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Velofahrkurs für Frauen mit Migrationsgeschichte

Erstellt am 04.11.2024

Die Frauen erhalten Instruktionen zum Rechtsabbiegen (Foto: so!mobil). Die Frauen erhalten Instruktionen zum Rechtsabbiegen (Foto: so!mobil).

In Solothurn findet seit 2016 der Velofahrkurs für Frauen mit Migrationsgeschichte statt. Das Projekt soll den Teilnehmerinnen ermöglichen, mehr Bewegungsfreiheit und Selbstständigkeit im Alltag zu gewinnen sowie zur Integration beitragen. Unterstützung beim Velofahren lernen erhalten die Frauen von freiwilligen Helferinnen.

Profil & Eckdaten

zugeordnete Tags/Schlagwörter

  • Pendler
  • Gemeinden
  • Velo
  • Einkauf
  • Freizeit

Jährliche Betriebskosten

  • gering (bis Fr. 5'000.-)
  • mittel (bis Fr. 20'000.-)
0 5'000 20'000
  • gering (bis Fr. 5'000.-)
  • mittel (bis Fr. 20'000.-)

Investitionskosten

  • mittel (bis Fr. 50'000.-)
0 10'000 50'000
  • mittel (bis Fr. 50'000.-)

Raumtyp

  • Zentrum / Stadt
  • Agglomeration
  • Ländlich / Dorf

Gemeindegrösse

  • < 5'000 Einwohner
  • 5'000 - 10'000 Einwohner
  • 10'000 - 20'000 Einwohner
  • > 20'000 Einwohner

Beispiel

Stadt Solothurn

An sechs Kursabenden im Mai bis Juni 2024 lernten zwölf Frauen mit Migrationsgeschichte auf dem Schulhausareal Hermesbühl in Solothurn velofahren. Unterstützt von acht freiwilligen Helferinnen übten sie fleissig anfahren, pedalen und das Gleichgewicht zu halten. Der Velofahrkurs für Frauen mit Migrationsgeschichte ist ein Projekt von so!mobil, Pro Velo Solothurn und Altes Spital Solothurn. Es soll den Teilnehmerinnen zu mehr Bewegungsfreiheit und Unabhängigkeit im Alltag verhelfen sowie die Integration fördern

Beschreibung

Die freiwilligen Helferinnen unterstützen die Teilnehmerinnen mit hilfreichen Tipps, um richtig pedalen und balancieren zu lernen (Foto: so!mobil). Die freiwilligen Helferinnen unterstützen die Teilnehmerinnen mit hilfreichen Tipps, um richtig pedalen und balancieren zu lernen (Foto: so!mobil).

Hintergrund

Viele in der Schweiz lebende Frauen mit Migrationsgeschichte können nur schlecht oder gar nicht velofahren. Durch den Velofahrkurs erschliesst sich den Frauen ein grösserer Raum für Arbeit und Freizeit. Sie können häufiger an Integrationsangeboten teilnehmen und Arbeit ausserhalb ihres Wohnorts annehmen. Dank der neu gewonnenen Mobilität lernen sie ihre Umgebung besser kennen und sind selbstständiger unterwegs. Da sich der Kurs ausschliesslich an erwachsene Frauen richtet, fühlen sie sich gut aufgehoben und sind motivierter, den Kurs zu besuchen. Denn als Erwachsene lernen sie anders als Kinder und haben größeren Respekt vor Neuem. Sicherheit in jeglicher Hinsicht zu vermitteln, ist daher ein zentrales Anliegen des Kurses.

