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Veloboxen in Lausanne: Überdachte und sichere Veloparkierung im öffentlichen Strassenraum

Erstellt am 02.12.2024

Eine von zehn Veloboxen, die im Quartier France-Maupas aufgestellt wurden. (Foto: Stadt Lausanne) Eine von zehn Veloboxen, die im Quartier France-Maupas aufgestellt wurden. (Foto: Stadt Lausanne)

Seit Dezember 2023 und für die Dauer eines Jahres experimentiert die Stadt Lausanne mit einem Angebot an überdachten und sicheren Veloabstellanlagen (sogenannte Veloboxen) im Stadtteil France-Maupas in der Nähe des Stadtzentrums. Die erste Bilanz zum Ende des Pilotprojekts ist positiv.

Profil & Eckdaten

zugeordnete Tags/Schlagwörter

  • Pendler
  • Velo
  • Einkauf
  • Freizeit

Jährliche Betriebskosten

  • mittel (bis Fr. 20'000.-)
0 5'000 20'000
  • mittel (bis Fr. 20'000.-)

Investitionskosten

  • hoch (ab Fr. 50'000.-)
0 10'000 50'000
  • hoch (ab Fr. 50'000.-)

Raumtyp

  • Zentrum / Stadt

Gemeindegrösse

  • > 20'000 Einwohner

Beispiel

Stadt Lausanne

Wie andere europäische Städte experimentiert auch die Stadt Lausanne seit Dezember 2023 mit einer neuen Lösung für Veloabstellanlagen. Zehn sogenannte Veloboxen wurden Ende 2023 im Stadtteil France-Maupas aufgestellt und standen den Bewohnerinnen und Bewohnern des Quartiers zur Verfügung. Die zehn Boxen ersetzen sechs Autoparkplätze, wobei in jeder Velobox fünf Velos sicher untergebracht werden können. Interessierte mussten ein Jahresabo für CHF 100 abschliessen, wonach die Boxen jederzeit über eine App zugänglich waren. Die Nachfrage nach überdachter und sicherer Veloparkierung im Stadtzentrum, insb. im dicht bebauten Altbau-Viertel France-Maupas ist gross, was sich darin zeigte, dass alle Veloboxen schnell vermietet waren. Eine Umfrage ergab zudem, dass fast alle Nutzenden mit der Leistung vollkommen zufrieden sind und ihr Abonnement bei einer Fortsetzung des Projekts gerne erneuern würden. Nach dem Ende des Pilotprojekts plant die Stadt daher die Einführung der Veloboxen auf dem ganzen Gemeindegebiet.

Beschreibung

Insgesamt wurden zehn Veloboxen mit jeweils fünf Veloabstellplätzen auf sechs Autoparkplätzen aufgestellt. (Quelle: Stadt Lausanne) Insgesamt wurden zehn Veloboxen mit jeweils fünf Veloabstellplätzen auf sechs Autoparkplätzen aufgestellt. (Quelle: Stadt Lausanne)

Hintergrund

Die vielen Hügel mit starker Steigung in der Stadt Lausanne begünstigen den Einsatz von E-Bikes. Diese sind teurer und erfordern daher sichere und geschützte Abstellplätze, da es auch vermehrt zu Velodiebstählen kommt. Das überwiegend aus Altbauten bestehende Viertel France-Maupas wurde für den Pilotversuch ausgewählt, weil es nicht über die entsprechend notwendige Infrastruktur für das Abstellen von Fahrrädern verfügt. Das Viertel weist einen hohen Anteil an Haushalten und Bewohner:innen unter 65 Jahren auf, für die sich das Velofahren anbietet. Jedoch stellt der Mangel an sicheren und überdachten Veloabstellplätzen ein grosses Hindernis für das Velofahren dar. Das Pilotprojekt reagiert auf eine grosse Nachfrage der Bevölkerung und trägt zur Attraktivität des Velofahrens in der Stadt bei, im Einklang mit der nachhaltigen Mobilitätspolitik der Stadt Lausanne.

Angebot

Die Veloboxen sollen das Velofahren in Stadtvierteln ohne sichere Abstellplätze attraktiver machen. (Foto: Stadt Lausanne) Die Veloboxen sollen das Velofahren in Stadtvierteln ohne sichere Abstellplätze attraktiver machen. (Foto: Stadt Lausanne)

Im Dezember 2023 installierte die Stadt Lausanne zehn Veloboxen mit Platz für jeweils fünf Velos im Stadtteil France-Maupas nahe des Stadtzentrums. Die Veloboxen wurden im Rahmen einer freihändigen Vergabe direkt von einem Lieferanten bezogen. Noch im gleichen Monat stellte die Stadt so 50 Veloabstellplätze zur Verfügung, für die ein Jahresabonnement für CHF 100 abgeschlossen werden konnte. Das Zielpublikum waren Anwohnende, die weniger als 200 Meter von einer Velobox entfernt wohnen. Diese wurden im Vorfeld per Post über das Pilotprojekt informiert. Die angebotene Leistung umfasst einen geschützten, sicheren und jederzeit verfügbaren Veloabstellplatz für die Dauer eines Jahres.

