Velowegweisung in der Agglomeration Lausanne-Morges
Erstellt am 27.06.2023
Um das Velo als Verkehrsmittel für den Alltag zu fördern, braucht es eine umfassende Herangehensweise, die alle Aspekte rund um das Velo miteinbezieht. Während eine gute Veloinfrastruktur und die Sensibilisierung der Bevölkerung essentiell sind, kann eine Signalisation der Velorouten insb. neuen Velofahrenden helfen, diejenigen Routen zu fahren, die sich am besten als Alltagsverbindungen eignen.
Online Version: https://www.mobilservice.ch/de/2977.html
Profil & Eckdaten
zugeordnete Tags/Schlagwörter
Jährliche Betriebskosten
- gering (bis Fr. 5'000.-)
Investitionskosten
- gering (bis Fr. 10'000.-)
- mittel (bis Fr. 50'000.-)
- hoch (ab Fr. 50'000.-)
Bemerkungen
Der Perimeter für die Signalisation von Alltagsverbindungen sollte sich an den durchschnittlichen Velodistanzen im Betrachtungsraum orientieren, z.B. für Agglomerationen oder Bezirke/Regionen.
Die Realisierungszeit hängt von der Anzahl der Wegweiser und der Grösse des betroffenen Gebiets ab.
Die Kosten für die Realisierung der Signalisation sind in der Regel gering. Jedoch können Zusatzkosten entstehen, falls mit der Installation externe Dienstleister beauftragt werden.
Raumtyp
- Zentrum / Stadt
- Agglomeration
- Ländlich / Dorf
Gemeindegrösse
- < 5'000 Einwohner
- 5'000 - 10'000 Einwohner
- 10'000 - 20'000 Einwohner
- > 20'000 Einwohner
Beispiel
Die Agglomeration Lausanne-Morges
Die Agglomeration Lausanne-Morges ist die erste Agglomeration im Kanton Waadt, die auf ihrem gesamten Gebiet eine Signalisation mit Wegweisern für Velofahrende eingeführt hat. Die Signalisation basiert auf dem Leitfaden «Velowegweisung, ja oder nein? Empfehlungen zur Wegweisung von Alltagsverbindungen und Freizeitrouten für den Veloverkehr» (Velokonferenz Schweiz und Stiftung SchweizMobil, 2017).
Dieses Prinzip der Wegweisung wurde an die geografischen, topografischen und politischen Gegebenheiten der Agglomeration angepasst. Die Velorouten laufen auf vier verschiedene Zentren (Lausanne, Morges, Renens und Pully) zu. Diese radialen Routen wurden durch konzentrische Routen ergänzt, um insbesondere die Verbindungen zwischen dem Norden und dem Westen von Lausanne zu gewährleisten.
Beschreibung
Hintergrund
Mit dem Ziel, die Kontinuität der Velowegweisung ab ihrer Inbetriebnahme und auch bei den nachfolgenden Aktualisierungen zu gewährleisten, wurde eine enge Koordination zwischen den Gemeinden und dem Kanton Waadt unter Nutzung der bestehenden Koordinationsstrukturen angestrebt. Zu diesem Zweck haben die Partner beschlossen, die Bauherrschaft für die Massnahmen, ihren Unterhalt sowie die administrative und finanzielle Verwaltung an den Kanton Waadt (DGMR) zu delegieren.
Angebot
In der Agglomeration Lausanne-Morges wurden insgesamt 857 Velowegweiser aufgestellt, um Velofahrende auf die am besten geeigneten Routen zu leiten.
Zusätzlich zu den üblichen Richtungsangaben enthalten einige Wegweiser auch eine Schätzung der Fahrzeit. Die Angabe der Fahrzeit weicht zwar von den Normenempfehlungen für Signalisationen ab, soll aber die Effizienz des Velos für Alltagswege hervorheben. Die Routen werden allf. Änderungen in der Veloinfrastruktur angepasst, insb. beim Bau neuer Querungsanlagen.
Erfahrungen
Wo immer möglich wurden Alltagsverbindungen und Freizeitrouten zusammengeführt und die bestehenden Signalisationen von SchweizMobil verwendet (sofern die ausgewiesenen Ziele identisch sind).
Für Situationen, in denen keine Synergien zwischen Alltagsverbindungen und Freizeitrouten möglich waren, wurde eine klare Abgrenzung in den Signalisationen geschaffen (Wiederholung der SchweizMobil-Routen-Nr., Ort der Beschilderung, vorgezogene Signalisation etc.).
Die 857 Wegweiser wurden zwischen 2020 und 2022 in der gesamten Agglomeration Lausanne-Morges angebracht. Aufgrund dieser noch relativ frischen Umsetzung der Signalisation konnte noch keine Bilanz gezogen werden; die ersten Rückmeldungen sind jedoch positiv.
Wirkung
Umwelt und Energie
Die Einführung einer Velowegweisung steigert die Attraktivität des Velos, indem sie die für Alltagsverbindungen am besten geeigneten Routen hervorhebt. Da die Wegweisung in erster Linie auf neue Velofahrende abzielt, kann sie den Umstieg auf das Velo für Alltagswege erleichtern. Die Umweltbelastung bei der Herstellung neuer Wegweiser ist insgesamt begrenzt, selbst wenn ein neuer Sockel gebaut werden muss.
