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Das Mitfahrsystem Taxito: Praxistest im Seetal (AG/LU)

Erstellt am 02.05.2024

Hybrider Taxito-Point im Seetal mit dynamischer Anzeige, mechanischer Stopp-Hand und Sitzgelegenheit (Foto: Taxito AG) Hybrider Taxito-Point im Seetal mit dynamischer Anzeige, mechanischer Stopp-Hand und Sitzgelegenheit (Foto: Taxito AG)

Das spontane Mitfahrsystem Taxito macht mit dem Handy und elektronischen Stelen an Haltepunkten den Individualverkehr öffentlich zugänglich und bietet eine niederschwellige Ergänzung zum öffentlichen Verkehr (ÖV). Es ist speziell für ländliche Regionen mit einem lückenhaften Angebot des ÖV (Bus/Bahn) geeignet. Dank den Haltestellen-Tafeln (sogenannte Taxito-Points) mit Destinationsanzeige ist das Mitfahrsystem für alle gut sichtbar und spontan nutzbar. Die Mitfahrgebühren fallen minimal aus (im Pilotprojekt Taxito Seetal CHF 2.90 pro Fahrt), und registrierten Fahrerinnen und Fahrern wird ein kleiner Unkostenbeitrag (im Pilotprojekt CHF 1.– pro Fahrt) ausbezahlt.

Profil & Eckdaten

zugeordnete Tags/Schlagwörter

  • Pendler
  • Gemeinden
  • Einkauf
  • Unternehmen
  • Freizeit
  • ÖV
  • Auto

Jährliche Betriebskosten

  • gering (bis Fr. 5'000.-)
  • mittel (bis Fr. 20'000.-)
0 5'000 20'000
  • gering (bis Fr. 5'000.-)
  • mittel (bis Fr. 20'000.-)

Investitionskosten

  • mittel (bis Fr. 50'000.-)
  • hoch (ab Fr. 50'000.-)
0 10'000 50'000
  • mittel (bis Fr. 50'000.-)
  • hoch (ab Fr. 50'000.-)

Gemeindegrösse

  • < 5'000 Einwohner
  • 5'000 - 10'000 Einwohner
  • 10'000 - 20'000 Einwohner

Raumtyp

  • Ländlich / Dorf

Beispiel

Beispiel Taxito Seetal (AG/LU)

Mit der Lancierung von Taxito Seetal zeigen die beiden regionalen Entwicklungsträger Lebensraum Lenzburg Seetal und IDEE SEETAL beispielhaft auf, wie über die Kantonsgrenze hinweg innovative Projekte zu Gunsten der Bevölkerung umgesetzt werden. Das spontane Mitfahrsystem Taxito-Seetal wurde im Luzerner und Aargauer Seetal von Juni 2021 bis September 2023 getestet. Am Pilotprojekt beteiligt waren neun Gemeinden mit zwölf Standorten. Sieben von neun Gemeinden führen das Angebot mit Anpassungen ab 2024 für mindestens zwei Jahre weiter. 

Taxito-Point in der Gemeinde Aesch LU bereit zum Starten im Juni 2021 (Foto: Taxito AG) Taxito-Point in der Gemeinde Aesch LU bereit zum Starten im Juni 2021 (Foto: Taxito AG)

Weitere Beispiele von Taxito-Netzen

Im Freiamt im Kanton Aargau ist 2023 ein weiteres Taxito Netz, ausgestattet mit mechanischen Points, in Betrieb gegangen. Finanziert und betrieben wird es von den Gemeinden Merenschwand – Benzenschwil, Mühlau, Sins, Dietwil, Gisikon, Auw, Abtwil und Ballwil mit einem zusätzlichen Taxito-Point in Muri.

Mechanischer Taxito-Point mit Sitzgelegenheit in Benzenschwil im Freiamt (Foto: Taxito AG) Mechanischer Taxito-Point mit Sitzgelegenheit in Benzenschwil im Freiamt (Foto: Taxito AG)

Ausserdem gibt es Taxito auch in der Region Sumiswald im Emmental (BE) und in Chur-Maladers (GR). In Frankreich hat die SNCF von Taxito AG eine Lizenz erworben und betreibt unter dem Namen "top-connecté" ein Netz im Norden und eines in der Region Lyon. In Italien sind aktuell Netze in Trentino, der Lombardei und Ligurien entworfen und stossen auf Zustimmung.

