IBSA (Institut Biochimique SA)
Lugano (TI)
Erstellt am 26.06.2024
Nachhaltigkeit und Innovation sind wichtige Werte für IBSA. Mit der Umsetzung eines betrieblichen Mobilitätskonzepts, das ständig aktualisiert wird und mit der Realisierung der Quartierplanung bis 2035 verbunden ist, soll die Mobilität der Mitarbeitenden immer nachhaltiger werden. IBSA hat eine eigene App eingeführt zur Organisation von Shuttle-Diensten, Massnahmen zur Förderung der öffentlichen Verkehrsmittel und der aktiven und geteilten Mobilität sowie für ein neues Parkplatzmanagement für die Mitarbeitenden.
Online Version: https://www.mobilservice.ch/de/3187.html
Profil & Eckdaten
zugeordnete Tags/Schlagwörter
Unternehmensgrösse
- gross (ab 250 MA)
Anstoss
- Aus eigenem Antrieb
Raumtyp
- Zentrum / Stadt
Ausmass
- Betriebsintern
Managementsystem
- Eigenständiges Mobilitätsmanagementsystem (MMS)
Unternehmensbranche
- Gesundheit und Soziales
Hintergrund
Tätigkeit des Unternehmens
IBSA, Institut Biochimique SA, ist ein multinationales Schweizer Pharmaunternehmen mit Sitz in Lugano. Seine Produktionsstätten und Forschungs- und Entwicklungslabors befinden sich in der Schweiz, Italien, Frankreich und China.
IBSA ist in mehr als 90 Ländern auf 5 Kontinenten vertreten und hat 18 Tochtergesellschaften in Europa, China und den Vereinigten Staaten. Das Unternehmen ist einer der weltweit grössten Akteure im Bereich der Reproduktionsmedizin und einer der Weltmarktführer für Hyaluronsäureprodukte.
Standort / Rahmenbedingungen
Der Hauptsitz der IBSA-Gruppe befindet sich in der Schweiz, im CorPharma-Viertel am Pian Scairolo, dem nachhaltigen Industriegebiet zwischen den Gemeinden Lugano und Collina d'Oro. IBSA verfügt ausserdem über mehrere Standorte, die über das gesamte Sottoceneri verteilt sind, und beschäftigt im Tessin rund 900 Mitarbeitende.
LV
Die Anbindung an das Velonetz ab dem Gebiet Pian Scairolo ist mässig attraktiv. Vom Zentrum der Stadt Lugano aus ist das Areal über Velowege erreichbar, die teilweise vom MIV getrennt sind. Die Gebäude sind über durchgehende Trottoirs zugänglich.
ÖV
Das Gebiet Pian Scariolo ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erschlossen (Bushaltestelle ca. 170 m, Bahnhof Lugano Paradiso 2,6 km entfernt). Die nächstgelegene Bushaltestelle wird von zwei Linien bedient, die im Viertelstundentakt das Stadtzentrum von Lugano und den Bahnhof Lugano Paradiso verbinden. Das grösste Problem der öffentlichen Verkehrsmittel besteht darin, dass sie keine eigene Fahrspur haben und deshalb im Autoverkehr stecken bleiben, wodurch Zuganschlüsse nicht gewährleistet sind.
MIV
Die Verkehrsanbindung von Pian Scariolo ist ziemlich gut; über die Autobahn A2 ist das Areal gut mit den wichtigsten Städten des Kantons Tessin und Italiens (Como, Mailand) verbunden. Das Gebiet ist nicht weit von der Autobahnausfahrt Lugano Sud entfernt, aber auf dieser Strecke kommt es oft zu Stau.
Ausgangslage / Motivation
Die Zunahme der Verkehrsströme und die Umsetzung des CorPharma-Projekts, das zum Ziel hat, die wichtigsten Aktivitäten von IBSA an einem Ort zu zentralisieren, veranlassten das Unternehmen, alternative Lösungen zum Auto für den Arbeitsweg vorzuschlagen. Eine weitere Motivation war, dass das Verhältnis zwischen der Zahl der Mitarbeitenden und den verfügbaren Parkplätzen in den kommenden Jahren immer weiter sinken wird.
