VF International SAGL
Stabio (TI)
Erstellt am 12.11.2019
In Hinblick auf die Förderung der Nachhaltigkeit im Unternehmen hat VF International SAGL ein Mobilitätskonzept umgesetzt, welches auf die Abnahme und die Verwaltung der Parkplätze sowie die Förderung von Alternativen zur Wahl des Autos auf dem Arbeitsweg fokussierte. Es wurden Massnahmen für die Parkplatzverwaltung, zur Förderung des öffentlichen Verkehrs und des Fuss- und Veloverkehrs sowie betriebliche Shuttlebusse und Smartworking eingeführt.
Online Version: https://www.mobilservice.ch/de/2262.html
Profil & Eckdaten
zugeordnete Tags/Schlagwörter
Unternehmensgrösse
- gross (ab 250 MA)
Anstoss
- Aus eigenem Antrieb
Ausmass
- Betriebsintern
Raumtyp
- Agglomeration
Managementsystem
- Integration in bestehendes Umweltmanagementsystem (UMS)
Unternehmensbranche
- Handel
Hintergrund
Tätigkeit des Unternehmens
VF Corporation steuert 30 informelle und sportliche Bekleidungsmarken und Tausende Shops in der ganzen Welt. Darunter gehören Marken wie Lee, Wrangler, Dickies, Eastpak, The North Face, Napapijri, Vans und Timberland. VF International ist eines des wichtigsten Unternehmens des Modesektors. Das Hauptquartier für den europäischen Markt liegt seit 2013 in Stabio im Südtessin, wofür mehr als 950 Mitarbeitende arbeiten.
Standort / Rahmenbedingungen
Das Hauptquartier von VF International SAGL befindet sich in der Industriezone der Gemeinde Stabio, 500 m vom im Jahr 2014 eröffneten Bahnhof von Stabio. Das Unternehmen hat einen zweiten Standort in Stabio, 2 km in Richtung Varese, vor dem Grenzübergang Gaggiolo, gelegen. Im Hauptquartier arbeiten 800 Personen, am zweiten Standort weitere 150 Personen.
LV
Das Velonetzangebot kann als knapp genügend eingeschätzt werden.
ÖV
VF International SAGL liegt 500 m vom Bahnhof Stabio, wo die Regionalzüge TILO anhalten. Im Halbstundentakt kann das Unternehmen von Como, Varese und Lugano in 20-30 Minuten erreicht werden.
MIV
VF International SAGL befindet sich unweit der Schnellstrasse Stabio-Mendrisio, die zur Autobahn A2 in Mendrisio führt. Die Parkplätze im Unternehmen werden den Mitarbeitenden gegen Gebühr und mit einer klaren Reglementierung zur Verfügung gestellt.
Ausgangslage / Motivation
Unterschiedliche Gründe haben zur Einführung des betrieblichen Mobilitätsmanagements bei VF International SAGL geführt:
- Die Aufgabe eines Parkplatzareals, das von der Gemeinde Stabio bis zur Eröffnung des neuen Bahnhofes temporär zur Verfügung gestellt wurde;
- Geringe Anzahl von Parkplätzen (weniger als einen Parkplatz je zwei Mitarbeitende)
- Ungenügende ÖV-Verbindungen für Mitarbeitende aus Italien
Massnahmen
Stand: 2019
Mobilitätsmanagementsystem
2018 hat VF International ein Mobilitätsplan erarbeitet und entsprechende Massnahmen Schritt für Schritt eingeführt.
- Vorgehen:
(1) Analyse Rahmenbedingungen
(2) Mobilitätsbefragung MA
(3) Verfügbarkeit/Qualität ÖV, Erschliessung Fuss/Velo
(4) Erarbeitung von Push und Pull-Massnahmen
(5) Schrittweise Umsetzung. - Betreuung, Weiterentwicklung und Controlling durch Mobilitätsbeauftragte (80%-Stelle).
- Massnahmen wurde zu Beginn innerhalb des Unternehmens entwickelt (Förderung des ÖV) und später mit Unterstützung eines externen Beraters und deren Dienstleistungstool MobAlt für die Verwaltung von betrieblichen Shuttles ergänzt.
- Die interne Kommunikation ist durch „Top-Down“-Kampagnen geschehen. Dafür wurde auch ein Beratungsbüro beauftragt, das eine Kampagne mit Broschüren, Wettbewerben und Veranstaltungen mit Unterstützung der App MobAlt geführt hat.
- Externer Unterhalt einer Website zum Mobilitätsmanagement und regelmässige Infopoints zu den Massnahmen mit Anwesenheit eines Beraters beim Unternehmen, Wettbewerbe und Infobroschüren.
- Zusammenarbeit mit der Gemeinde Stabio und dem Dipartimento del Territorio des Kantons Tessin.
- Ziel bis 2022: 50% Anteil der nachhaltigen Mobilität beim Pendlerverkehr.