Hinweis: Für weitere Details zu den aktuellen Netzen, Angeboten und Preisen von Taxito können sich Interessierte direkt an Martin Beutler, Taxito AG wenden (siehe Kontaktadresse am Ende des Praxisbeispiels).

Beschreibung

Hintergrund

Im Rahmen des kantonsübergreifenden Entwicklungskonzepts (KEK Seetal) wurden in den vergangenen Jahren für die Region Seetal strategische Entwicklungsziele und konkrete Umsetzungsmassnahmen in den Bereichen Siedlung, Verkehr und Mobilität, Natur- und Kulturlandschaft, Land- und Forstwirtschaft, Wirtschaft, Freizeit sowie Erholung und Tourismus entwickelt. 

Im Bereich Verkehr und Mobilität ist die Verbesserung der Erschliessung der Gemeinden auf der Achse Hitzkirch – Fahrwangen – Meisterschwanden und Anbindung an die S9 (Lenzburg-Luzern) sowie eine Verbindung nach Muri seit langem ein strategisches Ziel des KEK Seetal. Die 2012 erstellte Studie über neue Busangebote auf dieser Achse zeigte jedoch kein ausreichendes Potential für eine konventionelle Buslinie auf. 

Mit Taxito Seetal wurde daher im Rahmen der kantonsübergreifenden Zusammenarbeit KEK Seetal der beiden regionalen Entwicklungsträger IDEE SEETAL und Lebensraum Lenzburg Seetal ein 2.5-jähriges Pilotprojekt lanciert, das im Juni 2021 seinen Betrieb aufnahm. Mit Taxito Seetal wollen die beteiligten Gemeinden (Aesch, Bettwil, Buttwil, Fahrwangen, Hitzkirch, Hochdorf, Meisterschwanden, Muri und Schongau), der Verkehrsverbund Luzern (VVL), der Kanton Aargau und die SBB gemeinsam einen Beitrag für eine nachhaltigere Mobilität in der Region Seetal leisten. 

Netz von Taxito Seetal während der Pilotphase 2021 – 2023 (Graphik: Taxito AG) Netz von Taxito Seetal während der Pilotphase 2021 – 2023 (Graphik: Taxito AG)

Dabei konnte auch auf die Erfahrungen in der Region Luthern/Willisau/Zell (Napfgebiet) zurückgegriffen werden, wo bereits 2013 ein 4-jähriger Pilotversuch mit Taxito durchgeführt wurde und das Angebot bis Ende 2023 in Betrieb war.

Angebot

Taxito Seetal ergänzt den ÖV dank seiner Flexibilität was Abfahrts- und Ankunftszeit und das Streckennetz anbelangt und wird von einem gemeinschaftlichen Solidaritätsgedanken getragen. Das niederschwellige, spontane, technik-gestützte Mitfahrsystem kann von Menschen genutzt werden, die sich nicht mit einem eigenen Auto fortbewegen können oder wollen.

An den Haltestellen mit elektronisch gesteuerten Tafeln kann jede Person, die ein Handy besitzt, ohne Voranmeldung per SMS ihren Fahrwunsch an Taxito übermitteln (Seit Sommer 2022 auch mit einem Zugang via QR-Code). An der Tafel leuchtet danach die gewünschte Destination auf, die für alle vorbeifahrenden Autofahrenden sichtbar ist. Diese können, wie beim traditionellen Autostopp, nun ebenfalls ohne jede Voranmeldung den Fahrgast zu seinem Ziel bringen. 

Die Funktionsweise des Mitfahrsystems Taxito (Graphik: Taxito AG) Die Funktionsweise des Mitfahrsystems Taxito (Graphik: Taxito AG)

Erfahrungen

Unterschiedliche kantonale Rahmenbedingungen
Unterschiedliche kantonale Rahmenbedingungen stellten besondere Herausforderungen an die Umsetzung des Pilotprojekts dar. Da im Kanton Aargau das Angebot von Taxito die Kriterien für das Gesetz über den öffentlichen Verkehr (ÖVG) nicht erfüllt, wurde das Pilotprojekt im Sinne einer einmaligen Anschubfinanzierung durch den Innovationsfonds Mobilitätsmanagement unterstützt. Im Luzerner Seetal konnte Taxito gemäss dem ÖV-Bericht 2018-2021, welcher vom Luzerner Kantonsrat einstimmig genehmigt wurde, als ÖV-Ergänzung eingeführt und die Betriebskosten durch den VVL finanziert werden. Der VVL hat dabei im ersten Betriebsjahr eine Anmeldung pro Tag und Taxito-Point und ab dem zweiten Betriebsjahr mindestens zwei Anmeldungen pro Tag und Taxito als Richtwert vorgegeben. 