Eines der Ziele ist die Zuweisung von Firmenparkplätzen nach genauen Regeln, wobei versucht wird, die Anzahl der Parkplätze auf den tatsächlichen Bedarf des Unternehmens zu begrenzen. Dieser Bedarf wird auch anhand der vorhandenen Mobilitätsalternativen bewertet.
Massnahmen
Stand: 2024
Mobilitätsmanagementsystem
Seit 2016 arbeitet IBSA an der Entwicklung eines eigenen betrieblichen Mobilitätskonzepts und an der Umsetzung der vorgeschlagenen Mobilitätsmassnahmen.
- Vorgehen:
1) Analyse der Rahmenbedingungen
2) Analyse der Mobilitätssituation im Unternehmen
3) Verfügbarkeit/Qualität ÖV, LV-Verbindungen
4) Entwicklung von alternativen Mobilitätsmassnahmen
5) Aktive Parkplatzbewirtschaftung
6) Schrittweise Umsetzung der Massnahmen - Betreuung, Entwicklung und Kontrolle durch Mobilitätsmanager (50%).
- Externe Mobilitätsberatungen durch Mobitrends und Studio Allievi
Bauliche Massnahmen
- Neuordnung der Parkplätze, Schaffung von Motorrad- und Veloabstellplätzen
- Einrichtung einer öffentlichen Bike-Sharing-Station (PubliBike)
Organisatorische Massnahmen / Anreize
Bereits umgesetzte Massnahmen
- Grenzüberschreitender Shuttlebus von Como und lokaler Kleinshuttle mit Anschluss an den Bahnhof Lugano-Paradiso (3 Fahrten am Morgen und 3 am Abend)
- Co-Finanzierung des Jahres- und Monatsabonnements des Tarifverbundes Arcobaleno
- Anreize für PubliBike-Abonnements
- Verwaltung und Information der betrieblichen Mobilitätsmassnahmen über die eigene App IBSA GO, die von Mobitrends SA auf der Grundlage der App Mobalt entwickelt wurde
- Bikecoin-Programm: Anreize für aktiven Mobilität durch ein Punktesammelsystem und Belohnungen für Mitarbeitende
- Förderung von Fahrgemeinschaften durch IBSA GO (Unterstützung zur Bildung von Fahrgemeinschaften und Anreize)
- Drei Monate lang kostenlos E-Bikes und E-Trottinette testen
- Verwaltung der Parkplätze über IBSA GO und Einführung von Nutzungstarifen mit Tagesreservierung, wobei fünf Prioritätengruppen gebildet wurden, die unterschiedlich weit im Voraus buchen können
Vorgesehenen Massnahmen
- Verwaltung der Firmenflotte durch IBSA GO (PW und Velos)
- Verwaltung von Arbeitsplätzen durch IBSA GO
Information und Bewusstseinsbildung
- Förderung der nachhaltigen Mobilität durch Informationsveranstaltungen und Infopoints
- Regelmässige Information über alternative Mobilitätsangebote (News in IBSA GO, Intranet, E-Mails, Poster, Flyer)
- Empfehlungen zu Mobilitätsalternativen auf dem Arbeitsweg (ÖV, P+R, B+R, Fahrgemeinschaften, E-Bikes, Bikesharing) über das IBSA GO Modul Empfehlungen
Wirkungen
Verkehr
Es ist noch zu früh, um endgültige Schlussfolgerungen zu ziehen, da die wichtigsten Massnahmen erst Anfang 2024 eingeführt wurden. Die bereits von der IBSA durchgeführten Kampagnen zur Sensibilisierung für die aktive Mobilität und den öffentlichen Verkehr stossen bisher auf positive Resonanz. Die Shuttle-Nutzenden sind zufrieden und die Kampagne zur Einführung zusätzlicher Formen der gemeinsamen Nutzung von Fahrzeugen (Vanpooling) wurde mit mehr als 100 interessierten Mitarbeitenden gut angenommen. Schätzungen zufolge hat die Einführung der Mobilitätsmassnahmen die Autonutzung um 30 % zugunsten nachhaltiger Verkehrsmittel reduziert.
Umwelt
Die eingeführten Massnahmen haben den Autoverkehr reduziert und zu einer Verringerung der CO2-Emissionen um 20-30 % beigetragen (gemäss Schätzung).
Finanzen
Nachdem das Unternehmen zunächst die Kosten für die Massnahmen trug, konnten die Massnahmen durch die Erhebung von Parkgebühren ab 5 CHF pro Tag vollständig finanziert werden.
Die Einführung einiger Massnahmen wurde durch den Kanton Tessin unterstützt (Beitrag zur Inbetriebnahme des Shuttles von Como über den Förderkredit für betriebliches Mobilitätsmanagement).
Gesellschaft
Die Massnahmen zur Förderung der nachhaltigen Mobilität wurden von den Beschäftigten begrüsst. Obwohl das Personal anfangs sehr kritisch reagierte, wurden die Parkraumbewirtschaftung und die Einführung von Parktarifen bereits zwei Monate nach ihrer Einführung von den Mitarbeitenden gut akzeptiert.
Projekteffizienz
Anfängliche Probleme im Zusammenhang mit der schwierigen Erreichbarkeit des Standorts konnten durch die Einführung von Massnahmen, die auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden zugeschnitten sind, entschärft werden; die ständige Aufmerksamkeit für das Thema Mobilität ermöglicht es, kritische Punkte frühzeitig zu erkennen und mit neuen Massnahmen oder Anpassungen bereits bestehender Lösungen wirksam einzugreifen.
Das integrierte Management der betrieblichen Mobilität, auch über die eigene App IBSA GO, hat die Mitarbeitendenzufriedenheit und die Attraktivität des Unternehmens erhöht.
Erfahrungen
Erfolgsfaktoren
- Personalisierte App IBSA GO als Kommunikations- und Verwaltungsinstrument
- Verbesserung der Anbindung an den öffentlichen Verkehr
- Einführung von Shuttle-Diensten
- Einführung von Anreizsystemen
- Relevanz der vorgeschlagenen Massnahmen für die Bedürfnisse der Mitarbeitenden
- Zusammenarbeit zwischen Unternehmensleitung, externen Beratendenn und der kommunalen und kantonalen Verwaltung
Hemmnisfaktoren
- Fehlen von öffentlichen Verkehrsmitteln auf einigen Pendlerverbindungen und teils Verkehrsprobleme
- Viele Mitarbeitende leben in Gebieten mit schlechter Anbindung an den öffentlichen Verkehr
- Unzureichende Kapazität an P+R-Parkplätzen
- Mangel an sicheren und attraktiven Velo- und Fusswegen
- Bürokratische Hindernisse bei der Umsetzung einiger Massnahmen
Weitere Informationen
Dieses Unternehmensbeispiel wurde in Anlehnung an die Beispiele der SVI-Studie 2004/045 "Mobilitätsmanagement in Betrieben: Motive und Wirksamkeit" (2008) für die Beispielsammlung auf Mobilservice aufbereitet.
Die Erarbeitung und Übersetzung entstanden 2024 in Zusammenarbeit mit dem Fachverband Mobility Management Suisse MMS und wurde durch die finanzielle Unterstützung von EnergieSchweiz ermöglicht.
Weiterführende Links
- Website von IBSA und Informationen zu Nachhaltigkeit bei IBSA (it/en)
- Mobalt-App für das Mobilitätsmanagement, aus der IBSA GO entstanden ist
- Programm für betriebliche Mobilität des Kantons Tessin (it)
- Verordnung über die Gewährung von Subventionen für die betriebliche Mobilität des Kantons Tessin (it)
- EnergieSchweiz: Mobilitätsmanagement in Unternehmen
- Fachverband Mobility Management Schweiz MMS