Wie wirkt sich der individuelle Lebensverlauf auf die Verkehrsmittelwahl aus?
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Erstellt am 02.10.2024
Am 12. und 13. September 2024 fand in Lausanne die siebte Ausgabe der Swiss Mobility Conference statt. Die Veranstaltung wurde gemeinsam vom Labor für Stadtsoziologie der EPFL und dem Institut für Geographie und Nachhaltigkeit der UNIL organisiert. Während dieser zwei Tage hatten Forschende der Geistes- und Sozialwissenschaften die Möglichkeit, ihre Forschungsarbeiten zu verschiedenen Formen der Mobilität zu präsentieren. Die Themen umfassten Life Courses, Migration, Infrastruktur und öffentliche Akzeptanz.
Zum Thema Auswirkungen der individuellen Lebensverläufe auf die Mobilität stellte Aurélie Schmassmann ihre Doktorarbeit vor, die sich mit den Faktoren befasst, welche die Entwicklungen in Bezug auf die Velonutzung (Fortsetzung, Wiederaufnahme oder Aufgabe) beeinflussen. Im Fokus der Untersuchung standen Jugendlichen zwischen 12 und 20 Jahren in Yverdon. In der Schweiz ist ein Rückgang des Radfahrens unter Jugendlichen zu beobachten. Es gibt vier Faktoren, die den Verlauf der Velonutzung von Jugendlichen erklären können. Der erste ist der sozio-familiäre Einfluss. Wenn die Eltern des/der Jugendlichen beispielsweise eine positive oder negative Einstellung zum Fahrradfahren haben, wirkt sich dies auf die Nutzung des Fahrrads aus. Der zweite Faktor bezieht sich auf das Individuum. Die Nutzung des Fahrrads kann je nach Lebensrhythmus der Jugendlichen (Studium, Sport, Aktivitäten) oder ihrem Wunsch nach Unabhängigkeit bei der Fortbewegung gebremst oder verstärkt werden. Der dritte Faktor hängt mit der physischen Umgebung zusammen. Die Topografie, die Infrastruktur oder die Wohnorte haben einen Einfluss auf den Verlauf der Velonutzung eines Jugendlichen. Daher ist es wichtig, das Fahrrad in der Jugendzeit zu verankern, damit es über die Jahre hinweg genutzt werden kann. Schliesslich beeinflusst auch das Geschlecht die Fahrradnutzung bei Jugendlichen. Die Beobachtungen haben gezeigt, dass Mädchen in der Jugend tendenziell weniger Fahrrad fahren. Sie haben auch eine weniger positive Sicht auf das Fahrrad als Jungen.
Eine zweite Forschungsarbeit, die eine Lebensverlaufsperspektive (engl. Life Course Approach) einnahm, stellte Julia-Pearl Aveline vor. Sie befasste sich mit den Auswirkungen von Lebensereignissen auf die tägliche Mobilitätspraxis in Frankreich. Die Studie konzentrierte sich auf Ereignisse im beruflichen Bereich (Änderung der Häufigkeit von Homeoffice, Eintritt oder Austritt aus der Arbeitswelt usw.) und im privaten Bereich (Anzahl der Personen im Haushalt und Umzüge). Nach ersten Analysen scheint es, dass die Menschen dazu tendieren, ihre Verkehrsmittelwahl beizubehalten, auch wenn sie mit Lebensereignissen konfrontiert werden. Stattdessen ziehen sie es eher vor, die Anzahl ihrer Wege zu verändern. In der weiteren Forschung wird es darum gehen, zu verstehen, welche Elemente die Stabilität des Mobilitätsverhaltens trotz der Ereignisse im Lebenslauf erklären.
Weitere Informationen
- Website der Swiss Mobility Conference (en)
- Anmeldung zum OUVEMA-Webinar “Verstehen, wie junge Menschen das Velo nutzen” am 07.11.2024 (fr)
- Mobilservice News Dossier zur Veloförderung bei Kindern und Jugendlichen in Köniz und im Kanton Freiburg (April 2024)
- Mobilservice News Dossier zur Wirksamkeit der Vörderung bei Jugendlichen (September 2020)