Auch was die Verkehrssicherheit der Taxito-Haltestellen anbelangt, besteht zwischen den beiden Kantonen eine unterschiedliche Praxis. Für den Zustieg der Mitfahrenden sind im Kanton Aargau im Gegensatz zum Kanton Luzern entlang von Kantonsstrassen klar definierte Halte- und Zustiegstellen ausserhalb der Fahrbahn notwendig. Betreffend Gestaltung der Taxito-Tafeln sind im Kanton Luzern orange Blink-Leuchten zugelassen, im Kanton Aargau hingegen mussten weisse, nicht blinkende Leuchten installiert werden. 

Taxito-Point mit Markierung und elektronischer Stele im Ortszentrum von Muri AG (Foto: Gabi Lauper Richner) Taxito-Point mit Markierung und elektronischer Stele im Ortszentrum von Muri AG (Foto: Gabi Lauper Richner)

Monitoring
Vom 1. Juni 2021 bis 30. September 2023 wurde vierteljährlich ein Monitoring der Nutzerzahlen erstellt (vgl. Detailtabellen im PDF-Dokument zum Download am Ende des Praxisbeispiels). In dieser Zeit kamen insgesamt 2’375 Vermittlungen zu Stande. Lediglich 39 Mal (= 2%) wurde im System zurückgemeldet, dass keine Vermittlung zu Stande gekommen ist. Bei 1’036 Vermittlungen, also fast der Hälfte, erfolgte jedoch keine Abschlussmeldung, d.h. die Fahrt wurde nicht mit Eingabe der Autonummer bestätigt. Dadurch konnte das eingebaute Sicherheitselement nicht greifen und auch die Wartezeit konnte nicht erfasst werden. 36% der Vermittlungen, also 430, kamen innert 2 Minuten zustande, 344 Personen mussten bis zu 5 Minuten warten und 417 bis zu einer Viertelstunde. 

Der häufigste Abfahrtsort innerhalb der 28-monatigen Versuchsphase ist Mosen (812 x), gefolgt von Aesch (396 x), Gelfingen (263 x) und Fahrwangen (217 x). Als Zielort wurde Aesch 816 x eingegeben, am häufigsten ab Mosen aber auch ab Muri sowie ab Fahrwangen, also auf Strecken, die über keine Busverbindung verfügen. Mosen war insgesamt 271 x Zielort und 224 x wurde einfach Bahnhof als Zielort angegeben. 368 Personen wollten von Gelfingen oder Hochdorf nach Altwis, insbesondere abends. Auch Hitzkirch Dorf (219 x) und Fahrwangen (146 x) sind häufige Zielorte. Weniger genutzt wird Taxito in den Lindenberggemeinden (Bettwil, Buttwil, Schongau). Dies kann daran liegen, dass Taxito in der Pilotphase nur in Richtung Muri, aber nicht in Richtung Seetal angeboten wurde. 

Eine Auswertung der Betriebszeiten des VVL (Datenbasis Oktober 2022 bis Februar 2023) zeigt, dass Taxito vor allem am Nachmittag und am Wochenende genutzt wird, also eher während der Freizeit. Am Wochenende fahren zudem weniger Busse als werktags. In den späten Randstunden (va. zwischen 22 Uhr und 3 Uhr nachts) wird Taxito von Heimkehrenden genutzt, da zu dieser Zeit ebenfalls keine Busse mehr fahren. 

Kundenumfrage VVL
Zur Überprüfung der Zufriedenheit der Fahrgäste sowie der potenziellen Fahrerinnen und Fahrer führte der VVL von Oktober 2022 bis Februar 2023 eine Umfrage unter den Fahrgästen und den registrierten Autofahrenden durch. Die Mitfahrenden wurden mittels regulären Push-SMS von Taxito (mit Link auf die Umfrage), die Autofahrenden mittels persönlichen Briefs (mit Link/QR-Code auf die Umfrage) zur Teilnahme eingeladen. Insgesamt haben sich elf Mitfahrende (Rücklaufquote knapp 3 %) und 35 Autofahrende (Rücklaufquote 22 %, wovon zwei Personen bereits eine Fahrt angeboten haben) an der Umfrage beteiligt. Aufgrund des tiefen Rücklaufs sind keine repräsentativen Aussagen möglich. 