Erfahrungen

Die Zwischenbilanz des Pilotprojekts ist ermutigend. Erstens wurde das Projekt von der Bevölkerung sehr gut angenommen, wodurch ein echter Bedarf deutlich wurde. Viele Anfragen konnten nicht erfüllt werden, da keine Plätze zur Verfügung standen. Aufgrund ihrer Sichtbarkeit im Quartier bekundeten auch Bewohnende anderer Quartiere ihr Interesse. Im Rahmen einer Umfrage konnten die Nutzer:innen ihre Erfahrungen mitteilen. Es wurden Verbesserungsmöglichkeiten genannt, wie beispielsweise nicht ausreichend Platz zwischen zwei Velos, kein Platz für Cargo-Bikes, die Reaktionszeit der App oder das Gewicht der Tür, die als etwas zu schwer empfunden wurde. Die Umfrage ergab auch, dass die Abonnent:innen praktisch alle eine akademische Ausbildung haben und von aktiver Mobilität und dem Velo überzeugt sind. 

In Bezug auf das Projektmanagement ist die Stadt mit den Erfahrungen zufrieden und möchte das Projekt dauerhaft etablieren, indem es ab Herbst 2025 schrittweise auf andere Stadtteile ausgeweitet wird. Derzeit wird das Pilotprojekt intern verwaltet, einige Aufgaben sollen jedoch für die breitere Einführung ausgelagert werden. Die Stadt strebt ein Ziel von 1'000 Nutzenden an.

Wirkung

Umwelt und Energie

Die Installation von Veloboxen regt zu einem Modalwechsel an, indem sie das Velofahren in der Stadt dort attraktiver macht, wo die Überlastung durch den motorisierten Individualverkehr die Luftqualität verschlechtert und Lärmbelastung verursacht. In Bezug auf den Energieverbrauch ist das Velofahren, das ganz oder teilweise durch Muskelkraft ermöglicht wird, wesentlich bescheidener als andere Verkehrsmittel. Laut Umfrageergebnissen wurde u.a. eine modale Verlagerung von öffentlichen Verkehrsmitteln auf das Velo beobachtet.

Gesellschaft

Die Veloboxen sind insb. eine Antwort auf ein Sicherheitsproblem, da sie Schutz vor Diebstahl und Beschädigung bieten. So können Velofahrende ihr Fahrrad in aller Sicherheit abstellen. Die Förderung des Velofahrens durch das Angebot von Einrichtungen wie die Veloboxen trägt auch dazu bei, ein günstiges Verkehrsmittel zu unterstützen. Zusätzlich geht das Velofahren mit regelmässiger körperlicher Aktivität einher, die viele Vorteile für die Gesundheit mit sich bringt.

Wirtschaft

Der Schutz, den die Veloboxen bieten, kann insbesondere zum Kauf von E-Bikes anregen, die teurer und diebstahlgefährdeter sind als herkömmliche Velos. Die Nutzung von E-Bikes ist in Lausanne aufgrund der Topografie umso sinnvoller. Darüber hinaus tragen die Veloboxen durch die Förderung des Velofahrens dazu bei, dass die Geschäfte in der Nähe häufiger frequentiert werden, was wiederum die lokale Wirtschaft ankurbelt.

Werkzeugkasten

Vorgehen

Die Veloboxen werden anstelle von Parkplätzen für Autos aufgestellt. (Foto: Stadt Lausanne) Die Veloboxen werden anstelle von Parkplätzen für Autos aufgestellt. (Foto: Stadt Lausanne)

Das Pilotprojekt Velobox startete 2020 und umfasste die folgenden Schritte:

  • Machbarkeitsstudie durch Büro für Mobilität AG (Oktober 2020). 
  • Vorprojekt für den Pilot (Wahl des Viertels, Zielbevölkerung, Wahl des Anbieters) (1. Quartal 2023). 
  • Lieferung + Installation von 10 Boxen im Stadtteil France-Maupas (Dezember 2023). 
  • Bereitstellung von 50 Plätzen für die Bewohner:innen (Dezember 2023). 
  • Bilanz des Pilotprojekts (Management + Zufriedenheit der Empfänger:innen eines Abstellplatzes) (Juni 2024) 
  • Vorentwurf für den Rollout (Auswahl der Stadtteile, Rollout-Strategie, Auswahl der Anbieter, Governance-Modus usw.) (2. Halbjahr 2024). 
  • Aufstellung neuer Boxen in ganz Lausanne (vorauss. ab 2. Halbjahr 2025, wird noch geprüft)

Finanzierung

Die Finanzierung der Veloboxen wurde von der Stadt Lausanne im Rahmen der Stellungnahmen zum «Klimaplan Lausanne» (2020) und zu «Nachhaltige Mobilität I» (2023) sichergestellt.

Marketing

Die Stadt Lausanne hat im Oktober 2023, also zwei Monate vor der Installation der Veloboxen, eine Medienmitteilung veröffentlicht. Für das Pilotprojekt wurde eine eigene Internetseite eingerichtet, auf der häufig gestellte Fragen, eine Gebrauchsanweisung und die allgemeinen Geschäftsbedingungen zu finden waren. Vor der Einführung des Pilotprojekts sind die Bewohner:innen des Stadtteils France-Maupas per Post angeschrieben worden.

Weitere Informationen

Weiterführende Links

Dokumente auf Französisch

Kontakt

Ville de Lausanne
Direction des finances et de la mobilité
Service de la mobilité et de l’aménagement des espaces publics
Rue du Port-Franc 18
CH-1001 Lausanne

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Verantwortlich für die Ausarbeitung dieses Praxis Beispiels: 

Büro für Mobilität AG
Hirschengraben 2
CH-3011 Bern
Tel. +41 31 311 93 63