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Wirtschaftsverkehr und Logistik im urbanen Raum: Erkenntnisse und Handlungsoptionen aus der Forschung

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Erstellt am 02.10.2024

Mehrstöckige Logistikgebäude mit Bahnanschluss, die eine Mischnutzung erlauben, sind die energie- und flächeneffizienteste Lösung.  (Illustration: Rapp AG) Mehrstöckige Logistikgebäude mit Bahnanschluss, die eine Mischnutzung erlauben, sind die energie- und flächeneffizienteste Lösung. (Illustration: Rapp AG)

DHL, UPC, dpd – Sie liefern die bestellte Ware direkt an die Haustür. Der Versandhandel boomt und soll bis 2050 gemäss Verkehrsperspektiven des ARE weiter um 167% steigen - klar, dass damit auch Verkehr, Lärm und CO2-Austoss zunehmen werden? Ganz so einfach ist die Rechnung nicht. Die Rapp AG untersuchte im Rahmen von zwei Studien Herausforderungen und Handlungsoptionen in der Logistikbranche. Diese wurden an der Fachtagung Forschung des SVI am 19. September 2024 in Luzern präsentiert.

Die Nutzung von leichten Nutzfahrzeugen, insbesondere Lieferwagen, hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. In städtischen Gebieten, wo Raum knapp und die Anforderungen vielfältig sind, führt dies zunehmend zu Nutzungskonflikten. Hauptursachen für diese Entwicklung sind das allgemeine Wirtschaftswachstum, der rapide wachsende Onlinehandel mit steigenden Kundenansprüchen, die Reduzierung von Lagerbeständen durch Just-in-time-Lieferungen sowie die verstärkte Bautätigkeit infolge von Bevölkerungs- und Wirtschaftszuwachs. Eine Studie der Firma Rapp hat nun untersucht, welche Bedeutung leichten Nutzfahrzeugen in diesem Kontext zukommt.

Im Zuge des Forschungsprojekts wurden Online-Befragungen bei Fahrzeughaltern, Begleitfahrten mit Lieferwagen und Cargo-Bikes sowie Interviews mit Akteuren der Wirtschaft und Verwaltung durchgeführt. Eine wichtige Erkenntnis aus den Befragungen ist, dass der Versandhandel nur einen Drittel des Lieferwagenverkehrs ausmacht. Die Mehrheit der Lieferwagen in der Stadt wird von Handwerker:innen auf Dienstleistungsfahrten mit oder ohne Ware gelenkt. Ausserdem ist der Wirtschaftsverkehr nicht, wie oft unterstellt, nur Verursacher, sondern auch direkt betroffen von Verkehrsproblemen. So sind der Mangel an Parkiermöglichkeiten für Be- und Entladung der Gefährte sowie Einschränkungen der Lieferzeiten die meistgenannten Herausforderungen. Dadurch entstehen Konflikte mit anderen Verkehrsteilnehmenden, insbesondere dem Velo- und Fussverkehr.

Das Problem sei vor allem die ungenügende Datengrundlage, wie Jan Lordieck (Rapp AG) an der Podiumsdiskussion der Fachtagung betonte. Diese müsse besser werden, um ein Verständnis für den Wirtschaftsverkehr zu schaffen, nur so mache die Umsetzung der vorgeschlagenen Massnahmen Sinn. Dem stimmte auch Franziska Borer-Blindenbacher (Bundesamt für Raumentwicklung) zu und forderte die Umsetzung der Massnahmen im Rahmen von Agglomerationsprogrammen, sodass diese überregional angegangen werden können.

Ein weiteres von der Rapp AG vorgestelltes Forschungsprojekt geht der Frage nach, wie Logistikstandorte flächen- und energieeffizienter gestaltet werden können (FELOG). Durch die Analyse von sieben Demonstrationsprojekten identifizierten die Forscher:innen Erfolgsfaktoren und Hindernisse und erarbeiteten gezielte Massnahmen für die Umsetzung an weiteren Standorten. Die grössten Hebel bestehen bei der Verlagerung des Verkehrs auf die Bahn und des Bauens in die Höhe statt in die Fläche. Allein durch die konsequente Umsetzung von mehrgeschossigen Logistikgebäuden können bis 2050 57% der zusätzlich benötigten Logistikfläche eingespart werden. Die Flächenthematik müsse als Nachhaltigkeitsfaktor stärker in die Aktivitäten einbezogen werden und bei der Planung von Logistikstandorten berücksichtigt werden. Hierfür müssen auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen angepasst und finanzielle Anreize geschaffen werden, denn mehrstöckiges Bauen sei teurer als Bauen in der Fläche, wie Martin Ruesch (Rapp AG) auf dem Podium betonte. Grundsätzlich sei die Erkenntnis wichtig, dass der Wirtschaftsverkehr für unser aller Alltag unverzichtbar ist und dessen Bedürfnisse in der Planung stärker berücksichtigt werden sollten. Die in den beiden Forschungsprojekten erarbeiteten Massnahmen können hierfür als Grundlage dienen.

Weitere Informationen zum gesamten Programm sowie alle Präsentationen finden sich auf der Webseite der SVI Fachtagung Forschung.

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