RechercheRecherche ein-/ausklappen

Die 3 Recherchefunktionen für Ihre gezielte Suche in der Mobilservice Datenbank: Stichwortsuche, einfache Suchmaske (Piktogramme) und verfeinerte Suchkriterien (weiter unten).

In welchen Inhalten suchen?
Verkehrsmittel
Verkehrszweck

Auswahl aufheben

Ein Masterplan Velo für die Schweiz? Der Bund setzt vorerst auf die Roadmap Velo

zugeordnete Tags/Schlagwörter

  • Gemeinden
  • Velo

Erstellt am 05.10.2021

Mehr Platz für den Veloverkehr in Schweizer Städten (Foto: Metron Bern AG, Elmar Brülhart) Mehr Platz für den Veloverkehr in Schweizer Städten (Foto: Metron Bern AG, Elmar Brülhart)

Braucht die Schweiz einen nationalen Velo-Masterplan? An die Antwort auf diese Frage hat sich die diesjährige VCS-Fachtagung vom 9. September 2021 in Bern herangetastet. Mehrere Städte in der Schweiz kennen das Instrument eines Velo-Masterplans. Die längjährige Velostadt Basel veröffentlichte 2017 den Masterplan Velo des Kantons Basel-Stadt. 2018 setzte die Stadt Bern im Rahmen ihrer Velo-Offensive (mit dem Ziel der Verdopplung des Veloverkehrsanteils bis 2030) neue Massstäbe mit dem Masterplan Veloinfrastruktur, inkl. Routennetz und konkreter Ausbaustandards. Die Stadt Zürich hat bereits 2012 den ersten Masterplan Velo erarbeitet und im März 2021 die neue Velostrategie 2030 mit entsprechenden Massnahmen (inkl. Tempo 30) präsentiert.

Auch zahlreiche europäische Städte verfügen über ähnliche strategische Instrumente zur Förderung des Veloverkehrs. An der internationalen Konferenz Velo-city 2021 in Lissabon wurden einige vorbildliche Beispiele vorgestellt. So hat sich z.B. die belgische Stadt Leuven klare Modalsplit-Ziele gesteckt (auch um das Klimaneutralitätsziel bis 2050 zu erreichen): Bis 2030 soll der Veloverkehr und die Nutzung des öffentlichen Verkehrs verdoppelt werden, während gleichzeitig der Autoverkehr um 20% reduziert wird. Auf der Massnahmenseite bedeutet das eine klare Umverteilung des öffentlichen Raums zugunsten des Fuss- und Veloverkehrs – mit Fahrradzonen in 75% des Stadtzentrums, mit generell Tempo 30 im ganzen Stadtgebiet, mit einem Veloschnellroutennetz sowie mit weiteren Veloinfrastrukturen und Shared Mobility Services. Und der Erfolg bleibt nicht aus: im Stadtzentrum konnte in drei Jahren (zwischen 2016 und 2019) bereits eine Erhöhung des Veloverkehrs um 44% und eine Verringerung des Autoverkehrs um 19% gemessen werden. Auch die Nutzung der städtischen Buslinien hat merklich zugenommen.

Auch in der Stadt Bern bleibt der Erfolg in der Veloförderung nicht aus: Bereits nach wenigen Jahren sind sowohl baulich im Strassenraum als auch im Mobilitätsverhalten deutliche Verbesserungen spürbar, sichtbar und auch messbar (das Verdoppelungsziel wird wohl deutlich früher erreicht). Gemäss des städtischen Verkehrsplaners Karl Vogel an der VCS-Tagung ist der Nutzen des Velo-Masterplans, «dass alle nicht nur wissen, DASS Bern zur Velohauptstadt zu entwickeln ist, sondern auch ganz konkret WIE». Der Erfolg der Stadt Bern fusst also darauf, dass es diesen Masterplan Veloinfrastrukturen gibt und dieser zukünftig noch mit weiteren wichtigen Aspekten der Veloförderung ergänzt wird.

Aber braucht es einen solchen Masterplan Velo auch auf nationaler Ebene? Der VCS sagt JA und nimmt das Modell der Niederlande zum Vorbild. Denn mit einer nationalen Strategie zur Förderung des Velos hat es das Land geschafft, das Velo zur Nr. 1 der Verkehrsträger zu erheben. Auch den Erfolgen in Dänemark liegt eine nationale Strategie mit entsprechendem politischen Wille zugrunde. Der Nationale Radverkehrsplan in Deutschland ging dieses Jahr in die dritte Ausgabe. Gemäss Tilman Bracher verfolgt der «NRVP 3.0» zwar ambitionierte Ziele für den Radverkehr, aber die nötige Reduktion des MIV ist darin nicht (mehr) erwähnt. Immerhin stehen von 2020 bis 2023 diverse Bundesfördermittel von ca. 1.5 Mrd. Euro für Veloprojekte zur Verfügung. Auch in Frankreich ist in Sachen Veloförderung auf nationaler Ebene einiges in Bewegung und in Österreich arbeitet man seit 2015 an der Umsetzung des nationalen Masterplans Radfahren, der gleichzeitig über ein Pendant «Masterplan Gehen» verfügt. Diese Symbiose wird auch von Carsten Hagedorn von der Ostschweizer Fachhochschule in Rapperswil empfohlen, damit die Veloförderung nicht zulasten des Fussverkehrs geht. Zudem sollte der Masterplan möglichst partizipativ aufgegleist werden, z.B. wie bei der Roadmap Elektromobilität des Bundes. Und genau diese Strategie verfolgt nun auch der Bund. Das Bundesamt für Strassen präsentierte an der VCS-Tagung erstmals den Arbeitsstand der «Roadmap Velo». Unter dem Lead des ASTRA soll dieses Gefäss viele Stakeholder und Akteure des Veloverkehrs einbeziehen, ein gemeinsames Zielverständnis erarbeiten, die Aktivitäten in progressiven Städten und Kantonen fördern und besser koordinieren sowie Leuchtturmprojekte initiieren und umsetzen. Ob dieser Weg letztlich in einen nationalen Masterplan Velo mündet, bleibt vorerst offen.

Weitere Informationen

Dokumente auf Deutsch

Dokumente auf Französisch

Dokumente auf Englisch