Velostrassen in der Schweiz und in Belgien
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Erstellt am 01.02.2019
Komfortable und sichere Strassen, in denen das Velo Vorrang hat? Fünf Städte (Basel, Bern, Luzern, St. Gallen und Zürich) haben das Experiment gewagt und mit Unterstützung des ASTRA zwischen 2016 und 2017 Velostrassen getestet. Diese „Schweizerischen“ Velostrassen wurden mit einem neuen Schild und grossen Piktogrammen am Boden signalisiert. Um die Veloroute zu begünstigen, ist der Verzicht auf den Rechtsvortritt zentral, der normalerweise in den Tempo-30-Zonen gilt. Kürzlich publizierte das ASTRA den Analysebericht dieser Pilotversuche. Velostrassen sind in verschiedenen europäischen Ländern sehr beliebt. Um diese Neuentwicklung zu evaluieren, wurden quantitative Erhebungen (zum Verkehrsaufkommen von Velos und Motorfahrzeugen und zu Geschwindigkeiten) sowie Umfragen bei NutzerInnen durchgeführt. Dabei wurde festgestellt, dass sich die Anzahl der Velofahrenden erhöhte, bei einigen Strassen gab es auch eine Zunahme des MIV. Die Geschwindigkeiten veränderten sich kaum und es gab keinen Unfall, der auf dieses neue Verkehrsregime zurückzuführen wäre. Die Umfrage zeigte, dass die Velostrassen von den Nutzenden sehr gut angenommen wurden, auch wenn die Hälfte von ihnen die Finessen in Bezug auf die Verkehrsregeln nicht verstand.
Der Bericht kommt zum Schluss, dass die Auswirkungen dieser Velofördermassnahme begrenzt sind. Einerseits gibt es keinen grösseren Nachteil, der nicht behoben werden könnte. Die Anzahl der getesteten Strassen war jedoch zu gering, um fundiertere Erkenntnisse zu gewinnen. Das ASTRA wird nun gemeinsam mit Fachleuten und Verbänden diskutieren, wie es mit dieser Massnahme und ihrer möglichen Festschreibung im Gesetz weitergehen soll.
Während die Schweiz Velostrassen testet, sind andere Länder schon ein Stück weiter. Die Region Brüssel hat bereits eine Empfehlung publiziert für die Gestaltung und Umsetzung von Velostrassen. Anhand von folgenden Eckwerten lässt sich beurteilen, ob sich eine Strasse für diese Massnahme eignet: Ein Maximum von 2000 Fahrzeugen und ein Minimum von 2000 Velos pro Tag sowie eine Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h. Tatsächlich zeigen die Tests aus Belgien, dass die Einführung von Velostrassen die Funktionsweise der Strasse nicht wesentlich ändert. Um die positiven Auswirkungen der Massnahme zu maximieren, müssen die Velowege dank eines farbigen Belags und Piktogramm-Markierungen gut gekennzeichnet sein. Ausserdem wird empfohlen, die Breite zu beschränken und Anpassungen vorzunehmen bezüglich Geschwindigkeiten und Vortritten in Kreuzungen.
Weitere Informationen
- Mobilservice News Dossier zu Veloschnellrouten für die Schweiz (Oktober 2016)
- Mobilservice News Dossier zu Cycle Superhighways, Cykelsuperstier und Velobahnen (Februar 2014)
Dokumente auf Deutsch
- ASTRA: Bericht zum Pilotversuch Velostrassen (Januar 2019) [PDF, 19.95 MB]
- ASTRA: Faktenblatt Velostrassen (Januar 2018) [PDF, 561 KB]