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Inficon AG

Balzers (FL)

Erstellt am 07.12.2009
Aktualisiert am 15.12.2017

Velo Z’Morge am Eingang der Inficon AG in Balzers (Foto: Inficon AG) Velo Z’Morge am Eingang der Inficon AG in Balzers (Foto: Inficon AG)

Der Miteinbezug des Pendlerverkehrs in die Energieanalyse des Umweltmanagementsystems sowie ein Neubau führten bei der Inficon AG zur Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements. Mit der Einführung einer Parkraumbewirtschaftung und eines Ökobonus konnte eine markante Reduktion der alleinigen Autonutzung im Pendlerverkehr erreicht werden.

Profil & Eckdaten

zugeordnete Tags/Schlagwörter

  • Pendler
  • Velo
  • Unternehmen
  • ÖV
  • Geschäft
  • Auto

Unternehmensgrösse

  • mittel (50 bis 249 MA)
0 10 50 250
  • mittel (50 bis 249 MA)

Anstoss

  • Aus eigenem Antrieb

Ausmass

  • Betriebsintern

Managementsystem

  • Eigenständiges Mobilitätsmanagementsystem (MMS)
  • Integration in bestehendes Umweltmanagementsystem (UMS)

Raumtyp

  • Ländlich / Dorf

Unternehmensbranche

  • Produktion von Waren

Hintergrund

Tätigkeit des Unternehmens

Die Inficon AG in Balzers ist Teil der international tätigen Inficon Holding mit weltweit rund 1‘000 Mitarbeitenden. Sie ist führender Hersteller anspruchsvoller Vakuummessgeräte und Sensortechnologien. Am Standort Balzers in Liechtenstein beschäftigt die Inficon AG rund 180 Personen.

Standort / Rahmenbedingungen

Die Firma Inficon AG liegt seit dem Umzug im Jahr 2002 (Neubau) am nördlichen Rand der Gemeinde Balzers (vorher Zentrum). Rund 80% der Mitarbeitenden der Inficon sind grenzüberschreitende Berufspendler aus der Schweiz (70%) und Österreich (9%).

LV

Die Verkehrserschliessung für den Fuss- und Radverkehr hat sich gegenüber dem alten Werk im Zentrum verschlechtert.

ÖV

Die Anbindung an den öffentlichen Verkehr ist sehr gut (LIEMobil). Allerdings ist die Erschliessung durch den ÖV auf der schweizerischen Rheinseite verbesserungswürdig.

MIV

Die Inficon ist strassenmässig gut erschlossen (Anbindung ans Autobahnnetz in allen Richtungen). Seit dem Standortwechsel im Jahr 2002 besteht ein beschränktes Parkplatzangebot auf dem Firmengelände (Aktuell 81 PP in Tiefgarage, 45 PP im Freien, 10 PP für Besucher).

Ausgangslage / Motivation

Im Jahr 1998 hatte die Inficon AG im Rahmen der Zertifizierung ihres Umweltmanagementsystems nach ISO 14001 die Arbeitswege bei der Energieanalyse bewusst mit einbezogen. Dabei verursachten die Arbeitswege bei einem MIV-Anteil von 63% etwa 50% des totalen Energieverbrauchs der Unternehmung. Aus diesem Grund wurde durch die Geschäftsleitung im Jahr 2000 die Reduktion des MIV-Anteils auf 40% als eines der Umweltziele definiert.

Bei der Planung des Neubaus für 300 Mitarbeitende im Jahr 2000 stellte sich die Frage nach der Zahl der Parkplätze: Sollen zwei Tiefgeschosse mit 225 Parkplätzen für 75% der Mitarbeitenden, bei geschätzten Jahreskosten von CHF 2'400.- pro Parkplatz, gebaut werden? Aus ökologischen und ökonomischen Überlegungen entschied man sich, nur ein Parkplatztiefgeschoss mit 100 Parkplätzen (für 40% der Mitarbeitenden) und 25 Parkplätze im Freien zu bauen. Zudem wurde das bestehende betriebliche Mobilitätsmanagement weiterentwickelt.