Erkenntnisse aus der Umfrage bei den Mitfahrenden: 

  • Zuverlässigkeit: Mehrheit wurde immer mitgenommen
  • Wartezeit: für Mehrheit gut
  • Nutzungsart: Mehrheit nutzt Taxito als Zubringer/Wegbringer zum/vom ÖV
  • Mobilitätsverhalten: Rund die Hälfte der Befragten verzichtet dank Taxito auf eine eigene Autofahrt
  • Reisezweck: Arbeitsweg, Termine wahrnehmen, Einkauf, Ausgang, Schulweg, Besuche
  • Rückbestätigung Autonummer: Mehrheit hat nicht rückbestätigt, Grund: Autofahrer wollte dies nicht
  • Verbesserungsvorschläge: Mehr Haltestellen, Sitzgelegenheit, bessere Informationen durch Gemeinden
  • Bekanntheit durch: Zeitung, Empfehlung, Gemeindeinfos

Erkenntnisse aus der Umfrage bei den Autofahrenden: 

  • Sicherheitsbedenken sind in der Praxis eher im Hintergrund: Auf die Rückbestätigung der Mitfahrt mit Eingabe der Autonummer verzichten viele.
  • Die Entschädigung ist kein wichtiges Motiv für die Mitnahme: Nur ganz wenige Autofahrende haben ihre Entschädigung eingefordert.
  • Die Taxito-Points sollten ein in sich geschlossenes Netz ergeben mit Hin- und Rückfahrmöglichkeit. So entsteht eine durchgehende Mobilitätslogik, die das System attraktiver macht. 
  • Die Bekanntheit von Taxito könnte gesteigert werden (Infos Gemeinden, Zeitungen, Strassenaktionen).
  • Der Einsatz der teureren elektronischen Tafeln ist nur an denjenigen Standorten zwingend, an denen die Zieldestination nicht auf einer Taxito-Linie liegen (wie z.B. in Gelfingen, wo die Fahrt sowohl in Richtung Fahrwangen als auch in Richtung Meisterschwanden führen kann). Die gewünschte Fahrtrichtung kann elektronisch eingegeben werden und wird dann auf dem Bildschirm eingeblendet. Bei den mechanischen Tafeln ist der Zielort fix aufgedruckt.

Ausblick

Weiterführung Taxito Seetal 2024/2025
Taxito Seetal wird von sieben der neun am Pilotbetrieb beteiligten Gemeinden auf eigene Kosten weitergeführt. Das Taxito-Netz wird dank den Erfahrungen aus dem Pilotbetrieb neu strukturiert und weiter ausgebaut. Die Entwicklung der neuen mechanischen Points sowie die Ergänzung der elektronischen Points mit mechanischen Elementen erlauben zusätzliche Taxito-Points und damit mehr Verbindungen bei kleinerem Budget. Neu werden Verbindungen in beide Richtungen angeboten und wo möglich und erwünscht Sitzgelegenheiten für Wartende angebracht. Die Koordination und das Monitoring erfolgen weiterhin über die KEK Seetal. Damit funktioniert Taxito Seetal weiterhin als regionales, kantonsübergreifendes Mitfahrsystem in Nord-Süd-Richtung zwischen Hochdorf und Fahrwangen und mit einer Ost-West-Verbindung zwischen Mosen und Muri über den Lindenberg.

Elektronischer Taxito-Point mit Handanzeige in Hochdorf (Foto: Taxito AG) Elektronischer Taxito-Point mit Handanzeige in Hochdorf (Foto: Taxito AG)

Finanzierung
Die Vermittlungsgebühr wird auf CHF 1.– pro Fahrt gesenkt. Diese geht zu 100 % an die registrierten Autofahrenden, ansonsten an die Taxito AG, welche den Betrag für Werbemassnahmen für Taxito Seetal einsetzen wird. 

Der Verkehrsverbund hat seinen Beitrag an die Taxito-Netze Luthern und Seetal im Kanton Luzern per Ende 2023 eingestellt. Dies aufgrund der nicht erreichten Nachfrageziele, die der VVL vorgegeben hatte, was zu einem tiefen Kosten-Nutzen-Verhältnis führte. Der Einsatz der kostengünstigeren mechanischen Tafeln stand für den VVL nicht zur Diskussion, da das Monitoring damit ungenauer wird. Der Kanton Aargau kann sich nicht an den Weiterführungskosten von Taxito Seetal beteiligen, da die Anforderungen zur Anerkennung durch das ÖVG nicht gegeben sind.

Wirkung

Umwelt

Taxito unterstützt ein ressourcenschonendes Mobilitätsverhalten, indem die Autos dank den Mitfahrenden besser ausgelastet sind und die Fahrten mit dem vorhandenen ÖV-Angebot kombiniert werden können. Aufgrund der tiefen Nutzerzahlen im Vergleich zur Gesamtmobilität (Zug, Auto etc.) im Raum Seetal konnte keine Veränderung des Modalsplits festgestellt werden.

Gesellschaft

Taxito ist ein Stück Gemeinschaftskultur. Das Mitfahrsystem wird vorwiegend in der Freizeit genutzt sowie für Fahrten von und zu einem Bahnhof oder falls auf der gewünschten Strecke oder zur gewünschten Zeit kein Bus mehr fährt. Weniger geeignet ist Taxito für das Pendeln zur Arbeit oder zu Ausbildungszwecken. In Bezug auf die Sicherheit wurden keinerlei Übergriffe, Unfälle oder Schäden an den Taxito-Points gemeldet.

Aufgrund der Corona-Pandemie und den verfügten Massnahmen konnte Taxito Seetal nicht wie geplant im Frühling 2020 starten und wurde um ein Jahr verschoben. Anfangs März 2021 wurden in den Gemeinden die Taxito-Tafeln montiert. Da der Bundesrat mit seinem Entscheid vom 26. Mai 2021 weitere Öffnungen zuliess, konnte Taxito Seetal am 1. Juni 2021 starten. Insbesondere das erste Betriebsjahr war aber von Covid-bedingten Einschränkungen und Unsicherheiten begleitet.

Wirtschaft

Regionaler Personenverkehr kann nicht wirtschaftlich betrieben werden. Die Transportunternehmen sind auf Abgeltungen von Bund, Kantone und Gemeinden als Besteller des Angebots angewiesen. Es ist deshalb im Sinne der öffentlichen Hand und damit letztlich der Öffentlichkeit, den ÖV möglichst effizient zu betreiben. Im fahrplanmässigen ÖV ist zu beobachten, dass zu Randzeiten und/oder in gewissen Regionen nur wenige Fahrgäste transportiert werden. Die Fixkosten sind aber gleich, ob ein Bus gut ausgelastet oder fast leer ist. Mitfahrsysteme wie Taxito sind eine niederschwellige und unkomplizierte Ergänzung zum traditionellen ÖV-Angebot.

Werkzeugkasten

Vorgehen

Im Folgenden sind die wichtigsten Aktivitäten und Massnahmen zum Aufbau und zur Umsetzung des Pilotprojekts Taxito Seetal aufgeführt:

  1. Konzeptphase:
    - Erarbeitung Konzept durch KEK-Seetal in Zusammenarbeit mit Trafiko AG und Taxito AG
    - Vorstellen Projektidee bei möglichen Partnern (Seetal-Gemeinden, VVL, Kanton Aargau; SBB, weitere)
    - Einreichen Projektantrag bei Partnern und Sicherstellung der Finanzierung
  2. Aufbauphase:
    - Detailplanung Taxito-Points mit den Seetal-Gemeinden
    - Abklären gesetzliche Rahmenbedingungen zu Haltestellen / Haltemöglichkeiten zum Einsteigen
    - Einholen der Bewilligungen der Taxito Standorte unter Einbezug der zuständigen kommunalen und kantonalen Behörden
    - Lieferung und Montage von Tafeln, Inbetriebnahme System und Durchführung von Tests
    - Aufbau der Webseite Taxito-Seetal und Erstellen Kommunikationskonzept
  3. Betriebsphase:
    - Lancierung des Angebots, Eröffnungsevent
    - Regelmässige Werbe- und Marketing-Aktivitäten (Events an Taxito-Standorten, Zeitungsartikel)
    - Regelmässige Wartung der Taxito-Points durch Taxito und Standortgemeinde
    - Regelmässige Sitzungen mit der Steuergruppe (Erfahrungsaustausch, Beschluss Marketingmassnahmen)
    - Monitoring Monatsübersicht der Abfahrts- und Zielorte, Betriebszeiten (1.6.2021 bis 30.9.2023)
    - Kundenumfrage durch VVL (Okt. 22 – Feb. 23) unter Mitfahrenden und unter registrierten Autofahrenden 
  4. Abschluss des Pilotprojekts 
    - Abklärungen zur Weiterführung von Taxito bei beteiligten Partnern
    - Ermitteln Anpassungsbedarf aufgrund Erfahrungen aus Pilotprojekt
    - Berichterstattung und Publikation der Ergebnisse

