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Capital Group

Genf (GE)

Erstellt am 06.06.2023

Der Sitz der Capital Group befindet sich im Zentrum von Genf und ist mit dem MIV schwierig zu erreichen (Foto: Mobilidée). Der Sitz der Capital Group befindet sich im Zentrum von Genf und ist mit dem MIV schwierig zu erreichen (Foto: Mobilidée).

Als Folge des Entscheides, die beiden Genfer Büros im Stadtzentrum zusammenzulegen, beschloss die Capital Group, ein Mobilitätskonzept zu erarbeiten. Damit soll der motorisierte Pendlerverkehr vermieden und alternative Verkehrsmittel gefördert werden, denn der neue Standort bietet nur wenige Parkplätze. Die Besonderheit dieses Mobilitätskonzepts ist, dass ein Budget für nachhaltige Mobilitätsformen eingeführt wurde. Dieses ermöglicht den Mitarbeitenden eine grosse Flexibilität.

Profil & Eckdaten

zugeordnete Tags/Schlagwörter

  • Pendler
  • Fuss
  • Velo
  • Unternehmen
  • ÖV
  • Geschäft
  • Auto

Unternehmensgrösse

  • mittel (50 bis 249 MA)
0 10 50 250
  • mittel (50 bis 249 MA)

Anstoss

  • Aus eigenem Antrieb

Raumtyp

  • Zentrum / Stadt

Ausmass

  • Betriebsintern

Managementsystem

  • Eigenständiges Mobilitätsmanagementsystem (MMS)

Unternehmensbranche

  • Finanzen und Versicherung

Hintergrund

Tätigkeit des Unternehmens

Die Capital Group ist ein US-amerikanisches Finanzdienstleistungsunternehmen, das 1931 in den USA gegründet wurde und Vermögen im Wert von über 2,6 Billionen US-Dollar verwaltet. Sie bietet eine Reihe von Produkten an, die auf aktives Investmentmanagement ausgerichtet sind. 

Die Capital Group hat über 8’000 Mitarbeitende in weltweit 32 Niederlassungen in Amerika, Asien, Australien und Europa. Der Sitz in Genf verfügt über rund 130 Mitarbeitende. 

Standort / Rahmenbedingungen

Der Sitz der Capital Group befindet sich am Quai des Bergues im Stadtzentrum von Genf. Die Mitarbeitenden wohnen in den Kantonen Genf und Waadt oder sind Grenzgänger:innen aus den angrenzenden französischen Regionen. 50% der Mitarbeitenden wohnen weniger als 11,9 km von ihrem Arbeitsplatz entfernt. 

LV

Auch wenn der Verkehr in Genf teilweise zähfliessend ist, verfügt die Stadt über qualitativ hohe Veloinfrastruktur, die immer besser wird. Seit 2022 ist der Quai des Bergues eine Fussgängerzone. Eine Erreichbarkeitsanalyse des Beratungsunternehmen Mobilidée hat gezeigt, dass 42 % der Mitarbeitenden theoretisch zu Fuss, mit dem Velo oder dem E-Bike zur Arbeit kommen könnten. 

ÖV

Der Standort verfügt über eine gute Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz. Der Bahnhof Genf, ein wichtiger Knotenpunkt im Schweizer Verkehrsnetz, ist in 8 Minuten zu Fuss erreichbar (600 m). Mehrere Bus- und Tramlinien befinden sich in unmittelbarer Nähe. Somit können zwei Drittel der Mitarbeitenden der Capital Group den Standort per öV gut erreichen, das heisst sie sind mit dem öV schneller, gleichschnell oder wenige Minuten langsamer als mit dem Auto. Fast 40 % der Mitarbeitenden können den Standort mit dem öV in weniger als 30 Minuten erreichen. 

MIV

Die Erreichbarkeit des Stadtzentrums ist für den MIV schwierig aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens. Ausserdem gibt es vor Ort nur wenige Parkplätze. 

Ausgangslage / Motivation

Verschiedene Aspekte waren für die Capital Group ausschlaggebend für die Einführung eines Mobilitätskonzeptes:

  • Die Hauptmotivation war die Zusammenlegung des weniger zentralen Standorts an der Avenue du Bouchet mit jenem im Stadtzentrum am Quais des Bergues.
  • Capital Group beauftragte daraufhin das Beratungsunternehmen Mobilidée, ein Konzept zur Vermeidung von motorisiertem Pendlerverkehr zugunsten alternativer Verkehrsmittel vorzuschlagen.
  • Am neuen Standort gab es nur wenige und teure Parkplätze.

Für den Mobilitätsplan wurden drei Ziele festgelegt:

  • Umweltfreundliche, flexible und nachhaltige Mobilitätslösungen zu fördern, die leicht zu verwalten sind.
  • Die Mitarbeitenden bei der Änderung ihrer Gewohnheiten zu begleiten.
  • Das Mobilitätsangebot an hybrides Arbeiten anzupassen.

Massnahmen

Stand: 2023

Mobilitätsmanagementsystem

Im Zusammenhang mit einem früheren Standortwechsel wurde bereits 2012-2013 eine Mobilitätsstudie erarbeitet und in diesem Rahmen wurden Interviews mit Mitarbeitenden geführt. 

Das aktuelle Mobilitätskonzept ist zwischen 2021-2022 entstanden. Es trat Anfang 2023 in Kraft. Die Besonderheit des Konzepts besteht darin, dass es als zentrale Massnahme ein Budget für nachhaltige Mobilität enthält. 

