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Paul Scherrer Institut PSI

Villigen (AG)

Erstellt am 07.12.2009
Aktualisiert am 25.11.2019

Das Paul Scherrer Institut PSI am Aareufer in Villigen (Foto: PSI) Das Paul Scherrer Institut PSI am Aareufer in Villigen (Foto: PSI)

Im Dezember 2017 konstituierte sich am PSI eine Arbeitsgruppe zum Thema Mobilität (AG Mobilität), um das Mobilitätskonzept des PSI aus dem Jahr 2010 zu überarbeiten. Die Aktualisierung des Mobilitätskonzeptes geschah aufgrund der gegenüber 2010 veränderten Rahmenbedingungen und im Bemühen einer konsequenteren Ausrichtung am Energieleitbild des PSI. Übergeordnetes Ziel der AG Mobilität ist es, die effiziente, umweltschonende und sozialverträgliche Abwicklung der Mobilität im Rahmen der Tätigkeiten am PSI zu fördern.

Profil & Eckdaten

zugeordnete Tags/Schlagwörter

  • Pendler
  • Velo
  • Unternehmen
  • ÖV
  • Geschäft
  • Auto

Unternehmensgrösse

  • gross (ab 250 MA)
0 10 50 250
  • gross (ab 250 MA)

Anstoss

  • Aus eigenem Antrieb

Managementsystem

  • Einzelmassnahmen, keine Einbettung ins Managementsystem (MS)
  • Integration in bestehendes Umweltmanagementsystem (UMS)

Ausmass

  • Betriebsintern

Raumtyp

  • Ländlich / Dorf

Unternehmensbranche

  • Beratung und Dienstleistung

Hintergrund

Tätigkeit des Unternehmens

Das Paul Scherrer Institut PSI ist das grösste Forschungszentrum für Natur- und Ingenieurwissenschaften der Schweiz und gehört zum ETH-Bereich. Das PSI arbeitet national und international eng mit Hochschulen, anderen Forschungsinstituten und der Industrie zusammen. Es betreibt Spitzenforschung in den Bereichen Materie und Material, Mensch und Gesundheit sowie Energie und Umwelt. Insgesamt beschäftigt das PSI rund 2'100 Personen. Berücksichtigt man den erweiterten am PSI tätigen Personenkreis muss man von gesamthaft 2'500-2'600 Personen ausgehen, welche regelmässig ans PSI pendeln.

Standort / Rahmenbedingungen

Das PSI liegt etwa in der Mitte zwischen den Städten Zürich und Basel, in den Aargauer Gemeinden Villigen und Würenlingen direkt an der Aare und umfasst ein Areal von gesamthaft 37 ha. Nahe gelegene Städte und Bahnstationen sind Baden, Brugg und die Station Siggenthal-Würenlingen.

LV

Das PSI ist gut und über weite Strecken sicher über das lokale und regionale Fuss- und Velowegnetz erreichbar. Es bestehen aber akute Gefahrenpunkte insbesondere bei verschiedenen Querungen von Kantonsstrassen und der Durchfahrt durch das Dorf Villigen.  Das Areal West kann mit dem privaten Velo befahren werden, auf dem Areal Ost wird dies erst nach dem Umbau von Eingangsschleusen ab voraussichtlich 2020 möglich sein. Die Lademöglichkeiten für Elektro-Velos am PSI werden kontinuierlich und bedarfsgerecht ausgebaut. Das PSI betreibt eine eigene Veloflotte mit 700-800 Velos für die interne Arealmobilität.

ÖV

Trotz der ländlichen Lage ist das PSI lokal recht gut mit dem ÖV erschlossen. Das PSI ist mittlerweile mit zwei Postautolinien (357 und 376) mit jeweils durchgängigen 30-Minuten-Takt (bis 21:00 Uhr Linie 376 bzw. bis 22:00 Uhr Linie 357) angeschlossen. Zusätzlich verkehren in den Stosszeiten am Morgen und am Abend 23 Direktkurse zu den Umsteigebahnhöfen des S-Bahn- und Fernverkehrs Siggenthal-Würenlingen und Brugg.

MIV

Das PSI ist strassenmässig gut erschlossen. Das heutige Parkplatzangebot ist gut ausgelastet. In den Spitzenzeiten kommt es zu Engpässen. Das PSI beabsichtigt, per 2023 die Parkplatzsituation auf dem Westareal mit einem Parkhaus zu entschärfen.

In Zusammenarbeit mit HitchHike stellt das PSI eine institutionelle Carpooling-Plattform zur Förderung von Fahrgemeinschaften zur Verfügung. Auf dieser Plattform kann man Fahrten anbieten oder anfragen.

Ausgangslage / Motivation

Die Gründe für die Einführung einzelner Massnahmen im Bereich des betrieblichen Mobilitätsmanagements waren vielschichtig:

  • Dem PSI lag als umweltbewusste Arbeitgeberin am Herzen, ihre Mitarbeitenden mit attraktiven Angeboten für ein nachhaltiges Verkehrsverhalten zu motivieren (Förderung der Verkehrsmittel des Umweltverbundes: Fuss, Velo, öV, CarSharing etc.)
  • Mit der Einführung des Ressourcen- und Umweltmanagementsystems der Bundesverwaltung (RUMBA) wurde im Jahr 2001 der Arbeits-, Dienst- und Geschäftsverkehr bewusst in die Energieanalyse des PSI mit einbezogen.
  • Für die Mitarbeitenden im Schichtbetrieb gab es am Abend keine Postautoverbindungen mehr vom bzw. zum Betriebsstandort in Villigen.
  • Die   Anforderungen seitens Bund im Hinblick auf einen sparsamen Umgang mit Ressourcen und Energie sind in den vergangenen Jahren stetig gestiegen (Energiestrategie 2050, Energievorbild Bund) und steigen weiter (Klimapaket Bundesverwaltung), Bundes- und kantonsnahe Institutionen sind aufgefordert aktiv eine Vorbildrolle zu übernehmen.
  • Das PSI verfügt aber auch über eine intrinsische Motivation: durch die Forschungstätigkeit übernimmt das PSI Mitverantwortung bei der Bewältigung drängender gesellschaftlicher Herausforderungen. Das Themenfeld Mobilität zählt hierzu.

Massnahmen

Stand: 2019

Mobilitätsmanagementsystem

Das PSI ist mit dem Kanton Aargau und den Nachbargemeinden in einem ständigen Dialog. Durch ein Mobilitätsmanagement wird eine hohe Quote der Benutzung von öffentlichem Verkehr sowie Fuss- und Veloverkehr durch die Mitarbeitenden angestrebt.

  • Seit Mitte der 90er Jahre hat das PSI einzelne Massnahmen im Bereich des betrieblichen Mobilitätsmanagements (-> aktionsorientiertes Vorgehen) eingeführt.
  • Für die Betreuung, Weiterentwicklung und Evaluation der verschiedenen Massnahmen ist der Bereichsleiter Logistik des PSI (Mitglied der Direktion) zuständig.
  • Die einzelnen Massnahmen des Mobilitätsmanagements werden in verschiedenen Medien des PSI (Intranet, wöchentliche Info-E-Mail, Info-Display bei Eingängen, Flyer, Aktionen etc.) beworben.
  • 2018/2019 fand eine Veranstaltungsreihe zur Pendlermobilität statt, um die Mitarbeitenden über den Weg der Vermittlung von wissenschaftlichen Erkenntnissen aus der Forschungstätigkeit des PSI für ein umweltschonendes Mobilitätsverhalten zu sensibilisieren.
  • Der Kanton Aargau finanziert seit dem Fahrplanwechsel 2004 zusätzliche Postautokurse zum PSI mit.
  • Zur Überprüfung der Wirksamkeit der Mobilitätsmassnahmen wurde ein Monitoring im Rahmen einer wissenschaftlichen Begleitstudie mit dem Institut für Nachhaltige Entwicklung der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften über 3 Jahre vereinbart.