Bauliche Massnahmen
- Velounterstände mit Parkierungssystem (umgesetzte Massnahme)
- Kauf von sechs Velos für Geschäftsfahrten zwischen den zwei Firmensitzen in Stabio (umgesetzte Massnahme)
- Bereitstellung betrieblicher Shuttlebusse aus Como, Olgiate Comasco und Varese mit 2/3 Kursen pro Linie für die Hinwege bzw. für die Rückwege. (umgesetzte Massnahme)
- Im Herbst 2019 wird versucht, ein weiteres Shuttle-Angebot aus Mailand einzuführen. (nicht umgesetzt)
- Reduktion der Anzahl Parkplätze und Einführung der Parkplatzbewirtschaftung mit Tarifen (umgesetzte Massnahme)
Organisatorische Massnahmen / Anreize
- Einführung von Smart Work Technologien mit der Möglichkeit einen Tag pro Woche von zu Hause zu arbeiten (umgesetzte Massnahme)
- Incentives für den Kauf von E-Bikes (umgesetzte Massnahme)
- Förderung der nachhaltigen Mobilität mittels Ausstellungen und Infopoints und durch den Einsatz der App MobAlt für die Entdeckung von Mobilitätsalternativen auf dem Arbeitsweg. E-Bikes wurden kostenlos zum Testen zur Verfügung gestellt. (umgesetzte Massnahme)
- Betriebliche Shuttlebusse inkl. Übernahme der Betriebskosten (umgesetzte Massnahme)
- Jährlicher Mobilitätsbeitrag an Mitarbeitende für das ÖV-Abo Arcobaleno (50% des Jahresabos des Tessiner Tarifverbundes) (umgesetzte Massnahme)
- App-basierte Verwaltung der Parkplätze (umgesetzte Massnahme)
Information und Bewusstseinsbildung
- Kommunikationskampagnen um für Probefahrten mit den Shuttlebussen zu ermutigen (umgesetzte Massnahme)
- Zugriff auf die App MobAlt zur Visualisierung der Mobilitätsalternativen (ÖV, P+R, Carpooling, Shuttlebus, Velo, E-Bike) (umgesetzte Massnahme)
- Regelmässige Informationen zu den Angeboten als Alternative zum Auto, Informationen via E-Mail, Infopoints, Plakate und Broschüren (umgesetzte Massnahme)
- Mobilitätswebsite www.centralemobilita.ch (umgesetzte Massnahme)
Wirkungen
Verkehr
- 20% der Mitarbeitenden nutzen den ÖV für den Arbeitsweg.
- 10% der Mitarbeitenden nutzen Shuttlebusse.
- 10% der Mitarbeitenden macht Homeworking.
- 5% der Mitarbeitenden fahren gemeinsam zum Arbeitsort.
- Zwischen 2017 und 2019 ist der Anteil der nachhaltigen Mobilität im Pendlerverkehr von 5 auf 45% gestiegen.
Umwelt
Die ersten Massnahmen haben zu einer drastischen Abnahme des MIV geführt. Es werden ca. 200 MIV-Fahrten pro Richtung weniger geschätzt.
Finanzen
Die aufwendigen Kosten für den Betrieb des Shuttleangebotes und der Beitrag an die ÖV-Abos werden zum grössten Teil durch die Einnahmen der Parkplatzgebühren gedeckt.
Gesellschaft
Die eingeführten Massnahmen zur Förderung von Shuttlebussen, ÖV-Nutzung, Fuss- und Veloverkehr und Homeworking wurden von den Mitarbeitenden gut angenommen. Die Beschränkung des Parkplatzangebots und die Einführung von Parkplatzgebühren wurden zu Beginn mit Skepsis betrachtet, aber dank der gleichzeitigen Inbetriebnahme von Massnahmen und Incentives durch das Unternehmen wurden sie gut angenommen.
Projekteffizienz
Die eingeführten Massnahmen des Mobilitätsplans haben es erlaubt, die Abhängigkeit der Mitarbeitenden vom Auto für den Arbeitsweg stark zu reduzieren. Die Parkplatzbenutzung durch Mitarbeitende wurde auf etwa 50% reduziert.
Erfahrungen
Erfolgsfaktoren
- Grösseres Angebot an Verkehrsmittel-Alternativen auf dem Arbeitsweg (Shuttlebusse)
- Einführung von unterschiedlichen monetären Anreizen
- Komplementarität zwischen angebotenen Massnahmen und Bedürfnissen der Mitarbeitenden.
- Unterstützung durch die Geschäftsleitung und durch externe Berater.
Hemmnisfaktoren
- Viele Mitarbeitende wohnen in vom ÖV ungenügend bedienten Gebieten
- Mangel an P+R Parkplätzen in der Region
- Bedarf einer hohen Anzahl Mitarbeitender, um die Kapillarität des bestehenden Shuttle-Angebotes zu erhöhen.
VF International hat sich von Beginn an bemüht, den Mobilitätsplan umzusetzen, indem Shuttlebusse aus Italien gratis zur Verfügung gestellt wurden. VF International ist eines der ersten Unternehmen im Tessin, welche vollständig das MobAlt-Modell und ein System von Betriebsbussen für über 200 täglich transportierten Personen umgesetzt hat.
Weitere Informationen
Dieses Unternehmensbeispiel wurde in Anlehnung an die Beispiele der SVI-Studie 2004/045 „Mobilitätsmanagement in Betrieben: Motive und Wirksamkeit“ (2008) für die Beispielsammlung auf Mobilservice aufbereitet. Die Erarbeitung und Übersetzung dieses Beispiels wurde durch die Unterstützung von EnergieSchweiz ermöglicht (2019).
Weiterführende Links:
- VF International SAGL (en): www.vfc.com
- Infos zur Mobilitätszentrale (it): www.centralemobilita.ch
- App MobAlt (it): www.mobalt.ch
- Kantonales Programm für Mobilitätsmanagement in Unternehmen (it): www.ti.ch/mobilita-aziendale
- Download der Studie SVI 2004/045 „Mobilitätsmanagement in Betrieben: Motive und Wirksamkeit“
- Programm MMU von EnergieSchweiz für Gemeinden: www.mobilitaetsmanagement.ch