Angebot

Theorielektion mit der Polizei (Foto: so!mobil) Theorielektion mit der Polizei (Foto: so!mobil)

Der Velofahrkurs gliedert sich in zwei Teile: den Grundlagenkurs mit Verkehrskundeunterricht und den Übungskurs. Der Grundlagenkurs wird an vier Abenden à je zwei Stunden durchgeführt und dient dem Erlernen des Anfahrens, Balancierens und Sicherheit auf dem Velo gewinnen. Ehrenamtliche Helferinnen begleiten die Frauen dabei. Am dritten Kursabend findet der Verkehrskundeunterricht mit der Polizei statt. Dieser bereitet die Teilnehmerinnen auf die Ausfahrten in den Quartierstrassen vor. Den Frauen stehen Übungsvelos (kleine Damenvelos) zur Verfügung. Helme sind in der Kursgebühr von CHF 50.- inbegriffen. Im anschliessenden Übungskurs, der an zwei Abenden stattfindet, soll die Fahrkompetenz gesichert und Routine gewonnen werden. Ziel des Kurses ist es zudem, dass alle Frauen am Ende des Übungskurses ein eigenes Velo besitzen. Denn nur so bleiben sie motiviert, zuhause weiter zu üben und regelmäßig velozufahren. Frauen, die noch kein eigenes Velo haben, können während des Velofahrkurses ein für sie passendes Übungsvelo für CHF 50.- kaufen. 

Erfahrungen

Die positiven Rückmeldungen der Teilnehmerinnen bestätigten den Erfolg des Velofahrkurses. «Ich will nach dem Kurs mit dem Velo zur Arbeit fahren», erzählte eine Teilnehmerin des diesjährigen Kurses. Viele Frauen freuen sich zudem, dass sie nun ihren Kindern den Wunsch vom gemeinsamen Velofahren erfüllen können. Somit hält der Kurs, was er verspricht: Er schenkt den Frauen ein Stück Selbstständigkeit und mehr Mobilität im Alltag. Einige Teilnehmerinnen melden sich auch für einen zweiten Kurs an, um weiterhin im geschützten Rahmen Velofahren zu lernen. Unter den freiwilligen Helferinnen gibt es ebenfalls Frauen, die immer wieder mitmachen. Ihnen bereitet es eine grosse Freude, den Teilnehmerinnen bei ihren Fortschritten zuzusehen, sie mit Tipps zu unterstützen und sie auf den Ausfahrten im Quartier zu begleiten. Eine Helferin erfuhr im Gespräch mit den Teilnehmerinnen, dass sie sich im Vergleich zu ihrem alltäglichen Leben, welches häufig innerhalb des Hauses stattfindet, frei fühlen. «Velofahren macht sie selbstbewusster und sie fühlen sich einfach gut dabei.»

Den Helferinnen ist es eine grosse Freude, die Fortschritte der Frauen mitzuerleben  (Foto: so!mobil) Den Helferinnen ist es eine grosse Freude, die Fortschritte der Frauen mitzuerleben (Foto: so!mobil)

Wirkung

Umwelt und Energie

Während vielen Frauen in ihren Ursprungsländern nie das Velofahren beigebracht wurde, können doch einige Auto fahren. Besitzen sie ein Auto, müssen sie dieses auch für kürzere Strecken benutzen, um beispielsweise Einkäufe zu transportieren. Dank des Velofahrkurses können sie nun Einkäufe im Velokorb mitnehmen. Zudem absolvieren viele Frauen den Kurs, um ihren Arbeitsweg mit dem Velo zurückzulegen. Oftmals stehen bei ihnen zwar finanzielle Gründe und nicht die Sorge um die Umwelt für den Umstieg aufs Velo im Vordergrund. Aber die CO2-Emissionen werden trotzdem eingespart.

Gesellschaft

Der Velofahrkurs für Frauen mit Migrationsgeschichte leistet sicher den grössten Beitrag im Bereich der Gesellschaft. Die Frauen entdecken durch die Benützung des Velos ihr Umfeld neu und erhöhen damit ihren sozialen Austausch. Sie können häufiger an Freizeit- und Integrationsangeboten teilnehmen, unternehmen Velofahrten mit ihren Kindern und können längere Arbeitswege zurücklegen. Das Velofahren steigert nicht nur ihre Mobilität, sondern auch ihre Fitness.

Zwölf Frauen aus sechs unterschiedlichen Nationen absolvierten erfolgreich den Velofahrkurs 2024 (Foto: so!mobil). Zwölf Frauen aus sechs unterschiedlichen Nationen absolvierten erfolgreich den Velofahrkurs 2024 (Foto: so!mobil).

Wirtschaft

Oftmals sind unter den Teilnehmerinnen alleinerziehende Mütter, die auf flexible Teilzeitjobs angewiesen sind. Können Sie sich ein Auto oder den ÖV kaum leisten, ist das Velo für sie das günstigste und sinnvollste Verkehrsmittel, um ihren Arbeitsweg zurückzulegen. Dank der grösseren Mobilität werden sie für Arbeitnehmende auch ausserhalb ihres unmittelbaren Wohnorts attraktiver, wodurch sich ihre finanzielle Situation verbessern kann. 

Weiter erwirbt der Velofahrkurs Occasion-Damenvelos vom Velomarkt Solothurn und Grenchen und wendet sich bei der Instandstellung der Velos an lokale Velomechaniker. Können Velos nicht mehr gebraucht werden, gehen sie als Spende für Velafrica an die Velostation Solothurn.

Werkzeugkasten

Vorgehen

Um einen Velofahrkurs für Frauen mit Migrationsgeschichte ins Leben zu rufen, braucht es zuerst einen Partner aus dem Bereich Migration und Integration für die Schulung der Helferinnen und eine Velomechanikerin oder veloaffine Frau aus der Region, die kleinere Reparaturen während des Kurses durchführen kann. Danach sind folgende Schritte zu unternehmen:

  • Projektbeschrieb erstellen für Sponsoring-Anfragen
  • Budget-Planung erstellen
  • Kickoff-Meeting mit Partnern
  • Lokalität für die Durchführung festlegen
  • Bewerbung des Angebots via Multiplikatoren
  • Anfrage Verkehrskundeunterricht bei der Polizei
  • Reservation Raum für Verkehrskundeunterricht
  • Anmeldemanagement einrichten und Übungsunterlagen zusammenstellen
  • Suche nach Damenvelos / grösseren Kindervelos mit tiefem Einstieg und möglichst ohne Rücktritt
  • Rekrutierung von freiwilligen Helferinnen
  • Anschaffung Material (z.B. Helme, Werkzeug, Apotheke, Übungsgegenstände)
  • Schulung der Helferinnen
  • Einladung Medien an Velofahrkurs
  • Abschlussberichte verfassen (intern und extern)
  • Rechnungen an Sponsoren stellen
  • Debriefing mit Partner organisieren

Finanzierung

Die Finanzierung basiert hauptsächlich auf Spendenbasis. Dazu werden gemeinnützige Organisation aus der Region um ein Sponsoring angeschrieben. Energiestädte, Gemeinden, Städte und die kantonale Gesundheitsförderung kommen ebenfalls als Geldgeber in Frage. Die Kursgebühren der Teilnehmerinnen sowie die Veloverkäufe am Ende des Kurses sollten einen geringen Beitrag zum Kurs darstellen, um die Gemeinnützigkeit des Projekts nicht zu untergraben. Die Projektleitung und die Partner sollten zudem in der Lage sein, die Eigenleistung für ihren Einsatz selbst zu erbringen. 

Marketing

Die Bewerbung des Angebots läuft am besten via Flyer bzw. Anmeldeformular, das die Integrationsbeauftragten der Gemeinden, sowie diverse weitere Akteuren aus dem Migrationsbereich verbreiten. Zur Rekrutierung von Helferinnen und zur Velosuche lohnt sich ein Aufruf über die Kommunikationskanäle (Social Media, Newsletter, Webseite) der Partner, Sponsoren und weiteren Multiplikatoren aus dem Migrationsbereich (z.B. Sprachschulen).

Weitere Informationen

Weiterführende Links

Dokumente auf Deutsch

Kontakte

Programm so!mobil
c/o Weit&Breitsicht GmbH
Werkhofstrasse 19
CH-4500 Solothurn
Tel. 032 625 00 24
 

Fragen Sie auch die Vertreter:innen von Mobilservice Praxis Ihres Kantons um Rat.

Verantwortlich für die Ausarbeitung dieses Praxisbeispiels: 

Kanton Solothurn
Amt für Verkehr und Tiefbau AVT
Abteilung Verkehrsplanung
Kurt Erni, Leiter Grundlagen Verkehr
Rötihof, Werkhofstrasse 65
CH-4509 Solothurn
www.so.ch