Massnahmen

Stand: 2017

Bauliche Massnahmen

  • Bau von überdachten Veloabstellanlagen direkt beim Eingang (umgesetzte Massnahme)
  • Einrichtung einer Velo-Reparaturecke (umgesetzte Massnahme)
  • Einrichtung von Garderoben mit Duschen (umgesetzte Massnahme)
  • Reduktion der PP-Zahl am neuen Standort ausgelegt auf ca. 70% der Mitarbeitenden (umgesetzte Massnahme)

Organisatorische Massnahmen / Anreize

  • Duschtücher frei verfügbar (umgesetzte Massnahme)
  • Aktion Velohelm & Spikereifen (umgesetzte Massnahme)
  • jährlicher Mobilitätsbeitrag für Clubmitglieder:
    - Top = CHF 650.-
    - Plus = CHF 450.-
    - Basic = CHF 120.-
    - Abzüge: je CHF 100.- im Nahbereich und für Motorradfahrer (umgesetzte Massnahme)
  • PP-Gebührenmodell inkl. Nutzungsreglement auf der Basis von Zumutbarkeitskriterien für Arbeitsweg ohne Auto (umgesetzte Massnahme)
  • Gratisnutzung von 3 Firmen-Fahrzeugen an Arbeitstagen für Top-Mitglieder (umgesetzte Massnahme)
  • Verlosung von CHF 100.- pro Monat unter Top-Mitgliedern, Mobilitätslotto im Mai (Mitarbeiter kommt nicht allein im Auto = Gewinnchance) (umgesetzte Massnahme)
  • Subventioniertes Personalrestaurant (umgesetzte Massnahme)

Information und Bewusstseinsbildung

  • Teilnahme am Wettbewerb „Mit dem Rad zur Arbeit“ des Verkehrs-Clubs Liechtenstein (VCL), der Liechtensteinischen Industrie- und Handelskammer (LIHK) und der Regierung des Fürstentums Liechtenstein (umgesetzte Massnahme)
  • Bewerbung der Aktion „Radfahren für Ihre Gesundheit“ des VCL (umgesetzte Massnahme)
  • Ideengeber und Organisation der Aktion “autofrei – Spass dabei“ durch die LIHK (umgesetzte Massnahme)

Wirkungen

Verkehr

Die Reduktion des MIV im Pendlerverkehr in % der zurückgelegten Wege betrug zwischen 1998 und 2005 rund 13% und ist seit daher stabil geblieben. Der Anteil der Personen, die alleine mit dem Auto zur Arbeit gelangen liegt gemäss Umfrage 2015 bei 50%.

Umwelt

Seit 1998 konnte der Energieverbrauch der Arbeitswege von 50% auf 35% reduziert werden. Zudem brachte das Mobilitätsmanagement eine Reduktion des CO2-Austosses von 100 t pro Jahr und Einsparungen beim fossilen Energieverbrauch.

Finanzen

  • Kosten für ein Tiefgaragengeschoss mit Mobilitätsmanagement = 320'000 CHF/a
  • Kosten für zwei Tiefgaragengeschosse ohne Mobilitätsmanagement = 440'000 CHF/a

Gesellschaft

Das Mobilitätsmanagement wird bei den Mitarbeitenden sehr positiv aufgenommen. 54% der Mitarbeitenden sind Mitglied im "Inficon Mobilitäts-Club" und profitieren somit von den offerierten Leistungen. Das Mobilitätsmanagement führt bei den Mitarbeitenden zudem zu tieferen Mobilitätskosten, mehr körperlicher Bewegung und somit zu tieferen Krankheitskosten.

Erfahrungen

Erfolgsfaktoren

  • Miteinbezug der Arbeitswege ins Umweltmanagementsystem (ISO 14001)
  • Rückhalt durch die Geschäftsleitung
  • Motiviertes Prozessteam und engagierter Mobilitätsbeauftragter
  • Gleichbehandlung aller Mitarbeitenden betreffend des Arbeitswegs
  • Akzeptanz der Massnahmen bei der deutlichen Mehrheit der Mitarbeitenden

Hemmnisfaktoren

  • Verbesserungswürdige Erschliessung des neuen Standortes für den Veloverkehr
  • ÖV-Unstetigkeiten in den letzten 5 Jahren, z.B. Haltestellen-Einschränkung LIEMobil auf der Schweizer Rheinseite

Auszeichnungen

  • Zertifikat Gold des Preises "Rückenwind, Fahrradfreundlicher Betrieb in Liechtenstein" 2013
  • Zertifikat Silber des Preises "Rückenwind" 2016

Weitere Informationen

Dieses Unternehmensbeispiel basiert auf der SVI-Studie 2004/045 "Mobilitätsmanagement in Betrieben Motive und Wirksamkeit" der ARGE synergo/Tensor (2008). Die Aufbereitung für die Beispiel-Datenbank auf Mobilservice wurde vom Bundesamt für Strassen ASTRA finanziert (2010). Die Aktualisierung und Übersetzung dieses Beispiels wurde mit der Unterstützung durch EnergieSchweiz ermöglicht (2017).

Weiterführende Links: