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Mobilität zu Corona-Zeiten: Wie sich das Unterwegssein verändert und wie Städte darauf reagieren

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Erstellt am 05.05.2020

Temporärer Radfahrstreifen in Berlin (Foto: SenUVK Berlin) Temporärer Radfahrstreifen in Berlin (Foto: SenUVK Berlin)

Homeoffice, geschlossene Schulen, Läden und Freizeiteinrichtungen - es gibt momentan nicht viele Gründe, ausser Haus unterwegs zu sein. Doch wie genau verändert die Corona-Pandemie unsere Mobilität? Um Antworten auf diese Frage zu finden, führen die ETH Zürich und die Universität Basel das Forschungsprojekt "Mobilitätsverhalten in der Schweiz" (MOBIS) weiter. Die Forscher*innen luden die 3700 Teilnehmenden der MOBIS -Studie, die zwischen September 2019 und Januar 2020 mit einer Tracking-App ihr Mobilitätsverhalten aufgezeichnet hatten, ein, die App erneut zu aktivieren. Diese Daten sollen ermöglichen, das Unterwegssein während der Corona-Zeit mit aktuellen Daten aus "normalen Zeiten" zu vergleichen. Wenig überraschend ist, dass die Anzahl zurückgelegter Kilometer insgesamt deutlich abgenommen hat, um rund 40% gegenüber der Baseline. Erstaunlicher ist hingegen die Tatsache, dass sich Velo-Tagesdistanzen etwa verdoppelt haben, während mit allen anderen Verkehrsmitteln weniger Kilometer zurückgelegt werden, wobei der Rückgang beim öffentlichen Verkehr am deutlichsten ist. Gemäss diesen ersten Resultaten hat in der Schweiz auch der Fussverkehr während der Corona-Pandemie stagniert oder sogar leicht abgenommen, wohingegen eine ähnliche Studie in Deutschland eine deutliche Zunahme der zu Fuss zurückgelegten Distanzen feststellt.
 
Aufgrund dieser Entwicklungen starteten verschiedene Städte weltweit eine pandemiebedingte Verkehrswende. Um der aktiven Mobilität mehr Platz einzuräumen und das Abstandhalten zu erleichtern, schaffen Städte wie Bogotá, New York oder Berlin sogenannte Pop-up-Bikelanes. Mit Baustellenequipment werden neue Velospuren markiert oder bestehende Radwege verbreitert, zum Teil auf Kosten von Parkplätzen. Im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg entstanden in den vergangenen Wochen bereits 8.2 Kilometer temporäre Radverkehrsanlagen und die Senatsverwaltung publizierte in kurzer Zeit ein Grundlagendokument mit Regelplänen. Die Stadt Wien schuf mit temporären Begegnungszonen mehr Raum für Fussgänger*innen und Brüssel begrenzt im Stadtzentrum seit Anfang Mai 2020 die Verkehrsgeschwindigkeit auf 20 km/h. Damit wollen die Städte das Abstandhalten auch nach Lockerung der Ausgangsbeschränkungen für die Bürger*innen erleichtern. Das Thema ist von grossem Interesse: An einem von Cerema organisierten Webinar zu temporären Veloinfrastrukturen nahmen rund 500 Personen teil. Und auch in der Schweiz bewegt sich etwas: Der Kanton Genf will in den nächsten Wochen mehr Raum für aktive Mobilität schaffen und andernorts gibt es weitere politische Vorstösse in diese Richtung.
 
Die Zukunft wird zeigen, inwiefern diese temporären Massnahmen eine längerfristige Verkehrswende initiieren können. Auch stellt sich die Frage, welche Verhaltensänderungen bleiben und welche wieder der alten Normalität weichen. Die Resultate einer repräsentativen Befragung des Instituts für Kommunikation und Marketing der Hochschule Luzern lassen vermuten, dass die Menschen auch nach Corona mehr von zu Hause aus arbeiten werden. Allerdings gaben die Befragten an, dass sie in naher Zukunft wieder mehr Ausflüge in der Freizeit unternehmen wollen.

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