  • Vorgehen:
    1) Analyse der Rahmenbedingungen
    2) Umfrage zur Mobilität der Mitarbeitenden
    3) Analyse der Erreichbarkeit per öV, zu Fuss und mit dem Velo
    4) Entwicklung von Massnahmen
    5) Umsetzung Anfang 2023.
  • Begleitung, Entwicklung und Kontrolle durch Mobilitätsbeauftragte. Die Personalabteilung und die technischen Dienste teilen sich die Aufgaben im Bereich Mobilitätsmanagement. 
  • Für das Mobilitätsmanagement werden verschiedene Systeme verwendet. Eine interne Website, die bereits zur Verwaltung von anderen Mitarbeitenden Benefits eingesetzt wird, wird auch eingesetzt um das Mobilitätsbudget der Mitarbeitenden zu verwalten.
  • Dialog mit den Mitarbeitenden, um das Mobilitätskonzept zu optimieren.

Bauliche Massnahmen

  • Ladestation für Elektrofahrzeuge (Massnahme noch nicht umgesetzt)
  • Schliessfächer und Duschen sind vorhanden
  • Überdachte und sichere Abstellmöglichkeiten für Velos sind vorhanden, sie sind beim Parkplatz für Autos. Es ist möglich, den Lift zu benutzen, um zu den Veloabstellplätzen zu gelangen (temporäre Situation).

Organisatorische Massnahmen / Anreize

  • Eine zentrale Massnahme ist das nachhaltige Mobilitätsbudget im Wert von 2‘000 CHF pro Jahr, mit dem Mobilitätsleistungen bezogen werden können. Das Mobilitätsbudget kann für Pendler- und Geschäftsreisen, sowie teilweise auch für Privatreisen genutzt werden. Der Einsatz muss begründet werden und die Rückerstattung erfolgt gegen Vorlegen eines Beleges. Das Mobilitätsbudget ist steuerpflichtig, ausser für das Abonnement der Transport Public Genevois (für in Genf ansässige Personen).
  • Mit dem Mobilitätsbudget können SBB-Abonnements gekauft werden: das Halbtaxabo, Tages-, Wochen- und Monatstickets sowie Abonnements für den Tarifverbund Unireso.
  • Auch P+R-Abonnements können mit dem Mobilitätsbudget erworben werden.
  • Das Mobilitätsbudget kann für Taxifahrten eingesetzt werden. 
  • Motorrad-Parkplätze (CHF 125.-/Monat) können mit dem Mobilitätsbudget bezahlt werden.
  • Velo-Bonus: Zulagen für Personen, die mit dem Velo zur Arbeit fahren. 
  • Organisation von Velo-Checks (Massnahme noch nicht umgesetzt).
  • Bewirtschaftung von Parkplätzen: 10 von 26 Plätzen sind für eine jährliche Miete verfügbar. Der Preis für einen Parkplatz beträgt CHF 334 pro Monat.
  • Die übrigen Plätze stehen für gelegentliche Buchungen zur Verfügung und kosten CHF 35.- pro Tag. Es sind maximal vier gleichzeitige Buchungen möglich. Die Verfügbarkeit kann nicht garantiert werden.

Information und Bewusstseinsbildung

  • Im Intranet sind alle Informationen zum Mobilitätsmanagement verfügbar.
  • Informationen zum Standort und der Verfügbarkeit von P+R-Anlagen.

Wirkungen

Verkehr

Die Anzahl der Parkplätze wurde von 50 auf 26 reduziert. 

Umwelt

Noch keine Informationen zur Auswirkung auf die Umwelt verfügbar. 

Finanzen

Die Kosten für die Einführung des Mobilitätskonzepts waren Teil des Budgets für die Zusammenlegung der Standorte. Die jährlichen Kosten für das Mobilitätsbudget betragen ca. CHF 200'000 und sollten CHF 280'000 nicht überschreiten. 

Gesellschaft

Bereits vor der Einführung des Mobilitätskonzepts nutzten die Mitarbeitenden die öffentlichen Verkehrsmittel relativ häufig. Sie waren motiviert, mit alternativen Verkehrsmitteln statt dem MIV zur Arbeit zu reisen, und zeigten sich auch offen, als es um die Erhöhung der Parkgebühren ging. Die Einführung des Mobilitätsbudgets wurde sehr positiv aufgenommen, da es Flexibilität bringt und erlaubt, verschiedene Verkehrsmittel zu kombinieren. 

Projekteffizienz

Das Mobilitätskonzept trat Anfang 2023 in Kraft. Deshalb ist es noch zu früh, um klare Aussagen zur Wirkung zu treffen. 

Erfahrungen

Erfolgsfaktoren

  • Die Flexibilität, die das Mobilitätsbudget ermöglicht.
  • Die gute Erreichbarkeit mit dem öV und dem Langsamverkehr.
  • Das Mobilitätsbudget, mit dem ein öV-Abonnement (Unireso, Léman Express, SBB) oder P+R finanziert werden kann.
  • Kommunikation

Hemmnisfaktoren

  • Personen, die in abgelegenen Gebieten mit schlechter öV-Anbindung wohnen.
  • Eine gewisse Angst vor Veränderungen. Die Einführung des Mobilitätskonzepts warf viele Fragen auf.

Weitere Informationen

Dieses Unternehmensbeispiel wurde in Anlehnung an die Beispiele der SVI-Studie 2004/045 "Mobilitätsmanagement in Betrieben: Motive und Wirksamkeit" (2008) für die Beispielsammlung auf Mobilservice aufbereitet. 

Die Erarbeitung und Übersetzung entstanden 2023 in Zusammenarbeit mit dem Fachverband Mobility Management Suisse MMS und wurde durch die finanzielle Unterstützung von EnergieSchweiz ermöglicht.

Weiterführende Links