.
Werkzeuge
Vorgehen
Am Pilotprojekt waren Ämter aus drei Departementen des Kantons St.Gallen beteiligt, das Amt für Gesundheitsvorsorge, das Tiefbauamt (Fachstelle Langsamverkehr) und das Amt für Sport; federführend war die Abteilung für Gemeinden und Netzwerke des Amts für Gesundheitsvorsorge. Die operative Projektleitung oblag im Rahmen eines externen Mandats dem Unternehmen PHS Public Health Services. Die Gemeinden wurden im Umsetzungsprozess durch einen für sie zuständigen Coach begleitet, dessen Einsatz Fussverkehr Schweiz koordiniert hat. Im Pilotprojekt hat das kantonale Amt für Gesundheitsvorsorge alle Gemeinden eingeladen, sich am Projekt zu beteiligten. Die Durchführung kann selbstverständlich auch von der Gemeinde oder von Dritten initiiert werden. Die enge Zusammenarbeit mit kantonalen Stellen hat sich jedoch als erfolgreich erwiesen.
Allgemeine Vorbereitungen
- Telefonische Vorabklärungen für die Bereitschaft am Projekt mitzumachen
- Abklärungen von Rahmenbedingungen
- 1 – 2 Sitzungen mit GemeindevertreterInnen
Durchführung der Erhebung von Problemstellen des Fuss- und Veloverkehrs mit Tablet-Computern
Bewegungsfreundliche Gemeinden verfügen über ein sicheres, attraktives und engmaschiges Netz für den Fussverkehr mit Fusswegen, Trottoirs, verkehrsberuhigten Quartierstrassen und sicheren Querungsstellen. Auch für den Veloverkehr besteht ein sicheres, attraktives und kohärentes Netz. Die Grün- und Aufenthaltsräume sind ausreichend und werden gerne aufgesucht.
Damit diese strukturellen Voraussetzungen für mehr Bewegung zu Fuss und mit dem Velo erfüllt sind, müssen Problemstellen in diesem Netz periodisch erhoben und behoben werden. Dabei sollen das Wissen und die Problemsicht der Betroffenen (Quartierbewohner und Schulkinder, ältere Menschen, Behinderte usw.) einbezogen werden, womit der Beteiligung in Planungsprozessen Rechnung getragen wird.
Für die Erhebung der Problemstellen wird eine Applikation für Tablet-Computer eingesetzt. Die Ortung der Problemstelle erfolgt über GPS. Ein Fragebogen hilft bei der Erfassung. Fotos, die direkt eingebunden werden, können das Problem veranschaulichen.
Die Erhebung kann mit Einzelpersonen oder Gruppen durchgeführt werden. Sie eignet sich für Eltern- oder Interessengruppen, Senioren usw. Für die Erhebungen durch jüngere Kinder (Schülerinnen und Schüler) und Menschen mit Behinderung ist eine adäquate Begleitung nötig.
Das Teilprojekt besteht aus folgenden Arbeitsschritten:
- Einführung (Organisation Einführungsveranstaltung für Teilnehmende)
- Feldaufnahmen (Festlegen eines Bearbeitungsgebietes (Perimeters, Wegstrecke) je Teilnehmer, das erfasst werden soll, Begehung und Aufnahme)
- Nachbearbeitung durch Erfassungsperson
- Nachbearbeitung und Qualitätssicherung durch Fachperson
- Darstellung Resultate (Datenexport ins kantonale GIS)
- Projektabschluss
Durchführung des Zukunftsworkshops
Der Zukunftsworkshop dient dazu, komplexe Probleme im Bereich Verkehr und bei der Nutzung von Aufenthaltsräumen anzugehen. Interessen von unterschiedlichen Anspruchsgruppen sollen einer gemeinsamen Lösung zugeführt werden, indem sich diese untereinander und mit Fachleuten austauschen. Komplexe Probleme können beispielsweise Strassen, Plätze, Wohnumgebungen, Grünflächen, Spiel-, Sport- und Pausenplätze mit unterschiedlicher Nutzung betreffen. Die Ziele, das Vorgehen, die einzubindenden Personen und Gruppen und die nachgelagerten Massnahmen sind vom jeweiligen Problem bzw. der entsprechenden Fragestellung abhängig. Die Zielformulierung ist Teil des Prozesses.
Der Zukunftsworkshop (Aktionstag) ist das Kernelement eines Prozesses. Ziele, Zeitfenster, Rahmenbedingungen usw. müssen vorgängig definiert werden. Die einzelnen Arbeitsschritte sind strukturiert, aber dennoch inhaltlich offen. Klare Aufgabenverteilung zwischen Projektleitung, Projektgruppe und Coach sind wichtig. Die partizipative Einbindung der verschiedenen Anspruchsgruppen und eine geeignete Prozessführung sind die Grundlagen für konsensuelle Lösungen.
Das Teilprojekt besteht aus folgenden Arbeitsschritten:
- Vorarbeiten (Ziele und Vorgehen festlegen, Projektorganisation bestimmen (inkl. allfällige Spurgruppe)
- Vorbereitung Workshop (Organsiation, Begehung, Saalversantsaltung, Einladung Teilnehmende)
- Durchführung Workshop / Aktionstag (Ablauf, Moderation, Medienberabeitung, Abschluss)
- Auswertung (Diskussion der Ergebnisse, Festlegen eines Massnahmenpakets, Schlusssitzung, Bericht an politische Entscheidungsträger, Öffentlichkeitsarbeit)
Finanzierung
Die Finanzierung des Pilotprojekts GEMEINDE BEWEGT erfolgte durch das Dienstleistungszentrum für innovative und nachhaltige Mobilität des Bundes bzw. dessen Partner Bundesamt für Gesundheit, durch die drei Departemente Gesundheit, Bau und Bildung des Kantons St.Gallen, Gesundheitsförderung Schweiz, das Eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung sowie die Krebsliga Schweiz.
Für künftige Projektdurchführungen muss je nach Kanton eine geeignete Finanzierungsmöglichkeit gefunden werden. In zwei Kantonen wird GEMEINDE BEWEGT fortgesetzt. Die Kosten werden vom Kanton, der jeweiligen Standortgemeinde sowie von Gesundheitsförderung Schweiz getragen.
Marketing
Strukturelle Bewegungsförderung ist ein vergleichsweise neuer Ansatz, der in der Öffentlichkeit noch nicht allzu bekannt ist. Kommunikationsmittel (Flyer, Muster-Pressemitteilungen, Argumentarium strukturelle Bewegungsförderung) sind noch im Aufbau.
Auf der Website der Gesundheitsförderung des Kantons St.Gallen sowie auf der Projekt-Website zur strukturellen Bewegungsförderung werden die vorhanden Unterlagen angeboten. Sie werden laufend ergänzt.
Weitere Informationen
Weiterführende Links:
- Projekt-Website: www.strukturelle-bewegungsfoerderung.ch/gemeinde_bewegt
- Prävention und Gesundheitsförderung des Kantons St.Gallen, Pilotprojekt GEMEINDE BEWEGT: www.zepra.info/gemeinde-bewegt.html
- Nachhaltigkeitsbewertung als Ex-post-Evaluation zum Projekt GEMEINDE BEWEGT durch die Staatskanzlei des Kantons St.Gallen (November 2014): www.nawi.sg.ch
- Diverse Arbeiten zu Prävention und Gesundheitsförderung an der Universität Zürich: www.ispm.uzh.ch/arbeitsbereiche/panh/projekte/researchprojects/activetransport/LVPABMI.html
- Bewegungsempfehlungen für Kinder und Jugendliche, Erwachsene und Ältere: www.hepa.ch
Kontaktadressen und Bezugsquellen:
Amt für Gesundheitsvorsorge des Kantons St.Gallen
Abteilung Gemeinden und Netzwerke
Sabina Ruff
Unterstrasse 22
CH-9001
St.Gallen
Tel. 058
229 87 81
www.zepra.info
Tiefbauamt des Kantons St.Gallen
Fachstelle Langsamverkehr
Daniel Schöbi
Lämmlisbrunnenstr. 54
CH-9001 St.Gallen
www.tiefbau.sg.ch/home/zentrale/LV
PHS Public
Health Services
Andy
Biedermann
Sulgeneckstrasse 35
CH-3007 Bern
Tel. 031 331 21 22
www.public-health-services.ch
Fussverkehr
Schweiz
Thomas
Schweizer / Pascal Regli
Klosbachstrasse
48
CH-8032 Zürich
Tel. 043 488
40 30
www.fussverkehr.ch
Fragen Sie auch die Vertreter von Mobilservice Praxis Ihres Kantons um Rat.
Verantwortlich für die Ausarbeitung dieses Praxis Beispiels:
Fussverkehr
Schweiz
Thomas
Schweizer / Pascal Regli
Klosbachstrasse
48
CH-8032 Zürich
Tel. 043 488
40 30
Dokumente
Dokumente auf Deutsch
- Schlussbericht 2013 zum Projekt GEMEINDE BEWEGT [PDF, 2.59 MB]
- Projektflyer GEMEINDE BEWEGT [PDF, 284.5 KB]
- Leitfaden 2013 zum Projekt GEMEINDE BEWEGT [PDF, 891.7 KB]
- Grundlagen zur strukturellen Bewegungsförderung 2013 [PDF, 345.3 KB]