Bauliche Massnahmen

  • Optimierung Veloabstellplätze: Die bestehenden Veloabstellanlagen wurden betreffend ihrer Anzahl, Lage und Ausstattung überprüft und optimiert. Des Weiteren werden auch dazugehörige Infrastrukturen wie Garderoben und Duschmöglichkeiten angeboten und den Bedürfnissen der Nutzer angepasst. (umgesetzte Massnahme)
  • Schwachstellen Velo- und Fusswegnetz: Die für das PSI relevanten Schwachstellen wurden in einem PSI-internen Workshop zusammengestellt und beschrieben. Für die Umsetzung von Verbesserungen wird das Gespräch mit den verantwortlichen Stellen (Kanton und Gemeinden) gesucht (2019). (umgesetzte Massnahme)
  • Ladeinfrastruktur Elektroautos: Das bestehende Angebot an Ladestationen für Elektroautos wurde 2019 um 30 auf 45 Plätze erhöht und wird bedarfsabhängig weiter ausgebaut. (umgesetzte Massnahme)

Organisatorische Massnahmen / Anreize

  • Veloverleihsystem: In Zusammenarbeit mit Intermobility AG, einem Anbieter für Veloverleihsysteme wird im Rahmen eines 18-monatigen Pilotprojektes mit 100 Leihvelos, die Tauglichkeit für das PSI geprüft. Bei erfolgreicher Testung soll die eigene Veloflotte reduziert und das Angebot für die Mitarbeitenden dauerhaft ausgeweitet werden. (umgesetzte Massnahme)
  • Mobilitätsbonus: Der Mobilitätsbonus in der Höhe von CHF 360 pro Jahr wird in Form von REKA-Rail-Checks ausbezahlt. (umgesetzte Massnahme)
  • Parkplatzbewirtschaftung/Gebührensystem: Die Parkgebühren betragen seit 1. Mai 2019 CHF 600 pro Jahr und tragen dazu bei, das Ziel einer Lenkung Richtung ÖV/Velo zu erreichen. Jahreskartenbezüger können keinen Mobilitätsbonus beziehen, Tagesparkgebühren sind verhältnismässig hoch angesetzt. (umgesetzte Massnahme)
  • Parkplätze für reine Elektrofahrzeuge werden im Rahmen der Förderung der E-Mobilität derzeit gratis zur Verfügung gestellt. (umgesetzte Massnahme)
  • Mitfahrzentrale: Seit Sommer 2017 gibt es die Webzentrale psi.hitchhike.ch. Das Angebot wird vom PSI als dreijähriges Pilotprojekt von 2017 bis 2019 gefördert. (umgesetzte Massnahme)

Information und Bewusstseinsbildung

  • Signalisation Velo- und Fusswegnetz: Gemeinsam mit der kantonalen Fachstelle Fuss- und Veloverkehr und den Verantwortlichen der Gemeinde Würenlingen und Döttingen wurden der Anschluss von und zum PSI an das kantonale Velonetz und zu den umliegenden Bahnhöfen signalisiert. Velowege wurden partiell neu markiert. (umgesetzte Massnahme)
  • Karten Velo- und Fusswegnetz: Als Hilfestellung für Ortsunkundige (z. B. ca. 5'000 Gastwissenschaftler pro Jahr) wurden einfach lesbare Karten erstellt, welche die empfohlenen Wege von und zum PSI an wichtige Zielorte zeigen. Diese Karten wurden in den Flyer „Mobilität heute“ integriert. (umgesetzte Massnahme)
  • Aktionen und Veranstaltungen: Mit Aktionen und Veranstaltungen wird nachhaltige Mobilität zum Thema gemacht. 2018/2019 lief eine Veranstaltungsreihe „How to get to PSI“. Über den Weg der Vermittlung von wissenschaftlichen Erkenntnissen aus der Forschungstätigkeit des PSI wurden die Mitarbeitenden für ein umweltschonendes Mobilitätsverhalten sensibilisiert. (umgesetzte Massnahme)
  • Infoflyer Mobilität: Die Grundsätze des Mobilitätsmanagements und Informationen zu konkreten Mobilitätsangeboten finden sich in dem Flyer „Mobilität heute – Mobilitätsangebote am PSI“ zusammengefasst. Der Flyer steht allen Mitarbeitenden zur Verfügung und kann neu eintretenden Mitarbeitenden und Gästen abgegeben werden. (umgesetzte Massnahme)
  • Neue Mitarbeitende: Neue Mitarbeitende werden im Rahmen des Einstellungsprozesses über die Grundsätze des Mobilitätsmanagements am PSI und konkrete Mobilitätsangebote informiert. (umgesetzte Massnahme)