Gesellschaft
Die Massnahme der Velowegweisung trägt zur Verschiebung des Modalsplit auf das Velo bei, was sich positiv auf die Gesundheit auswirkt. Im Fall der Agglomeration Lausanne-Morges konnte die Beziehung zwischen den kantonalen Behörden und den Velofahrenden dank der starken Einbindung des Verbands Pro Velo in das Projekt (für Dienstleistungen und Expertise vor Ort) gestärkt werden.
Wirtschaft
Da die von der öffentlichen Hand aufgewendeten Finanzmittel sind in der Regel gering sind, können die Aufträge in den meisten Fällen freihändig oder auf Einladung vergeben werden. Dies bietet den Auftraggebenden die Möglichkeit, lokale oder regionale Anbieter zu bevorzugen.
Werkzeugkasten
Vorgehen
Die Vorgehensweise bei der Realisierung der Massnahme ist eher klassisch: sie umfasst eine Konzeptionsphase, gefolgt von der Ausarbeitung eines Ausführungsprojekts und dessen Umsetzung. Die wichtigsten Besonderheiten des Projekts betrafen seine Organisation und die starke Einbindung des Verbands Pro Velo als Beauftragter und Experte vor Ort.
Mit der Konzeption der Velowegweisung für die Agglomeration Lausanne-Morges hat der Kanton Waadt (DGMR) den Verband Pro Velo Lausanne beauftragt. Diese Wahl erfolgte hauptsächlich aufgrund des Bedarfs an Expert:innen vor Ort, einer entscheidenden Voraussetzung um die Wegweisung nutzerfreundlich zu gestalten.
Pro Velo erstellte auch Videoaufnahmen der zu signalisierenden Routen, damit das mit der Realisation beauftragte Büro den Standort der Wegweiser basierend auf der Sicht der Velofahrenden wählen konnte. Die unten abgebildete Übersicht der Routen sowie die Videos wurden auf einer Webplattform zusammengefasst, um die Arbeit zu erleichtern.
Mit dem Ausführungsprojekt wurde ein Ingenieurbüro beauftragt, das die Übersichtspläne sowie die Installationsanleitungen erstellte. Pro Velo wurde bereits in diese Phase des Prozesses einbezogen, indem sie aktiv an der Projektbegleitgruppe teilnahmen (Kohärenz zwischen Ausführungsprojekt und Konzept, Standorte der Wegweiser etc.). Die Pläne für die vertikale Signalisation wurden auf der Grundlage der Übersichtskarte und der Videos erstellt. Auf den vier erstellten Übersichtsplänen sind alle Standorte der Wegweiser hinterlegt und mithilfe einer Nummer verzeichnet. Jeder Nummer entspricht einer Datei, die den Typ des zu bestellenden Schildes, die Halterung etc. angibt. Insgesamt gab es 857 Dateien.
Die Realisierung der Signalisierung erfolgte durch ein Privatunternehmen unter der Leitung des Kantons (DGMR). Pro Velo begleitete auch diese Phase und wurde mit der Durchführung von Feldkontrollen beauftragt, woraufhin die notwendigen Anpassungen und Ergänzungen vorgenommen wurden.
Finanzierung
In Vereinbarungen zwischen dem Kanton und den Gemeinden, die 2019 genehmigt wurden, sind die Grundsätze der Kostenverteilung zwischen den Partnern sowie die Modalitäten der Übertragung der Bauherrschaft geklärt. Die Kosten für das Material und den Unterhalt werden von den Partnern gemäss den geltenden kantonalen Rechtsgrundlagen gedeckt:
- Der Kanton trägt die Kosten für die Wegweiser auf Kantonsstrassen ausserhalb von Ortschaften.
- Die Gemeinden übernehmen die Materialkosten auf Gemeindestrassen und auf Kantonsstrassen innerorts.
Dank der erfolgten Ausschreibung für die grosse Menge an bestellten Wegweisern konnte eine erhebliche Kostenreduktion erreicht werden.
Weitere Informationen
Das Konzept der Wegweisung stützte sich auf den Leitfaden «Velowegweisung, ja oder nein? Empfehlungen zur Wegweisung von Alltagsverbindungen und Freizeitrouten für den Veloverkehr», der 2017 von der Velokonferenz Schweiz und der Stiftung SchweizMobil publiziert wurde.
Weiterführende Links
- Studien und Berichte, die von Velokonferenz Schweiz publiziert werden
- Tool zum Planen von Routen (fr, mit Videoaufzeichnungen)
Dokumente auf Deutsch
Dokumente auf Französisch
Kontaktadressen
Kanton Waadt
Direction générale de la mobilité et des routes (DGMR)
Place de la Riponne 10
CH-1014 Lausanne
Tel. 021 316 71 10
Fragen Sie auch die Vertreter von Mobilservice Praxis Ihres Kantons um Rat.
Verantwortlich für die Ausarbeitung dieses Praxis-Beispiels:
Kanton Waadt – DGMR
Fabian Schwab, Leiter der Fachstelle Velo