Finanzierung

Die folgende Auflistung entspricht der Produktepalette und den Preisen der Taxito AG von 2019. Die aktuellen Produkte und Preise 2024 sind im PDF-Dokument zum Download am Ende des Praxisbeispiels aufgeführt. 

Die Umsetzung des 2.5-jährigen Pilotprojekts Taxito Seetal mit den 12 Taxito Points belief sich insgesamt auf CHF 278'000. Darin enthalten sind die einmaligen Installationskosten und die Miete von 12 Taxito-Points (CHF 23'000), die Betriebskosten (CHF 214'000, pro elektronischen Point und Jahr CHF 5'920 zzgl. MwSt.), Aufwendungen für Werbemassnahmen (CHF 27'000) sowie das Monitoring und die Projektleitung (CHF 14'000). 

Finanziert wurde das Pilotprojekt durch den VVL (Übernahme Betriebskosten Teil Kanton Luzern), den Kanton Aargau (Anschubfinanzierung Innovationsfonds Mobilitätsmanagement), die SBB (Anschubfinanzierung), die beteiligten Gemeinden (Kostenbeteiligung Taxito-Points), die KEK Seetal (Anschubfinanzierung, Projektkoordination) sowie durch Einnahmen aus den Vermittlungen. 

Marketing

Zur Bekanntmachung des Angebots und zur Steigerung der Nutzerzahlen wurden verschiedene Gesamtanlässe und Marketing-Massnahmen umgesetzt:

  • 09.09.2021 Start-Event in Aesch LU mit Gastredner Ständerat Damian Müller, Hitzkirch
  • Eigene Website taxito-seetal.ch mit Monitoringzahlen, verschiedene Statements (Taxito-Movies) und FAQ 
  • Flyer, welche in den Taxito-Gemeinden aufgelegt / verteilt wurden
  • Plakatkampagne in den Taxito-Gemeinden (vgl. PDF-Dokument zum Download)
  • Informationen an den SBB-Haltestellen Hochdorf, Gelfingen und Mosen
  • Social Media Online-Werbekampagnen
  • 26.08.2022: Infostände an den einzelnen Taxito-Standorten mit Ballon-Werbung
  • regelmässige Berichterstattung, va. in den Regionalzeitungen Lenzburger Bezirksanzeiger / Seetaler, SeetalerBote und WynentalerBlatt sowie Kantonalzeitungen Aargauer und Luzerner Zeitung, Regionaljournal SRF und weitere
  • Kommunale Informationen für die Bevölkerung auf der Gemeindewebseite und in den Ortszeitungen, sowie Werbeaktionen durch die jeweilige Gemeinde

Weitere Informationen

Weiterführende Links: 

Dokumente auf Deutsch

Kontaktadressen: 

KEK Seetal
Paritätische Begleitgruppe von IDEE SEETAL und Lebensraum Lenzburg Seetal
Gabi Lauper Richner (Vorsitz)
Teichweg 2
CH-5702 Niederlenz
Tel. +41 62 891 55 89

Verkehrsverbund Luzern (VVL)
Luzia Frei, Kommunikationsverantwortliche
Seidenhofstr. 2
CH-6002 Luzern
Tel. +41 41 228 47 23
 

Taxito AG
Martin Beutler
Rabbentalstrasse 59A
CH-3013 Bern
Tel. +41 (0)79 477 99 78
 

Fragen Sie auch die Vertreter von Mobilservice Praxis Ihres Kantons um Rat. 

Verantwortlich für die Ausarbeitung dieses Praxisbeispiels: 

Kanton Aargau
Departement Bau, Verkehr und Umwelt
Abteilung Verkehr, Karin Wasem
Entfelderstrasse 22
CH-5001 Aarau
Tel. 062 835 33 30