Wirkungen

Verkehr

  • Bereits mehr als die Hälfte der Mitarbeitenden kommen mit dem ÖV oder dem Velo zur Arbeit. Das gesetzte Ziel einer Verlagerung von 5-10% der MIV Pendler auf den öffentlichen Verkehr sowie Fuss- und Veloverkehr (bis Ende 2019) konnte mit der Erhöhung der Parkgebühren im Mai 2019 bereits realisiert werden.
  • Seit Sommer 2017 gibt es die Web-Mitfahrzentrale psi.hitchhike.ch. Es haben sich 178 Mitarbeitende (Stand April 2018) registriert, Fahrgemeinschaften haben sich bislang allerdings nur 5 herausgebildet. Das Ziel einer Erhöhung der Anzahl von Fahrgemeinschaften MIV von 5 auf 25/50 konnte im Juni 2019 bereits erreicht werden.
  • Die Parkplatzsituation hat sich entspannt und das Ziel, denjenigen Mitarbeitenden Parkplätze bereitstellen zu können, welche auf das Auto angewiesen sind, konnte mit der Gebührenerhöhung per 1. Mai 2019 ebenfalls umgesetzt werden.
  • Mit dem Veloverleihsystem Velospot am PSI wird das Angebot für die arealinterne Mobilität für die gesamte Mitarbeiterschaft verbessert und ein Anreiz und Angebot geschaffen, kurze Pendlerdistanzen mit dem Velo zurückzulegen.
  • Mit der Inbetriebnahme einer neuen Personen- und Fahrzeugschleuse (voraussichtlich im Jahre 2020) ist mit einer Verbesserung der arealinternen Mobilität zu rechnen.

Umwelt

  • 14 der 65 PSI-eigenen Fahrzeuge und 12 der 17 Stapler sind elektrisch betrieben.
  • Ziel: Steigerung Anteil Elektrofahrzeuge des PSI-Fuhrparkes von 20% auf 50% (2020).

Finanzen

  • Der Mobilitätsbonus beträgt zurzeit CHF 360 pro Jahr (Stand 2019).
  • Der finanzielle Anreiz zum Verzicht auf das Auto liegt bei CHF 960 (Bezug Mobilitätsbonus, Verzicht auf Parkkarte). Mit diesem Vorteil für ÖV-Nutzende von knapp CHF 1‘000 kann davon ausgegangen werden, dass er messbar lenkend wirkt.

Gesellschaft

  • Eine Erhöhung des Mobilitätsbonus ist bei den Mitarbeitenden, die schon auf das Auto verzichten, sehr gut angekommen.
  • Die Erhöhung der Parkgebühren ist bei den Autonutzern verständlicherweise weniger beliebt.
  • Die Sensibilisierung der Mitarbeitenden für eine umweltbewusste und klimaschonende Mobilität wird verstärkt und wird seitens der Mitarbeitenden sehr positiv bewertet.

Projekteffizienz

Die eingeführten Massnahmen werden laufend auf ihre Wirtschaftlichkeit und Wirksamkeit geprüft. Dies wird durch ein Monitoring im Rahmen einer Begleitstudie durch die ZHAW über drei Jahre unterstützt.

Erfahrungen

Erfolgsfaktoren

  • Grundhaltung des PSI als umweltbewusste Arbeitgeberin
  • Vorhandenes Energie- und Umweltleitbild des PSI
  • Gute ÖV-Verbindungen während der Woche
  • Verbesserungen der Veloinfrastruktur für Pendler

Hemmnisfaktoren

  • Ländliche Lage des Standortes
  • Schlechte ÖV-Verbindungen am Wochenende

Weitere Informationen

Dieses Unternehmensbeispiel basiert auf der SVI-Studie 2004/045 "Mobilitätsmanagement in Betrieben: Motive und Wirksamkeit" der ARGE synergo/Tensor (2008). Die Aufbereitung für die Beispiel-Datenbank auf Mobilservice wurde vom Bundesamt für Strassen ASTRA finanziert (2010). Die Aktualisierung und Übersetzung dieses Beispiels wurde mit der Unterstützung durch EnergieSchweiz und aargaumobil ermöglicht (2019).

Weiterführende Links: